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Fußballenentzündungen bei Legehennen – Erkennung, mögliche Ursachen, Maßnahmen

Am 13.07.2021 konnten 17 Teilnehmer*innen zur Online-Veranstaltung Fußballengesundheit bei Legehennen begrüßt werden. Die Veranstaltung wurde in Kooperation zwischen den Tierwohlmultiplikatorinnen Natalie Wagner, Svenja Reich und Anne Helene Ahrend im Rahmen des Netzwerks Fokus Tierwohl in Zusammenarbeit mit dem Tierschutzberatungsdienst Brandenburg organisiert. Als Referentin konnte Dr. Christiane Keppler von der Gallicon Geflügelberatung gewonnen werden.

Zu Beginn nahm Dr. Keppler einen kurzen Exkurs zur Fußballengesundheit bei Masthühnern vor, um die Unterschiede zu den Fußballenentzündungen bei Legehennen herauszuarbeiten. Bei Masthühnern findet bereits eine Bonitur der Fußballengesundheit im Schlachthof statt.

Fußballengeschwüre bei Legehennen werden in unterschiedlicher Ausprägung schon lange beobachtet, wobei in einem Stall von einzelnen Tieren (0 bis 2%) bis hin zu etwa 70% der Tiere betroffen sein können.

Die Ausprägung der Fußballenschäden kann von Tier zu Tier und auch zwischen dem rechten und linken Fuß sehr unterschiedlich sein. Grundsätzlich lassen sich geringgradige Schäden, wie ausgeprägte Hornhautwucherungen (Hyperkeratosen) von schweren Schäden, wie tiefergehende warzenähnliche Strukturen mit und ohne akute Entzündungen („bumble foot“) abgrenzen. Auch starke Schwellungen ohne erkennbare äußere Veränderung der Haut kommen vor.

Die Gestaltung der Sitzstange hat Einfluss auf die Belastung des Brustbeins und der Fußballen. Vorteilhaft ist der Einsatz abgeflachter anstatt runder Sitzstangen, um die punktuelle Belastung auf Füße und Brustbein gering zu halten. Runde Sitzstangen erschweren zudem das Laufen der Hennen entlang der Sitzgelegenheit. Neben der Form der Sitzstangen ist außerdem die Anzahl erhöhter Sitzgelegenheiten von Bedeutung. Legehennen ruhen gerne am höchsten erreichbaren Punkt einer Voliere, daher sollten dort ausreichend bequeme Sitzmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Dies verhindert das Zweckentfremden von ungeeigneter Stallausrüstung als Aufbaummöglichkeit.

 Die Verunreinigung der Sitzstangen mit Kot könnte ebenfalls einen starken Einfluss auf die Fußballengesundheit haben, hier fehlen jedoch weitergehende Untersuchungen. Zudem ist, wie auch bei den Masthühnern, wahrscheinlich die Feuchtigkeit der Einstreu von Bedeutung. In einigen Fällen können auch Heilungsprozesse beobachtet werden, was möglicherweise mit einer Veränderung des Kontaktes mit hautreizenden Substanzen aus dem Kot auf Sitzstangen und in der Einstreu zusammenhängen könnte. Auch das Material ist relevant. So bergen Holzstangen die Gefahr von Mikroverletzungen durch Absplitterungen und lassen sich weniger gut reinigen. Zudem können durch Einstreumaterialien, z.B. Grannen von Getreidestroh, Mikroverletzungen entstehen, die sich entzünden oder zu warzenähnlichen Strukturen führen. Besonders bei dieser Art der Fußballenverletzung besteht das Risiko von Sekundärinfektionen.

 

Bei braunen Hennen lassen sich anteilig weniger starke Fußballenentzündungen erkennen als bei weißen Hennen. Die Ursachen für diese rassespezifischen Unterschiede sind allerdings noch nicht geklärt.

Im Zusammenhang mit von oben sichtbar stark entzündeten und geschwollenen Fußballen kann es zu „Zehenpicken“ kommen, da das entzündete Gewebe aufplatzt bzw. von den Tieren zum Teil auch selbst aufgepickt wird. Für Artgenossen sind diese Wunden sehr attraktiv zum Bepicken, was im schwersten Fall zur Amputation der Zehe führen kann.

In Ihrem Vortrag wies Dr. Christiane Keppler auf folgende Risikofaktoren für die Fußballengesundheit hin:

  • Haltungseinrichtungen (Sitzstangenform, Sitzstangenmaterial, Sauberkeit der Sitzgelegenheiten)
  • Beschaffenheit der Einstreu (Feuchtigkeit, Verschmutzungsgrad)
  • Mikroverletzungen durch Haltungseinrichtung oder Einstreu
  • Genetischer Einfluss (vermehrtes Entzündungsgeschehen bei weißen Hennen)
  • Eventuell auch die Auslösung & Verstärkung von Fußballenerkrankung durch bereits im Stall befindliche Erreger oder durch vertikale Übertragung
  • Freilandhaltung verzeichnet bei gut gepflegten Ausläufen eine positive Auswirkung auf die Fußballengesundheit

 

Die Einstreu ist wahrscheinlich von besonderer Bedeutung für die Fußballengesundheit. In ihrer besten Beschaffenheit ist das Material trocken, locker und mit viel Struktur versehen. Im Optimalfall wird eine Einstreuhöhe von 5 cm erreicht. Dabei soll sich die Einstreu aus verschiedenen, für die Hennen interessanten Materialien zusammensetzen. Beeinflusst wird die Feuchtigkeit der Einstreu vom Stallklima, den Auslauföffnungen, der Kotkonsistenz, dem Einstreumaterial, dem Einstreumanagement und der Jahreszeit sowie der Aktivität der Tiere.

Um im Bestand den Status Quo der Fußballengesundheit zu erfassen, ist eine Einzeltierbeurteilung der Legehennen notwendig. Dazu kann beispielsweise das M-Tool herangezogen werden. https://www.ble-medienservice.de/0049/mtool-eine-managementhilfe-fuer-legehennenaufzucht-und-haltung. Dabei erfolgt die Beurteilung der Zehenverletzungen und dem Zustand der Fußballen mit den Notengraden 0; 1; 2.

 

 

Wichtig ist das rechtzeitige Ergreifen von Maßnahmen, um Defiziten in der Fußballengesundheit vorzubeugen. Da jedoch viele Faktoren noch ungenügend untersucht sind und es sich häufig um ein multifaktorielles Geschehen handelt, ist dies nicht immer möglich. Es ist also eine gute Beobachtungsgabe gefragt, um die Ursachen im eigenen Stall zu ergründen. Dank Frau Dr. Keppler und der sehr anschaulichen Umsetzung dieses Themas durch viele Bildbeispiele konnten die Teilnehmer*innen ihren gezielten Blick für die Fußballengesundheit ihrer Legehennen schulen.

Autoren:

Anne Helene Ahrend, Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau Sachsen Anhalt

Natalie Wagner, Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung Brandenburg

Svenja Reich, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie