Das Projekt MeTiWoLT II („Mehr Tierwohl für Legehennen in Thüringen II") beschäftigte sich im Zeitraum von April 2020 bis März 2023 intensiv mit der Untersuchung von Brustbeinveränderungen bei Legehennen. Der Thüringer Geflügelgesundheitsdienst, in Zusammenarbeit mit dem Thüringer Geflügelwirtschaftsverband e.V., begleitete über die Projektlaufzeit 10 Legehennenherden und sammelte Daten zum Brustbeinstatus im Verlauf der Legeperiode und den möglichen Einflussfaktoren der Entstehung von Brustbeinveränderungen.
Der Grundstein für Verhaltensweisen und Leistungen der späteren Legehennen wird in der Aufzuchtphase gelegt und erfordert viel Fachwissen und Erfahrung. Fehler, die in dieser Phase gemacht werden, lassen sich später in der Legeperiode in der Regel nicht mehr korrigieren. Daher ist die frühe Erkennung von Federpicken und/oder Kannibalismus und die unverzügliche Einleitung von Schritten zur Unterbindung der Verhaltensstörungen essentiell.
Seit Anfang des Jahres 2022 sind die Junghennenpreise in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen. Ursachsen dafür sind das Verbot des Kükentöten (vor allem die Bruderhahnaufzucht oder die Geschlechtsbestimmung im Ei), die hohen Futtermittelpreise sowie die deutlich höheren Lohn- und Energiekosten. Daher wächst das Interesse der Landwirt:innen die Nutzungsdauer der Legehennen zu verlängern, um die gestiegenen Anschaffungskosten für Jungtiere über eine höhere Anzahl verkaufter Eier zu kompensieren. Dies kann u. a. durch eine verlängerte Legeperiode oder mit Hilfe einer induzierten Legepause (Mauser) erfolgen.
Jedes Jahr schlüpfen ca. 45 Millionen männliche Küken der Legelinien in Deutschland. Die als „Bruderhähne“ bezeichneten männlichen Legehennen-Küken weisen einen geringen Fleischansatz auf und wurden bis vor kurzem als Eintagsküken getötet. Mit dem steigenden Wunsch der Verbraucher und den vermehrten Bestrebungen der Geflügelbranche, werden unterschiedliche Konzepte entwickelt um eine Alternative für das Töten von Eintagsküken zu finden. Im Mai 2021 hat die Regierung den Ausstieg aus dem Kükentöten ab dem 1. Januar 2022 beschlossen. Ab dem Jahr 2024 wird unter Umständen zusätzlich die Geschlechtsbestimmung im Ei nach dem 6. Bruttag verboten. An der Zucht und Haltung von Zweinutzungshühnern wird seit Jahren intensiv geforscht. Die Aufzucht von Bruderhähnen rückt immer weiter in den Fokus der Debatte.
EiKoTiGer – Erhebung von Tierschutzindikatoren leicht gemacht?
Interview mit Dr. Daniel Gieseke vom Fachbereich Nutztierethologie und Tierhaltung, Universität Kassel
Nach Tierschutzgesetz § 11 (8) sind Geflügelhalter*innen angehalten, regelmäßig tierbezogene Merkmale in ihren Herden zu erheben und auszuwerten. Doch welche Indikatoren geben im Stall Auskunft über Tiergesundheit und Verhalten?
Als Hilfestellung veröffentlichte das KTBL 2016 einen Leitfaden zur Indikatorerhebung für Halter*innen von Jung- und Legehennen, Masthühnern und Mastputen. Fragen wie „Ist das System in der Praxis anwendbar?“ und „Wann sind Ergebnisse als gut oder schlecht einzuordnen?“ blieben jedoch zunächst offen.
Diesen Fragestellungen widmete sich nun das Projekt EikoTiGer (Eigenkontrolle Tiergerechtheit). Im Interview gibt Dr. Daniel Gieseke (Fachbereich Nutztierethologie und Tierhaltung, Universität Kassel) Auskunft über seine Arbeit im Projekt. Dabei berichtet er über Praxistauglichkeit, Auswertungsverfahren so wie Vor- und Nachteile des Systems und gewährt Einblicke in seine Zusammenarbeit mit Geflügelhaltern und -halterinnen.
Das Töten von männlichen Eintagsküken der Legerichtung wird seit Jahren im Agrarsektor und bei Verbrauchern kontrovers diskutiert. Durch die Zucht auf Legeleistung setzen die männlichen Tiere dieser Linien kaum Fleisch an und gelten somit als „unerwünschte Nebenprodukte“. Als Konsequenz werden jährlich ca. 42 Millionen männliche Küken kurz nach dem Schlüpfen in Deutschland getötet. Um dies zu verhindern wurde in den letzten Jahren verstärkt nach Alternativen gesucht und an unterschiedlichen Lösungsansätzen geforscht.
Federpicken und Kannibalismus sind bei Jung- und Legehennen auftretende Verhaltensstörungen, die negative Auswirkungen auf das Tierwohl der betroffenen Tiere haben. Darüber hinaus kann diese Verhaltensstörung zu Leistungseinbußen und erhöhter Mortalität innerhalb der Herde führen. Nach bisherigen Erkenntnissen liegen die Ursachen hierfür in einem multifaktoriellen Geschehen bedingt aus Umweltfaktoren, Fütterungsform und Genetik.
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