Einblicke in eine moderne Gänsehaltung
Exkursion der Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Am 09. September war es endlich soweit und das Netzwerk Fokus Tierwohl konnte die erste Präsenzveranstaltung in Niedersachsen anbieten. Corona bedingt fanden im vergangenen Jahr ausschließlich Online-Seminare statt, nun ließen die Entwicklungen im Pandemie-Geschehen endlich eine Exkursion auf einen etablierten Gänsemastbetrieb zu.
So fanden sich 17 Interessierte auf dem Betrieb von Familie Claßen in Bakum ein. Zunächst stellte der Junior-Betriebsleiter Johann-Michel Claßen die Betriebsstruktur in dem modernen Besprechungsraum des Hauptgebäudes, in welchem sich auch die betriebseigene Schlachterei sowie ein kleiner Hofladen befinden, vor.
Auf dem 1980 mit 10 Gänsen gegründeten Hof werden mittlerweile jährlich ca. 14.000 Tiere in mehreren Durchgängen mit unterschiedlicher Mastdauer gemästet (junge Stoppelgänse sowie Martins- und Weihnachtsgänse). Eine Besonderheit des Betriebes stellen die drei großen Offenställe dar, die alle mit einem Gründach ausgestattet sind. Neben den ökologischen Vorteilen dieser Bauweise sind die Gebäude auch im Sommer angenehm kühl. An den Offenstall schließt sich der großzügige Auslauf an, welcher jeder Gans 16m² Fläche bietet. Hier wird u.a. Mais angebaut, welcher den Tieren als Futter und Beschäftigungsmaterial dient. Darüber hinaus erhalten die Gänse im Stall einmal täglich eine eigene frische Futtermischung aus verschiedenen Getreidesorten in Trögen zu fressen.
All das konnte nach der theoretischen Einführung durch Herrn Claßen von den Teilnehmenden auch persönlich im Rahmen einer umfangreichen Betriebsführung besichtigt werden. Der Senior-Betriebsleiter Michael Claßen nahm sich dabei viel Zeit für die Fragen der interessierten Besucher und steckte alle mit seiner ausgeprägten Passion für die Gänsemast an.
Zurück am Hauptgebäude konnten diverse Produkte aus Gänse- und Entenfleisch wie z.B. Cabanossi, Aufschnitt, Schmalz und Bratwürste verköstigt werden. Diese vertreibt Johann-Michel Claßen zusammen mit einem Freund seit 2012 unter der Marke „Goosies“ deutschlandweit. Mittlerweile gehört auch Fleisch von Weiderindern zu ihrem Repertoire.
Nach der Mittagspause bestand noch die Möglichkeit die hofeigene Schlachterei im Hauptgebäude zu besichtigen. In der modernen Anlage können etwa 90 Tiere pro Stunde geschlachtet und gerupft werden. Die Arbeit übernehmen neben Familie Claßen überwiegend Bekannte aus der Region. Die Hauptarbeitszeit fällt dabei in den Herbst, da dann das Weihnachtsgeschäft vorbereitet werden muss. Ein Teil der Gänse wird tiefgekühlt vermarktet. Anders ist es nicht möglich die große Nachfrage rund um die Weihnachtsfeiertage zu decken. Der Rest der geschlachteten Gänse verlässt den Betrieb als Frischware. Eine Verpackung mit Schutzatmosphäre gewährleistet hierbei eine längere Haltbarkeit.
Nachmittags verließen sowohl Teilnehmer als auch Veranstalter den Betrieb mit einer großen Menge an neugewonnenem Wissen, Dankbarkeit für die interessanten Einblicke in den Betrieb Claßen sowie der Hoffnung, dass Corona es erlaubt auch weiterhin so spannende Exkursion in Niedersachsen anzubieten.
Autorin: Alexandra Koch, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Bilder: Landwirtschaftskammer Niedersachsen