Verlängerung der Haltungsdauer oder induzierte Legepause (Mauser)
- Alina Kathrin Lückemann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
Einleitung
Seit Anfang des Jahres 2022 sind die Junghennenpreise in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr stark gestiegen. Ursachen dafür sind das Verbot des Kükentöten (vor allem die Bruderhahnaufzucht oder die Geschlechtsbestimmung im Ei), die hohen Futtermittelpreise sowie die deutlich höheren Lohn- und Energiekosten. Daher wächst das Interesse der Landwirt:innen die Nutzungsdauer der Legehennen zu verlängern, um die gestiegenen Anschaffungskosten für Jungtiere über eine höhere Anzahl verkaufter Eier zu kompensieren. Dies kann u. a. durch eine verlängerte Legeperiode oder mit Hilfe einer induzierten Legepause (Mauser) erfolgen.
Ausgangslage
Der Schlachtzeitpunkt einer Herde wird sehr betriebsindividuell entschieden. Unter gängigen Bedingungen reicht die Spanne von der 65. – 90. Lebenswoche [1]. Gute Herden, das heißt mit hoher Leistung, ohne Verhaltensauffälligkeiten und einem guten Gesundheitszustand, könnten mit einer verlängerten Legeperiode über 100 Lebenswochen oder mittels induzierter Legepause noch länger produktiv sein. Gerade bei weißen Hybriden ist es durchaus möglich sie mit einem guten Management und Futter problemlos über 90-105 Lebenswochen zu halten. Dabei müssen die Eischalenstabilität und die Herdenkondition berücksichtigt werden. Bei braunen Herden ist die verlängerte Legeperiode ohne Mauser durch nachlassende Eischalenstabilität und schneller rückläufige Legeintensität nur schwer zu erreichen [8].
Da die Bestellung der Junghennen für den nächsten Durchgang rechtzeitig erfolgen muss, ist der passende Schlachttermin oft schon mitten in der Legeperiode zu bestimmen. Bei 3 Wochen Brutzeit und 17 Wochen in der Aufzucht müssen die Junghennen bereits über 20 Wochen vor dem Ausstalltermin bestellt werden. Betriebsleiter:innen stehen also vor der schwierigen Aufgabe, schon mitten in der Legeperiode die Herde zu bewerten und den Bestelltermin für den nächsten Durchgang zu bestimmen. Hierzu gehört Fingerspitzengefühl, um die Tiere der aktuellen Herde richtig einzuschätzen. Die Entwicklung der Herde bis zu diesem Zeitpunkt, aber auch der Vergleich zu vorherigen Durchgängen sind wichtige Maßstäbe. Ein Gespräch mit dem/der Berater:in, Bestandstierarzt:in und Eierhändler:in sind hierbei ebenfalls zu empfehlen.
Mauser - Es liegt in der Natur
Die Mauser ist ein natürlicher Prozess im Leben von Vögeln und tritt damit auch beim Nutzgeflügel auf. Ausgelöst wird diese meist durch die kürzer werdenden Lichttage im Herbst und Winter. Auch während des Brutprozesses im Frühjahr kann es zur Mauser kommen. Hierbei sammelt die Bruthenne zuerst Eier im Nest zu einem brutfähigen Gelege und stellt anschließend während des Brütens den Legeprozess ein. In dieser Phase erfolgt eine Erneuerung des Gefieders, begleitet von Appetitlosigkeit und starkem Gewichtsverlust der Tiere. Durch das Pausieren der Legetätigkeit können sich die Ovarien und der Legedarm erholen [3, 4].
Auch die Legehybriden die aktuell in der Legehennenhaltung geläufig sind, durchlaufen mehrere natürliche Gefiederwechsel. Allein in der Aufzucht wechseln die Junghennen bis zu drei Mal das Gefieder, jedoch ohne die Futteraufnahme einzuschränken. Durch die Zucht auf eine höhere Legeintensität wurde die Neigung zu Brütigkeit und das saisonale Mauserverhalten bei modernen Linien allerdings größtenteils unterdrückt. Jedoch kann es gerade bei längerer Haltung immer noch zur Mauser kommen. Diese natürliche Physiologie der Tiere kann genutzt werden, um eine Legepause zu induzieren.
Futterentzug oder Einschränkung während der Legepause
Die künstliche Mauser wurde schon im letzten Jahrhundert eingesetzt um eine zweite, oder sogar dritte Legeperiode zu erreichen. Dabei soll vor allem das synchrone Einleiten der Legepause erzielt werden, denn falls nur einzelne Tiere in die Mauser eintreten, kann es zu einem Ausbruch von Federpicken und/oder Kannibalismus kommen [12]. Gängige Methoden waren hierbei der tierschutzwidrige, komplette Futter- und Wasserentzug, gekoppelt mit drastischer Lichtreduktion [4]. Der § 4 der TierSchNutztV besagt, „wer Nutztiere hält, hat […] sicherzustellen, dass alle Tiere täglich entsprechend ihrem Bedarf mit Futter und Wasser in ausreichender Menge und Qualität versorgt sind.“ Mit dem Tierwohl im Fokus wurden schonendere und tiergerechtere Methoden für eine erfolgreiche induzierte Legepause entwickelt. Diese setzen auf eine Reduzierung der Nährstoffdichte, Dimmung der Lichtintensität und Reduktion der Tageslänge. Um die neuen Methoden bewerten zu können, ist die Betrachtung der natürlichen physiologischen Fähigkeit von Legehennen von Bedeutung [4].
Die erwachsene Legehenne besitzt von Natur aus die Fähigkeit längere Perioden ohne oder mit nur sehr geringen Nährstoffverfügbarkeiten zurecht zu kommen. Hierzu zählen Migration, Brüten und die natürliche Mauser. Das Bankiva Huhn verliert zum Beispiel ca. 20 % seines Gewichtes beim Brüten. Dabei ist ungefähr die Hälfte auf die Rückbildung des Legeapparats zurückzuführen [3,4]. Bei Legehennen-Hybriden führt ein Gewichtsverlust von über 25 % während der Legepause zu einer vollständigen Rückbildung des Legeapparats. Dabei handelt es sich nicht nur um die Verkleinerung der Zellen, sondern es führt zu einem Zelltod und anschließend deren komplette Erneuerung [4]. Jedoch ist ein Rückgang von über 30 % des Körpergewichts zu vermeiden, da dies die Erholungsperiode bis das Legen wieder einsetzt verlängert. Generelle Empfehlungen zum Gewichtsverlust liegen zwischen 20-30%, um die beste Eischalenqualität und höchste Leistung zu erreichen [3, 4, 7]. Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Hungerperioden keinen längerfristigen Schaden bei den Tieren verursachen. Sobald erneut Futter zur Verfügung steht, bilden sich zurückentwickelte Organe, wie der Legeapparat oder der Darm, wieder aus [3] (siehe Tabelle 1).
Alters- bzw. Legezustand | Eileiter | Eierstock | |
Gewicht (g) | Länge (cm) | Gewicht (g) | |
Eintagsküken | 0 | 0,45 | 0,03 |
Junghenne, 3 Monate alt | 0,18 | 6,6 | 0,31 |
Junghenne, 4 Monate alt | 1,10 | 9,69 | 2,66 |
Junghenne, 5 Monate alt | 22,0 | 32,21 | 6,55 |
Legehenne nach dem 1. Ei | 77 | 68 | 38 |
Legehenne unmittelbar vor Beendigung des Legens | 74 | 65 | 34 |
Henne während der Legepause | 4 | 17 | 3 |
Henne bei Wiederbeginn des Legens nach der Pause | 75 | 68 | 49 |
Althenne in zweiter Legeperiode | 78 | 69 | 52 |
Althenne in zweiter Legepause | 5 | 30 | 4 |
Begleiterscheinungen einer starken Futterrestriktion
Ein weiterer Faktor bei der Betrachtung des Tierwohls, ist das Stresshormon Corticosteron. Verschiedene Studien bei Vögeln, aber auch direkt bei Hühnern, haben gezeigt, dass ein Futterentzug den Corticosteron-Gehalt erhöht [4, 5, 6]. Des Weiteren stieg der Hormongehalt mit dem Schweregrad der Futterrestriktion an [5, 10]. Ein hohes Stressaufkommen ist daher vor allem bei völligem Futterentzug zu erwarten.
