Vernetzungstreffen der Wissens-Dialog-Praxis Projekte mit dem Netzwerk Fokus Tierwohl – Fokus Geflügel
Am 15. Juni 2021 fand ein erstes Treffen zwischen den Projekten der Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz mit dem Schwerpunkt „Wissen-Dialog-Praxis“ und dem Netzwerk Fokus Tierwohl statt.
Neben dem Austausch über die inhaltlichen Schwerpunkte der Projekte bestand das Ziel darin, bisherige Schnittstellen und weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu diskutieren. Alle beteiligten Projekte werden im Rahmen des Bundesprogramms Nutztierstrategie vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Neben dem Erkenntnisgewinn auf den unterschiedlichen Forschungsgebieten verbindet die Projekte das Ziel, das Wissen praxisgerecht für die Landwirtschaft aufzuarbeiten.
Die insgesamt sieben MuD Tierschutz Projekte im Geflügelbereich teilen sich wie folgt auf:
- 2 Projekte für die Putenhaltung
- 4 Projekte für die Masthühnerhaltung
- 1 Projekt für die Jung- und Legehennenhaltung
Puten
Das Verbundprojekt #Pute@Praxis beschäftigt sich mit der Optimierung des Lichtmanagements, der Stallstrukturierung, dem Gesundheitsmanagement und der betriebsindividuellen Fütterung zur Verbesserung des Tierschutzes in der Haltung von Putenhennen. Sowohl in Versuchs- als auch in Praxisställen werden Haltung und Management dahingehend optimiert. Zudem wird im Rahmen des Projektes untersucht, in wieweit die Maßnahmen dazu beitragen können, das Halten von unkupierten Putenhennen zu ermöglichen.
Ebenfalls mit der Beleuchtung beschäftigt sich das Projekt PuLi – Strukturierung durch Licht. Hierbei werden Beleuchtungs-/ Bestrahlungsintensitäten, das Lichtspektrum und die Beleuchtungsdauer mit Blick auf die Gesundheit und das Verhalten von Puten untersucht. Ziel ist es, den Einfluss dieser Faktoren auf das Beschädigungspicken von unkupierten Puten zu betrachten. Für die Umsetzung der Ergebnisse in der Praxis soll eine Tiergesundheits-App entwickelt werden. Diese soll Landwirt*innen bei der Erfassung der Gesundheitsparameter, des Tierwohls und der Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen unterstützen.
Masthühner
Gleich zwei Projekte beschäftigen sich mit der Optimierung und Strukturierung der Haltungsbedingungen in der Masthühnerhaltung. Ein Schwerpunkt des Projektes MaVeTi- Strukturierung und angepasste Fütterung im Masthühnerstall liegt auf der Erfassung des Tierverhaltens, der Tiergesundheit und des Stallklimas in Verbindung mit dem Einsatz von erhöhten Ebenen. Diese verfügen im Gegensatz zu bereits in der Praxis eingesetzten Systemen über ein zusätzliches Kotband. Weiterhin wird in Hinblick auf das Tierverhalten das Angebot von Aktivitätsbereichen mit unterschiedlichen Beschäftigungsmaterialien und Staubbädern erprobt. Des Weiteren stehen bei MaVeTi die geschlechtsgetrennte Mast, aber auch die proteinreduzierte Fütterung im Fokus der Untersuchungen.
Neben MaVeTi setzt das Projekt Optimierung der Haltungsbedingungen in der Masthühnerhaltung ebenfalls auf die Erprobung von erhöhten Ebenen und verschiedener Beschäftigungsmöglichkeiten zur Verbesserung des Tierwohls. Zusätzlich beschäftigt sich das Projekt mit dem Thema Gentling. Hierbei soll ein Konzept entwickelt werden das dazu beiträgt, dass Masthühner bei Anwesenheit des Tierbetreuers weniger schreckhaft reagieren. Kratzverletzungen durch übereinander laufen sollen mithilfe des Gentling-Ansatzes reduziert werden. Als weitere Aspekt in Hinblick auf die Optimierung der Haltungsumwelt werden Untersuchungen zur schadgassensorengesteuerten Lüftung durchgeführt, die zukünftig zur Verbesserung des Stallklimas beitragen könnten.
Wie der Name andeutet, geht es im Projekt Digit-Real-Huhn um die digitale Betreuung des Tierbestandes in Masthühnerhaltungen. Tierverhalten, Identifikation toter Tiere, Erfassung der Einstreufeuchte, Erkennen von Grenzwertüberschreitungen (z.B. Stalltemperatur, Luftfeuchte, CO2) stehen dabei im Fokus. Die Messungen und Beobachtungen erfolgen bei Digit-Real-Huhn mit Hilfe eines schienengesteuerten Roboters, welcher unter der Decke des Stalles montiert wird, um kontinuierlich die Fläche des Masthühnerstalles abzufahren und entsprechende Parameter zu erfassen. Auch innovative Haltungsanreicherungen wie Aufbaummöglichkeiten und Sandbäder sollen mit Hilfe des Systems auf ihre Eignung evaluiert werden.
Ein bislang noch geringer Anteil der Masthühnerbetriebe hält ihre Tiere in mobilen Ställen. HüMaMo – Hühnermast im Mobilstall hat das Ziel, die bisherigen Erfahrungen und Daten aus Praxisbetrieben zu sammeln, zu evaluieren und schließlich die Ergebnisse in Form von Fachpublikationen, Workshops und Leitfäden weiterzugeben. Dabei geht es um die Untersuchung der Leistungsparameter, dem Tierverhalten (Auslaufnutzung, Aufbaumverhalten) und der Auslaufstrukturierung. Zusätzlich werden die verschiedenen Stallbautypen und Genetiken der Masthühner auf die Eignung einer Hühnermast im Mobilstall beurteilt.
Jung- und Legehennen
Kurz vor dem Projektende steht zurzeit das Projekt Layer-HACCP. Das Verbundvorhaben beschäftigt sich mit dem allgegenwärtigem Thema Federpicken und Kannibalismus bei Jung- und Legehennen. Das Beratungsteam Tierwohl (HACCP-Team) hat während des Projekts insgesamt 18 ökologische und konventionelle Praxisbetriebe begleitet und die Tierhalter*innen in den Punkten Futteroptimierung, Beschäftigungsmanagement und Gesundheitsmanagement beraten, um Verhaltensstörungen zu minimieren und die Tiergesundheit aufrecht zu erhalten. Ziel von Layer-HACCP ist die Identifizierung von kritischen Kontrollpunkten und die Zusammenstellung eines Maßnahmenkatalogs, um das Auftreten von Federpicken und Kannibalismus zu reduzieren
Sowohl das Netzwerk Fokus Tierwohl als auch die Wissen-Dialog-Praxis-Projekte von MuD Tierschutz haben den Schwerpunkt in der Informationsvermittlung und dem Wissenstransfer neuer Erkenntnisse einer tiergerechteren Nutztierhaltung in die landwirtschaftliche Praxis. Durch die bundesweite Beteiligung der Landwirtschaftskammern, Landesanstalten und Landesämter und die vielfältigen Wissenstransferformate kann das Netzwerk Fokus Tierwohl das entstandene Wissen aus den Projekten von MuD Tierschutz bündeln und weitergeben. Bislang gibt es schon mehrere Schnittstellen, wie die Beteiligung von Projektverantwortlichen in den Arbeitsgruppen, gemeinsame Veranstaltungen und geplante Videodrehs. Für die weitere erfolgreiche Zusammenarbeit sind während des Vernetzungstreffens mögliche Ideen entwickelt worden. Zukünftig werden veröffentlichte Ergebnisse der MuD Tierschutz Projekte auch auf der Projekthomepage des Netzwerks Fokus Tierwohl zu finden sein. Dies soll vor allem interessierten Geflügelhalter*innen und Berater*innen die Möglichkeit bieten, sich über aktuelle Forschungsergebnisse zu informieren.