Risikoorientiertes Herdenmanagement – Das RoHm Projekt
Im Projekt "Risikoorientiertes Herdenmanagement" (RoHm) wurden die Empfehlungen zur Verhinderung von Federpicken und Kannibalismus bei Jung- und Legehennen vor dem Hintergrund des Aufbaus und Betriebs eines risikoorientierten Herdenmanagements evaluiert. Hierzu wurden 31 Herden während der Aufzucht und Legeperiode begleitet und die erhobenen Daten wissenschaftlich ausgewertet.
Durchgeführt wurde das Projekt im Verbund von der Hochschule Osnabrück, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, dem Landesverband der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft e.V. und der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Das Vorhaben wurde 2017 ins Leben gerufen, um die Haltung von Hennen mit intakten Schnäbeln zu untersuchen und wurde 2020 abgeschlossen. Anfang des Jahres 2017 wurde bekanntermaßen entschieden, dass das Kürzen der Schnabelspitze nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar ist. Generell erhöht diese Entscheidung allerdings insbesondere unter suboptimalen Haltungsbedingungen das Risiko für das Auftreten von Schäden durch Federpicken und Kannibalismus.
Teilnehmende Betriebe sollten in dem Projekt anhand der Broschüre „Empfehlungen zur Verhinderung von Federpicken und Kannibalismus bei Jung- und Legehennen“ (Stand 2017) des Niedersächsischen Tierschutzplans, ihre Managementmaßnahmen und Haltungspraktiken unter die Lupe nehmen. Die Praxistauglichkeit der Empfehlungen wurde anschließend evaluiert und sie befinden sich derzeit in der Überarbeitung. Sobald die aktuelle Ausgabe erscheint, werden wir Sie darüber informieren.
Das Projekt hat gezeigt, dass es einen hohen Bedarf bei der Vermittlung von Zusammenhängen zwischen Managementmaßnahmen bzw. Haltungsbedingungen und dem Entstehen von Verhaltensstörungen gibt. Zudem sind Kenntnisse zum Normalverhalten und letztendlich dem Erkennen von Verhaltensabweichungen von entscheidender Bedeutung, um Probleme frühzeitig zu identifizieren. Maßnahmen müssen daraufhin betriebsindividuell und situationsabhängig zügig umgesetzt werden, um ein Ausbreiten von Federpicken oder Kannibalismus zu verhindern. Grundsätzlich ist bei Herden mit einer intensiven und systematischen Tierkontrolle das Risiko geringer, dass Verhaltensstörungen zu spät erkannt und schließlich Gegenmaßnahmen ergriffen werden.
Als ein wichtiger auslösender Faktor für Federpicken und Kannibalismus wurde die fehlerhafte Beleuchtung genannt. Zum Teil war, trotz Herstellerangaben zu den eingesetzten Leuchtmitteln, keine Flackerfreiheit gegeben. In vielen Fällen lag das Problem darin, dass Landwirt:innen die Technik nicht selber prüfen konnten und sich auf die Aussagen der Installateur:innen verlassen mussten.
Als häufigste Maßnahme gegen Verhaltensstörungen wurde das Herabsetzen der Lichtintensität genannt. Dies sollte jedoch der letzte Schritt in einem „Notfallplan“ sein. Ein systematisches Überprüfen der Ursachen und ein gezieltes Gegenwirken ist angebracht. Auch das Einsetzen ungeeigneter Beschäftigungsmaterialien ist kontraproduktiv. Hartes Material oder Kunststoff kann nicht von den Hennen aufgenommen oder manipuliert werden. Dies kann zu Frustrationen, bis hin zu Verhaltensstörungen führen. Weiches, organisches Material sollte bevorzugt werden.
Ist Ihr Interesse geweckt? Das gebündelte Wissen kann im Abschlussbericht eingesehen werden, oder als aufgezeichnetes Seminar abgerufen werden. In sechs Kursen werden vielfältige Aspekte der Aufzucht bis in die Legeperiode dargestellt und praktische Tipps gegeben. Das Angebot ist kostenlos auf der Webseite der Ulmer Akademie abrufbar. Das Vorhaben wurde durch das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gefördert.
Abschlussbericht "RoHm Projekt"