Die Steigerung des Hormons birgt mehrere Risiken. Der Corticosteron-Gehalt steht im direkten Zusammenhang mit dem ausgeübten Verhalten. Gesteigerte Aggressionen und vermehrtes Bepicken von Objekten können beobachtet werden [3, 5, 6]. Ein erhöhter Stresspegel steigert außerdem die Anfälligkeit für Infektionskrankheiten. Eine Studie deutet darauf hin, dass eine restriktive Fütterung, im Gegensatz zu einem kompletten Futterentzug, eine geringere Besiedelung mit Salmonella bewirkt hat [7]. Dieser Unterschied kann neben Stress auch noch in anderen Faktoren begründet sein. Durch eine restriktive Fütterung könnte die aktive Darmperistaltik, und damit eine regelmäßige Kotausscheidung, den natürlichen Reinigungsmechanismus unterstützen. Ein völliger Futterentzug verändert zudem das Darmmikrobiom, was die Empfänglichkeit für bakterielle Infektionen steigern könnte [14, 15, 17].
Zuletzt wurde festgestellt, dass es bei einem Futterentzug zu einem starken Abfall des Knochenmineralgehalts kommt. Selbst beim Einsatz eines Mauserfutters mit 2 % Kalzium kam es zu einer Verringerung der Knochendichte. In diesen Fällen war im Anschluss an die Legepause hinsichtlich des Kalziumgehaltes eine optimierte Fütterung essenziell, um die Knochenstabilität wiederherzustellen [17, 18]. Die heutigen Methoden empfehlen daher während der Legepause eine ad libitum Versorgung mit Muschelschalenkalk oder Kalkgrit um Kalziumreserven aufzubauen [12].
Durchführung einer induzierten Legepause
Bedingt durch das heute höhere Leistungsniveau sollte die Legepause zwischen der 65. bis spätestens 75. Lebenswoche induziert werden und nicht, wie früher, bereits um die 60. Lebenswoche [1, 8]. Dabei sollten folgende Voraussetzungen erfüllt werden:
- Eine gute Herdengesundheit ohne akutes Infektionsgeschehen. Kranke, abgeschlagene Legehennen ohne Körperreserven sind für die Mauser ungeeignet. Deshalb austherapieren und auffüttern bevor eine induzierte Legepause begonnen wird [1, 2, 19, 12].
- Herden mit hohem Endo-/Ektoparasitenbefall sollten vor der Legepause behandelt werden [8, 19]. Bei geringerem Druck kann die Behandlung auch in der Aufbauphase stattfinden. In der konventionellen Haltung stehen mehrere Produkte mit (5 Tage) und ohne Wartezeit zur Verfügung. Bei ökologischen Betrieben ist eine Behandlung in der Aufbauphase zu empfehlen, wenn keine oder nur sehr wenige Eier gelegt werden, um Ertragsverluste zu minimieren. Denn nach der EG-Öko-Verordnung ist eine doppelte Wartezeit beim Einsatz von Medikamenten einzuhalten und bei Medikamenten ohne Wartezeit von mindestens 48 Stunden. Die Alternative ist eine Wurmbehandlung vor der induzierten Legepause und eine Vermarktung der Eier als konventionelle Ware. Erlöseinbußen müssen dabei berücksichtigt werden.
- Keine Verhaltensauffälligkeiten in der Herde. Der Stress einer induzierten Legepause kann Federpicken und Kannibalismus begünstigen [1, 2].
- Der Stall sollte möglichst über Verdunkelungsmöglichkeiten verfügen, damit der Lichttag deutlich reduziert werden kann. Diese sind auch im Kaltscharrraum von Vorteil, falls dieser während der Legepause für die Tiere zugänglich ist [12, 19].
- In der ökologischen Haltung die Einschränkung des Auslaufzugangs auf 7 Wochen begrenzt.
- Falls zur Berechnung der max. zulässigen Besatzdichte der Kaltscharrraum genutzt wurde, darf er auch während der Legepause nicht versperrt werden [1, 11, 19].
- Die Durchführung einer Legepause ist auf einem Ökobetrieb mit der Kontrollstelle abzusprechen.
- Wenn vermehrt Federn in der Einstreu liegen, haben bereits einzelne Tiere mit der Mauser begonnen. In solchen Fällen ist kein vollsynchroner Ablauf der induzierten Legepause in der gesamten Herde mehr zu erwarten.
Die Legepause beginnt mit dem Einstellen der Fütterung von Legehennenalleinfutter. Stattdessen wird meist Hafer, Weizenkleie oder gequetschter Hafer eingesetzt. Dies muss ergänzt werden mit Vitaminen und Mineralien (vor allem Kalzium) und Spurenelementen. Diese Reduktionsphase bis zur Einstellung der Legetätigkeit beträgt ca. 14 Tage, und wird begleitet mit einer schrittweisen Lichtreduktion in Dauer und ggf. Helligkeit (gemäß Europaratsempfehlungen und Ausführungshinweise der TierSchNutztV muss die Lichtintensität im Aktivitätsbereich mind. 20 Lux betragen). Es kommt zum Gewichtsverlust, beginnender Federausfall und der Rückbildung des Legeapparats. In der darauffolgenden Aufbauphase von ca. 26 Tagen, wird wieder mit der Fütterung von Legehennenalleinfutter, Vorlegefutter oder Aufzuchtfutter begonnen. Zeitgleich wird die Lichtdauer langsam verlängert. In dieser Phase werden meistens anfallende Impfungen oder Behandlungen gegen Parasiten durchgeführt [1, 11, 12, 2].
Eine vollständige Einstellung der Legetätigkeit ist anzustreben, mindestens aber unter 5 %. [19] Wird die Reduktionsphase verlängert, da die Legeleistung nicht den gewünschten Zielwert erreicht hat, steigt die Gefahr von Verlusten durch den Nährstoffentzug. Während der Legepause ist eine intensive Tierkontrolle wichtig, um nicht nur das Gewicht, sondern auch das Verhalten genau im Auge zu behalten. Durch das Nährstoffdefizit und Mangel an Beschäftigung kann es zu Federfressen, Federpicken und Aufnahme des Einstreumaterials kommen um dieses auszugleichen. Zu empfehlen ist daher unbedingt das Angebot an attraktiven Beschäftigungsmaterial und das Entfernen der Einstreu vor beginn der Legepause.
Pickblöcke mit wichtigen Mineralien und Luzerneballen für Rohfaser sollten weiterhin angeboten werden. Zusätzliche Materialien sollten vor allem eingesetzt werden, wenn die Hennen an die Freilandhaltung gewöhnt sind und diese eingeschränkt wird. In der Aufbauphase können neue Kiele ein attraktives Ziel zum Bepicken sein, sodass eine Reduzierung der Tierkontrolle erst mit kompletter Befiederung erfolgen kann [1, 19].
Ungefähr sechs Wochen nach Beginn der Pause sollte die Legeleistung bereits wieder 50 % betragen. 50-60 Tagen nach Beginn der Legepause können Herden unter optimalen Bedingungen ihr Leistungsspitze von ungefähr 85-88 % erreichen. Die zweite Legephase dauert bei guter Eiqualität bis zu 35-40 Wochen. Eine zweite Mauser kann bei gleichen Grundkonditionen (guter Herdenzustand, gute Leistung und keinerlei Verhaltensauffälligkeiten) im Anschluss durchgeführt werden. Um die induzierte Legeperiode wirtschaftlich zu gestalten, wird zu einer Nutzung der Tiere von mindestens 7 Monaten geraten [8, 16]. Bei einer erfolgreichen Mauserung liegt der Tierverlust bei unter 1 % [3, 8].
Bei der Planung der induzierten Legepause ist zu empfehlen die Marktbedingungen und Wünsche der Verbraucher zu berücksichtigen. Die höchste Nachfrage für Eiern ist zur Weihnachtssaison zwischen November und Dezember. Bei einer guten Planung wird die Legepause ca. 3 Monate vor Weinachten gestartet, um den erhöhten Bedarf auszunutzen. Ebenfalls eine hohe Nachfrage besteht zur Ostersaison [16]. Alternativ kann das „Sommerloch“, mit einer geringeren Nachfrage an Eiern, für die Legepause genutzt werden.
Solange das Mischfutter nach der Legepause die gleiche Nährstoffversorgung gewährleistet wie davor, werden nach der Legepause größere Eier mit guter Schalenstabilität gelegt. In der Direktvermarktung kann dies positive Effekte haben, bei der Vermarktung über eine Packstelle muss die Abnahme allerdings gewährleistet sein und ein entsprechender Mehrpreis für größere Eier erzielt werden. Durch den Einsatz eines Mischfutters mit geringerer Nährstoffkonzentration kann die Eigrößenverteilung bei gleichzeitiger Kostenverringerung entsprechend beeinflusst werden [11, 16, 19].
Hinweise zur Impfung
Die Grundimmunisierung für die Newcastle Krankheit hält ungefähr eine Legeperiode an. Ab der 65. Lebenswoche sollte, unabhängig von der Legepause, alle 6-8 Wochen die Impfung über das Trinkwasser aufgefrischt werden. Während der Aufbauphase muss zudem eine Salmonellenimpfung durchgeführt werden. Für Salmonella enteritidis (SE) stehen mehrere Impfstoffe mit unterschiedlicher Wartezeit zur Verfügung. Bei zusätzlich hohem Salmonella typhimurium (ST)-Druck (etwa durch viele Schweineställe in der näheren Umgebung, oder viele Altersgruppen auf dem Betrieb oder Großbetriebe) wird ein Duo-Impfstoff empfohlen (SE+ST). Die Absprache mit dem/der Bestandstierarzt:in ist hier zu empfehlen [8].
In Freiland/Bio-Legehennen Haltungen kann eine Schutzimpfung gegen E. coli über das Wasser ratsam sein. Dies gilt ebenfalls bei Bodenhaltungen mit einer "E. coli-Vorgeschichte". In Abhängigkeit von der Region und den Betriebsgegebenheiten sollte ebenfalls eine regelmäßige Nachimpfung für Infektiöse Bronchitis durchgeführt werden [8].
Die nachfolgenden Methoden sind Beispiele für das erfolgreiche Durchführen einer induzierten Legepause. Eine betriebsindividuelle Anpassung ist genauso wie die Absprache mit einem/einer Berater:in oder dem/der Bestandstierarzt:in dringend zu empfehlen.
Methode 1: MuD-Tierschutz Projekt „Layer HACCP“
Diese Methode richtet sich vor allem an Betriebe mit Lichtprogramm, ohne Zugang zum Scharrraum oder entsprechender Verdunkelungsmöglichkeiten.
Tabelle 2: induzierte Legepause nach dem MuD-Tierschutz Projekt "Layer HACCP"
Tag | Licht | Legehennenfutter | Anmerkungen | |
---|---|---|---|---|
Reduktionsphase | 1 - 12 | Schrittweise von 15 - 16 h auf ≤ 8 h reduzieren | 1 Futterzeit 30 g Hafer + 30 g Muschelschalen | |
Aufbauphase 1 | 13 | Schrittweise von ≤ 8 h auf 15 - 16 h erweitern | 20 g Hafer + 20 g Muschelschalen + 30 g LAF | Impfen SE/ST |
14 - 17 | Schrittweise von ≤ 8 h auf 15 - 16 h erweitern | 20 g Hafer + 20 g Muschelschalen + 30 g LAF | ||
18 - 20 | Schrittweise von ≤ 8 h auf 15 - 16 h erweitern | 20 g Hafer + 20 g Muschelschalen + 30 g LAF | Vit. A, D, E, B-Komplex | |
21 | Schrittweise von ≤ 8 h auf 15 - 16 h erweitern | 20 g Hafer + 20 g Muschelschalen + 30 g LAF | Leitungen spülen (Chlor) | |
22 | Schrittweise von ≤ 8 h auf 15 - 16 h erweitern | 20 g Hafer + 20 g Muschelschalen + 30 g LAF | Impfen IB/ND | |
Aufbauphase 2 | 23 - 27 | Schrittweise von ≤ 8 h auf 15 - 16 h erweitern | 20 g Hafer + 80 g LAF | |
28 - 30 | Schrittweise von ≤ 8 h auf 15 - 16 h erweitern | 100 g LAF | Vitamin B-Komplex | |
31 - 32 | Schrittweise von ≤ 8 h auf 15 - 16 h erweitern | 100 g LAF |
Methode 2: Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Merkblatt Nr. 1434
In dieser Methode wurde ein Konzept für eine schonende Legepause für die ökologische Tierhaltung entworfen. Während der ganzen Mauser wird Muschelschalenkalk oder Kalkgrit zur freien Verfügung angeboten, damit die Hühner ihre Kalkreserven wieder auffüllen können.
Tabelle 3: induzierte Legepause nach dem FiBL Merkblatt Nr. 1434
Tag |
Licht Std. |
Legehennenfutter (% der Tagesmenge) | Kleie | Außenklimabereich | Weide |
1 | 8 | Leerfressen | ad libitum | offen | zu |
2 - 14* | 8 | - | ad libitum | offen | zu |
15 - 16 | 9 | 50 | keine | offen | zu |
17 | 9 | ad libitum | keine | offen | offen |
18 - 20 | 10 | ad libitum | keine | offen | offen |
21** | 11 | ad libitum | keine | offen | offen |
Methode 3: EIP-Projekt „Tierwohl Öko-Legehenne“
Bei dieser Methode erhalten die Hennen einen freien Zugang zum Kaltscharrraum. Der Zugang zum Auslauf darf maximal 7 Wochen eingeschränkt werden.
