4.5.2 Einstreumanagement
Dysbiosen gehen einher mit der Ausscheidung von feuchtem Kot und können je nach Schweregrad zur Ausbildung von feuchter Einstreu führen. Diese bietet Krankheitserregern ein gutes Milieu zur Vermehrung. Sie begünstigt die Reifung von Kokzidien-Oozysten, so dass der Infektionsdruck für die Herde steigt. Zudem begünstigt feuchte Einstreu die Freisetzung von Ammoniak, das sich wiederum negativ auf die Darmgesundheit auswirkt (siehe Kapitel Stallklima).
Darüber hinaus kann feuchte Einstreu dazu führen, dass die Masthühner auskühlen - ein weiterer Faktor, der eine Belastung für den Tierkörper darstellt und die Ausbildung von Dysbiosen fördert. Schließlich führt feuchte Einstreu auch zu einer schlechteren Fußballengesundheit, zu Fersenhöckerveränderungen und zur Ausbildung von Brustblasen.
Bereits bei der Auswahl des Einstreumaterials sollten im Vorfeld folgende Aspekte beachtet werden:
- Das Material sollte ein gutes Wasserbindungsvermögen, aber auch Wasserabgabevermögen aufweisen, damit feuchte Einstreu auch schnell wieder abtrocknet.
- Pellets und Granulate bieten den Vorteil, dass durch das Erhitzen beim Pelletieren Keime abgetötet werden – sie weisen daher einen hohen hygienischen Standard auf (Pilzsporen bleiben jedoch dennoch vermehrungsfähig!).
- Granulate weisen gegenüber Pellets eine bessere Oberflächenabdeckung auf.
- Beim Einsatz von Häckselstroh sollte das Stroh möglichst kurz gehäckselt sein, damit das Material gut durchgearbeitet werden kann. Wird das Häckselstroh nicht durchgearbeitet, kann sich leicht eine Schmierschicht an der Oberfläche bilden. Insgesamt ist das Wasseraufnahmevermögen von Häckselstroh geringer als bei Pellets und Granulaten. Zudem gilt es auch hier auf gute Strohqualität zu achten, um einen Pilzeintrag in den Stall vorzubeugen.
Damit die Tiere das Einstreumaterial gut durcharbeiten können und die Einstreu dabei belüften, sollte die Schichtdicke der Einstreu eher gering sein. So lässt sich sicherzustellen, dass die Feuchtigkeit besser abtrocknen kann. Eine gute Kombination aus Heizen und Lüften hilft dabei, die Feuchtigkeit effektiv aus dem Stall zu transportieren. Bei Auftreten von feuchter Einstreu gilt es daher auch immer die Lüftung zu kontrollieren. Bei unzureichender Menge und Geschwindigkeit der Zuluft kann sich die Luft gegebenenfalls nicht ausreichend erwärmen, bevor sie den Tierbereich erreicht.
Ebenso müssen die Tränkelinien regelmäßig auf defekte, leckende Nippel kontrolliert werden. Tropfende Nippel müssen ausgetauscht werden. Haben sich bereits nasse Stellen unter den defekten Tränkenippeln gebildet, sollten diese entfernt und neu eingestreut werden.
Auch unterschiedliche Lichtintensitäten im Stall können zu feuchter Einstreu führen. In Bereichen mit höherer Lichtintensität sind die Tiere aktiver und setzen mehr Kot ab.
Insgesamt sollten zur Nässebildung neigende Areale im Stall regelmäßig nachgestreut werden.
Ziel: Frühzeitiges Erkennen von Arealen mit feuchter Einstreu
Allgemeine Ausführungshinweise:
- Prüfen Sie an 4-6 Bereichen im Stall die Einstreudicke, z.B. im Bereich von Futterbahnen und Tränkelinien, in den Ecken des Stalls und am Eingang
- Falls Sie Unterschiede hinsichtlich der Einstreudicke feststellen sollten, stellen Sie sicher, dass bei der sich anschließenden Einstreubeurteilung alle unterschiedlichen Bereiche berücksichtigt werden
- Beurteilen Sie an mindestens 5 Bereichen im Stall die Einstreu nach dem folgenden Schema (Zeitaufwand ca. 10 Minuten):
- 0 = vollständig trocken und locker
- 1 = trocken, aber nicht leicht mit dem Stiefel verschiebbar
- 2 = in der Einstreu hinterlässt der Stiefel einen Abdruck, beim Zusammendrücken des Materials in der Handfläche, fällt das Material beim Öffnen der Hand wieder auseinander
- 3 = feuchte Einstreu klebt am Stiefel, beim Zusammendrücken des Materials in der Handfläche, bleibt die Form der Einstreu in der Handfläche bestehen
- 4 = Klebt am Stiefel, sobald die oberflächliche angetrocknete Kruste / Platte durchbrochen ist