Tabelle 4: induzierte Legepause nach dem EIP-Projekt "Tierwohl Öko-Legehenne"
Tag | Licht | Mischfutter | Körner | Ergänzungen |
---|---|---|---|---|
1 | Zusatzbeleuchtung abschalten | Weizenkleie ca. 120 - 140 g/T/d | 10 g Hafer/T/d | Vitamin C ins Trinkwasser |
2 | Zusatzbeleuchtung abschalten | Weizenkleie ca. 120 - 140 g/T/d | 11 g Hafer/T/d | Zusatzbeleuchtung ausschalten; Tierverhalten beobachten |
3 | Zusatzbeleuchtung abschalten | Weizenkleie ca. 120 - 140 g/T/d | 12 g Hafer/T/d | Kochsalzlösung ad libitum zusätzlich anbieten |
4 | Weizenkleie ca. 120 - 140 g/T/d | 15 g Hafer/T/d | Mineralstoffvormischung ad libitum anbieten | |
5 | Weizenkleie ca. 120 - 140 g/T/d | 15 g Hafer/T/d | Wenn möglich Grünauslauf anbieten, sonst beschäftigen! | |
6 | Weizenkleie ca. 120 - 140 g/T/d | 15 g Hafer/T/d | Impfungen überprüfen | |
7 | Weizenkleie ca. 120 - 140 g/T/d | 20 g Hafer/T/d | Zeitdauer bis zur nächsten Salmonellenimpfung überprüfen | |
8 | Weizenkleie ca. 120 - 140 g/T/d | 20 g Hafer/T/d | Wenn kein Grünauslauf, dann stallnahen Bereich sanieren | |
9 | Falls Kleie ausgegangen ist ersetzen durch Gerstenschrot | 20 g Hafer/T/d | ggf. erste Impfung anwenden | |
10 - 12 | Falls Kleie ausgegangen ist ersetzen durch Gerstenschrot | 25 g Hafer/T/d | ||
13 | 30 g Hafer/T/d | Nach Legeende Salmonellenprobe ziehen | ||
14 | Ab 0% Legeleistung: Legeleistung Aufzuchtfutter | 30 g Hafer/T/d | ||
15 | Ca. 70 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | Ggf. Behandlung gegen Würmer und Coli | |
16 - 18 | Ca. 70 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | ||
19 | Ca. 70 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | Ggf. Einstreuwechsel bzw. -ergänzung im Scharrbereich | |
20-25 | Ca. 80 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | ||
26 | Ca. 90 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | Abschluss der Behandlungen; Wartezeiten berücksichtigen | |
27 | Ca. 90 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | Vitamine A, D, E ins Trinkwasser | |
28 | Ca. 90 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | ||
29 | Ca. 90 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | Nesterkontrolle; ggf. Vogelmilberegulierung | |
30-34 | Ca. 100 g/T/d | 30 g Hafer/T/d | ||
35 - 37 | Zusatzbeleuchtung anschalten | Ab 10% Legeleistung: Legehennenfutter | 20 g Hafer/T/d |
Methode 4: Mauserprogramm im Mobilstall
Die Durchführung der induzierten Legepause gestaltet sich im Mobilstall ohne Verdunkelungsmöglichkeiten und Lichtprogramm als schwierig. Eine Umsetzung im Winter bietet sich an, um die kurzen Lichttage auszunutzen.
Nach dem unten dargestellten Schema, wurden Hennen in der 56. LW im Mobilstall des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen auf dem Landwirtschaftszentrum Eichhof erfolgreich gemausert. Die Mauser wurde im Januar durchgeführt.
Tabelle 5: induzierte Legepause nach dem Mauserprogramm im Mobilstall
Tag | Futter | Zusatzstoffe / Nahrungsergänzung | Anmerkungen | |
Reduktionsphase Tag 0 - 16 | Alleinfutter II leerfressen lassen | Muschelschrot und Magensteinchen zur freien Aufnahme für gesamte Mauser | Tag 0: 50 Tiere gewogen, Ø 2.209 g, 80 % Uniformität | |
1 | Gequetschter Hafer ad libitum | Licht ausschalten, Wintergarten weiter zugänglich, kein Zugang zum Auslauf | ||
2 | Mineralien über Tränke | Federpicken kontrollieren, evtl. verdunkeln | ||
3 | Vitamine über Tränke | |||
4 - 8 | Mineralien über Tränke | |||
9 - 16 | Hafer ganzes Korn ad libitum | Mineralien über Tränke |
Tag 16: 26 Tiere gewogen, Ø 1.853 g, 69% Uniformität, ca. 350 g weniger Körpergewicht seit Beginn der Mauser. | |
Aufbauphase Tag 17 - 40 | 17 - 23 | Mischung 50/50 geschroteter Hafer mit Alleinfutter ad libitum | Aminosäuren und Vitamine über Tränke | Tag 17: Salmonellen Impfung, Tiere verloren seit einer Woche kein Körpergewicht mehr, unter 20 Eier |
24 - 40 | Alleinfutter ad libitum |
Tag 24: Zugang zum Auslauf Tag 31: 25 Tiere gewogen, Ø 2.016g, 60 % Uniformität Tag 38: 50 Tiere gewogen, Ø 2.049, 59 % Uniformität Tag 70: 40 Tiere gewogen, Ø 2.168 g, 80 % Uniformität |
Wenn die Tiere wieder fit sind sollte eine ND und IB Impfung mit 6 Wochen Pause zwischen beiden Impfungen erfolgen. Nach einer Impfung Vitamine geben.
Literatur
[1] Schättler, J., Hiller, P., Spindler, B., Riedel, A., Stiller, A., Sagkob, S., Dieckmann, L., Kemper, N. (2021): Legehennenhaltung und Tierwohl im Fokus, Spezielle Aspekte - kompakt und praxisorientiert. Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover - Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie, Bundeministerium fpr Ernährung und Landwirtschaft
[2] Quanz, G. und Garrelfs, I. (2021): Legehennen im Mobilstall mausern. Land und Forst 11/2021. www.digitalmagazin.de/marken/landforst/hauptheft/2021-11/tierhaltung/042_legehennen-im-mobilstall-mausern
[3] Webster, A. B. (2003): Physiology and Behavior of the Hen During Induced Molt. Poultry Science, 82, S. 992-1002.
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[8] Schulze D. (2022): Persönlicher Austausch. Praxis Am Bergweg GmbH
[9] W. Brade, G. Flachowsky, L. Schrader (Hrsg.) (2008): Legehuhnzucht und Eiererzeugung Empfehlungen für die Praxis. Landbauforschung, Sonderheft 322.
[10] E. E. Onbas¸ılar and H. Erol (2007) Effects of Different Forced Molting Methods
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[11] Tierwohl Öko-Legehennen, EIP Innovationsprojekt. www.eip-agrar-sh.de/eip-innovationsprojekte/1-call/tierwohl-oeko-legehennen
[12] Zeltner, E. (2020): Mauser auslösen bei Biohennen. Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), Merkblatt Nr. 1434
[14] Golden, N. J., Marks, H. H., Coleman, M. E., Schroeder, C. M., Bauer Jr., N. E., Schlosser, W. D. (2008): Review of induced molting by feed removal and contamination of eggs with Salmonella enterica serovar Enteritidis. Veterinary Microbiology, 131, S. 215-228.
[15] Holt, P. S. (2003) Molting and Salmonella Enterica Serovar Enteritidis Infection: The Problem and Some Solutions. Poultry Science, 82, S. 1008-1010.
[16] Golze (2009) Gezielte Legepause oder Induzierte Mauser und deren Nutzungsmöglichkeiten
[17] Park, S.Y., Kim, W. K., Birkhold, S. G., Kubena, L. F., Nisbet, D. J., Ricke, S. C. (2004): Incudes moulting issues and alternative dietary stategies for the egg industry in the United States. World's Poultry Science Association, 60, S. 196-209
[18] Mazzuco H. und Hester, P.Y. (2005): The Effest of an Incuded Molt Using a Nonfasting Program on Bone Mineralization of White Leghorns. Poultry Science, 84, S. 1483-1490
[19] Facharbeitsgruppe Legehennen des Tierschutzplans Niedersachsen [2017]: Tierschutzfachliche Rahmenbedingungen für die Durchführung einer künstlich induzierten Legepause („Mauser“) bei Legehennen. Niedersächsisches Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz