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5.2 Nichtinfektiöse Ursachen

5.2.1 Fütterungsaspekte

5.2.1.1 Phasenfütterung

In der Putenhaltung hat sich eine mehrstufige Phasenfütterung durchgesetzt, um den Nährstoffbedarf der Tiere in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen gerecht zu werden. Dabei sieht das Fütterungsprogramm in der konventionellen Putenmast für Putenhennen in der Regel fünf bis sechs Phasen vor, während bei Putenhähnen sechs oder mehr Phasen eingesetzt werden.

Im Unterschied dazu kommt in der ökologischen Putenhaltung in der Regel eine 3- bzw. 4-Phasenfütterung zum Einsatz. Teilweise werden Hennen und Hähne zusammen gemästet, so dass die Futterzusammensetzung nicht immer speziell auf die Hennen bzw. Hähne zugeschnitten ist, wie es in der konventionellen Mast der Fall ist.

Grundsätzlich sollten Fütterungsprogramme jedoch von den zeitlichen als auch den inhaltlichen Vorgaben als „dynamisches System“ verstanden werden. In Abhängigkeit von Gesundheits- und Leistungsstand der Tiere, aber auch in Hinblick auf die Witterung wie z. B. Hitze kann das Programm angepasst werden. Zwischenphasen ermöglichen dabei eine flexible Anpassung der Versorgung an die Bedürfnisse der Tiere. Voraussetzung für ein dynamisches Fütterungsprogramm ist die tägliche Überwachung des Futterverbrauchs und der Gewichtsentwicklung der Tiere.

5.2.1.2 Rationsgestaltung

Als Basis werden in der Putenfütterung Weizen, Mais und Soja eingesetzt. Bei der Gestaltung der Rationen gilt es zu beachten, dass nicht jede Futterkomponente in unbegrenztem Maße in das Futter eingemischt werden kann. Ebenso variiert die Verdaulichkeit der Futterkomponenten in Abhängigkeit vom Alter der Tiere.

5.2.1.3 Kohlenhydrate

Da Kohlenhydrate einer der Hauptbestandteile von Pflanzen sind, machen diese als Nährstoffe einen großen Anteil des Futters aus. Doch nicht alle pflanzlichen Kohlenhydrate können von der Pute verdaut werden. Während z.B. die Stärke in Getreide ein wichtiger Energielieferant für Puten ist, können andere Kohlenhydrate wie Cellulose oder Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP) von den Tieren nicht durch körpereigene Verdauungsenzyme aufgeschlossen werden. Stattdessen werden diese Kohlenhydrate im Blinddarm mit Hilfe von mikrobiellen Enzymen verdaut.

Hohe Gehalte an NSP führen jedoch dazu, dass die Viskosität des Nahrungsbreis im Darm ansteigt und dieser somit zähflüssiger wird. Die Verdaulichkeit des Futters wird vermindert. Zudem führt der eher klebrige, wasserhaltige Kot häufig zu schlechter Einstreuqualität und damit verbunden auch zu Gefiederverschmutzungen und einem vermehrten Auftreten von Fußballenentzündungen. Daher ist es ratsam NSP-spaltende Enzyme einzusetzen, um die Verdaulichkeit und die Futterverwertung zu verbessern.

5.2.1.4 Fette und Öle

Neben den Kohlenhydraten sind auch Fette und Öle wichtige Energielieferanten. Sie werden im Putenfutter dazu eingesetzt, den Gehalt an umsetzbarer Energie zu regulieren. Sollen Fette und Öle als Energiequelle genutzt werden, gilt es in Hinblick auf die Erhaltung einer guten Darmgesundheit folgende Punkte zu beachten:

Grundsätzlich ist eine hohe Qualität der eingesetzten Fette und Öle ausschlaggebend. Besonders bei Küken und jungen Puten kann die Verfütterung von ranzigen Fetten zu Verdauungsproblemen führen, die sich durch eine veränderte Kotkonsistenz bemerkbar machen. Auch zu hohe Anteile an gesättigten Fettsäuren werden von Küken und Jungtieren nicht gut vertragen.

Endmastmischungen dürfen daher nicht bei jungen Tieren eingesetzt werden!

Aber auch bei älteren Puten können Verdauungsstörungen auftreten, wenn Fette und Öle von unzureichender Qualität im Futter eingesetzt werden.

Die gute Qualität der Fette und Öle muss daher bei der Fütterung der Tiere aller Entwicklungsstufen sichergestellt werden!

Allgemein gilt es bei der Rationsgestaltung darauf zu achten, dass die eingesetzten Fette und Öle von den Tieren möglichst vollständig verdaut werden. Bei unzureichender Fettverdauung erschweren die hohen Fettanteile im Kot die Verdunstung der enthaltenen Wasseranteile.

Die Einstreu wird feucht!

5.2.1.5 Proteine und Aminosäuren

Die Sicherstellung einer bedarfsgerechten Protein- und Aminosäureversorgung ist bei der Gestaltung der Rationen von besonderer Bedeutung. So unterscheiden sich in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen die Ansprüche der Puten an die Protein- und Aminosäuregehalte in der Ration. Jungputen bilden verstärkt Muskel- und Knochensubstanz aus und haben somit einen relativ hohen Bedarf an Proteinen, Aminosäuren und Mineralstoffen. Mit zunehmendem Alter verändert sich jedoch die Körperzusammensetzung der Tiere, so dass die älteren Puten einen vermehrten Fettansatz aufweisen. Der Protein- und Aminosäuregehalt des Futters sollte daher entsprechend angepasst werden.

Zu geringe Protein- und Aminosäuregehalte im Futter können zu vermindertem Muskelzuwachs führen. Auch die Gefiederbildung kann hierdurch negativ beeinträchtigt werden. In der konventionellen Haltung von Mastputen ist es daher üblich, synthetische Aminosäuren zu supplementieren, um eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen. In der ökologischen Tierhaltung ist der Einsatz von synthetischen Aminosäuren jedoch nicht erlaubt. Hier muss der Proteinbedarf durch Einsatz unterschiedlichster proteinhaltiger Komponenten sichergestellt werden.

Zu hohe Proteingehalte im Futter sollten aus den folgenden Gründen vermieden werden:

Bei einem Proteinüberschuss müssen die Tiere größere Mengen an Proteinabbauprodukten in Form von Harnsäure ausscheiden. Die Bildung von Harnsäure erfolgt in der Leber und geht mit einem zusätzlichen Energieverbrauch für das Tier einher. Zudem benötigen die Puten mehr Wasser, um die Harnsäure über die Niere abgeben zu können. Als Folge nimmt die Wasseraufnahme zu. Dies spiegelt sich in einem erhöhten Wasser- / Futter-Verhältnis wider und kann die Entstehung von feuchter Einstreu und Ammoniakemissionen fördern.

Zudem können hohe Proteingehalte belastend für den Darm sein. So stellen Proteine eine Nährstoffquelle für Clostridien dar und begünstigen deren Vermehrung. Die Gabe von zu proteinreichem Futter kann somit eine Verschiebung des Darmgleichgewichtes (Dysbiose) nach sich ziehen.

Daher kann es sinnvoll sein, den Proteingehalt des Futters etwas niedriger zu wählen, um den Darm und den Stoffwechsel zu entlasten. Der Erfolg zeigt sich indirekt durch trockeneren Kot und ein verbessertes Stallklima, sowie durch eine bessere Fußballengesundheit.

5.2.1.6 Ausgewählte Antinutritive Faktoren

Antinutritive Faktoren sind im Futtermittel enthaltende Stoffe, die unabhängig vom Gehalt an verfügbaren Hauptnährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen negative Auswirkungen auf die Darmgesundheit haben können.

Auswahl an Antinutritiven Faktoren

Tannine

Tannine kommen z.B. in Ackerbohnen und Erbsen, aber auch in Getreidekörnen vor. Hinsichtlich der Höhe des Tanningehaltes zeigt sich hierbei ein ausgeprägter Sorteneinfluss.

Sie beeinträchtigen verstärkt die Proteinverdauung und nehmen zusätzlich Einfluss auf die Stärkeverdauung. Zudem schmecken Tannine in erhöhten Konzentrationen bitter.

Aufgrund dieser Gegebenheiten können erhöhte Tanningehalte sowohl zu einer Veränderung der Kotkonsistenz führen, als auch eine verminderte Futteraufnahme nach sich ziehen. Der Anteil an Leguminosen an der Gesamtration ist daher zu begrenzen.

Trypsininhibitoren

Das Enzym Trypsin hat die Funktion Proteine aus dem Futter aufzuspalten. Dieser Verdauungsvorgang kann durch sogenannte Trypsininhibitoren gehemmt werden. Trypsininhibitoren sind z.B. in Sojabohnen enthalten. Durch Erhitzen können diese jedoch inaktiviert werden.

Sojabohnen werden vor dem Einsatz im Futtermittel daher einem Prozess unterzogen, der als Toasten bezeichnet wird. Werden beim Toasten die erforderlichen Temperaturen nicht eingehalten, bleibt ein Teil der Trypsininhibitoren aktiv. In diesem Fall kann es trotz bedarfsgerechter und korrekter Deklaration des Protein- und Aminosäuregehaltes zu Durchfall in der Herde kommen.

Aber auch zu hohe Temperaturen sind beim Toasten zu vermeiden, da bei einer Überhitzung die Aminosäurenverdaulichkeit abnimmt und damit die N-Ausscheidung steigt (vgl. 5.2.1.5).

Durch die Limitierung von antinutritiven Stoffen in der Ration, kann das Risiko für Darmstörungen verringert werden (Tabelle 1).

Tabelle 1: Beispiel für Limitierungen bei der Komponentenauswahl für ein 6-Phasen-Futter (Quelle: Informationen zur Putenmast 2021, Moorgut Kartzfehn)
Futterphase P1 P2 P3 P4 P5 P6
Komponenten % % % % % %
Weizen 5 - 40 25 - 50 25 - 55 25 - 60 30 - 65 35 - 70
Weizennebenerzeugnisse 0 - 5 0 - 10 0 - 15 0 - 15 0 - 15 0 - 15
Mais 10 - 35 10 - 35 10 - 35 10 - 35 10 - 35 10 - 35
Maisnebenerzeugnisse - - - - 0 - 15 0 - 15
Triticale - - 0 - 10 0 - 10 0 - 15 0 - 15
Gerste - - - 0 - 5 0 - 10 0 - 10
pflanzliche Öle und Fette 1 - 4 1 - 4 2 - 6 2 - 7 2 - 7,5 2 - 8,5
Sojaextraktionsschrot dampferh. 30 - 55 25 - 50 20 - 45 10 - 40 5 - 30 2 - 25
Sojabohnen dampferh. 0 - 20 0 - 18 0 - 10 0 - 10 0 - 5 0 - 5
Leguminosen (Erbsen u. Bohnen) - - 0 - 5 0 - 8 0 - 10 0 - 15
Raps- und Sonnenblumenprodukte - - 0 - 5 0 - 5 0 - 7 0 - 10

5.2.1.7 Phytasen

Exkurs

Aus Umweltschutzgründen ist es erklärtes Ziel, den Stickstoff- und Phosphoreintrag über die Ausscheidungen von Nutztieren, und somit auch Puten, so gering wie möglich zu halten. Zudem ist mineralischer Phosphor eine endliche Rersource, weshalb der Einssatz in der Fütterung minimiert werden sollte. Zur Steigerung der Phosphor-Verdaulichkeit werden daher sogenannte Phytasen eingesetzt.

Ca. 50-80 % des in Getreide und Leguminosen enthaltenen Phosphors liegt als Phytin-P vor. Dieser kann vom Geflügel nur bedingt verwertet werden und wird daher zum Großteil wieder ausgeschieden. Auch wenn Phytin-P grundsätzlich keine negativen Auswirkungen auf die Darmgesundheit hat, ist es dennoch sinnvoll, dem Futter Enzyme zum Abbau von Phytin-P, sogenannte Phytasen, zuzusetzen. Diese ermöglichen die Nutzung des im Phytin-P enthaltenen Phosphors.

Zudem bildet Phytin-P im Darm schwerlösliche Verbindungen mit wichtigen im Futter enthaltenden Nährstoffen wie u.a. Calcium, Magnesium, Eisen und Zink. Auch Proteine bzw. Aminosäuren können gebunden werden, wodurch deren Verdaulichkeit sinkt. Durch den Einsatz von Phytasen wird Phytat gespalten, die Verdaulichkeit von Phosphor und weiteren Nährstoffen erhöht und somit die Verfügbarkeit für das Tier gesteigert. Dies ermöglicht eine Reduktion von mineralischem Phosphor in der Ration bei bedarfsgerechter Versorgung der Tiere. Die Ausscheidungen und der Anteil an mineralischem Phosphor in der Ration kann reduziert werden.

Dies sollte bei der Rationsgestaltung hinsichtlich der einzusetzenden Calcium- und Phosphormengen berücksichtigt werden.

Durch den Einsatz von Phytasen kann die Phosphorausscheidung um 25-50 % reduziert werden. Der Einsatz von Phytasen bietet somit sowohl aus Sicht der Tierernährung als auch des Umweltschutzes Vorteile. Jedoch ist der Einsatz von Phytasen in der ökologischen Tierhaltung derzeit nicht erlaubt.

5.2.1.8 Mykotoxine

Mykotoxine sind sekundäre Stoffwechselprodukte, die von Pilzen gebildet werden. Pilze vermehren sich besonders gut bei warmen und feuchten Bedingungen. Zudem spielt bei der Vermehrung eine Rolle, wieviel Pilzsporen sich in der Umgebungsluft befinden.

Es gibt unterschiedliche Arten von Pilzen, die im Hinblick auf die Belastung mit Mykotoxinen eine Rolle spielen. Je nach Art befallen die Pilze das Getreide bereits auf dem Feld oder zu einem späteren Zeitpunkt im Lager.

Das Verfüttern von mit Mykotoxinen belasteten Futtermitteln stellt im Hinblick auf die Tiergesundheit ein Risiko dar. Aus diesem Grund werden Futtermittel im Rahmen der Qualitätskontrolle schon im Futtermittelwerk auf mögliche Belastungen durch Mykotoxine untersucht.

Bei einer Getreide-Beifütterung sollte der Feuchtigkeitsgehalt des gelagerten Weizens kontrolliert werden, um einen Befall mit Pilzen zu vermeiden. Zudem kann der Einsatz von organischen Säuren dazu beitragen, der Vermehrung von Pilzen entgegenzuwirken.

Weitere Hinweise für eine gute Futterhygiene werden im Kapitel Futtermittelhygiene gegeben.

5.2.1.9 Futterstruktur

Unter dem Begriff Futterstruktur werden die Eigenschaften eines Futtermittels hinsichtlich seiner physikalischen Form und seinem Gehalt an Strukturstoffen zusammengefasst.

Im Hinblick auf die physikalische Form werden Aspekte wie die Vermahlungsintensität und damit die Partikelgrößenverteilung berücksichtigt. Dazu zählen aber z.B. auch die Darreichungsform als Pellet oder grobgeschrotetes Futtermittel.

Unter Strukturstoffen versteht man pflanzliche Gerüstsubstanzen wie z.B. Cellulose oder Lignin, die nicht von der Pute verdaut, von Mikroorganismen aber im Blinddarm verstoffwechselt werden können. 

Eine grobe Futterstruktur stimuliert die Entwicklung des Magen-Darm-Traktes. Ein Mangel an strukturreichem Futter hingegen führt zu einer verlangsamten Darmperistaltik. Dadurch wird das Futter weniger stark mit den Verdauungssäften vermischt.

5.2.1.10 Einfluss der Pelletqualität

Die Fütterung von Pellets beugt einem Entmischen vor und stellt somit sicher, dass die einzelnen Futterinhaltsstoffe bei jeder Futteraufnahme im richtigen Verhältnis aufgenommen werden.

Bei schlechter Qualität der Pellets bildet sich jedoch ein Mehlanteil, der sich in der Zusammensetzung der Nährstoffe vom eigentlichen Pellet unterscheidet. Hierbei besteht nicht nur das Risiko einer nicht bedarfsgerechten Nährstoffversorgung, in dem Mehlanteil können sich auch Zusatzstoffe wie Kokzidiostatika anreichern.

Puten reagieren empfindlich auf Veränderungen der Futterstruktur. Bei hohem Mehlanteil können reduziertes Wachstum, Darmstörungen und eine schlechtere Uniformität die Folge sein.

Faktoren, die vermehrten Abrieb und damit die Ausbildung eines höheren Mehlanteils im Futter begünstigen, sind unter anderem:

  • Die Qualität der Pelletpressung
  • Zu hoher Ausblasdruck
  • Zu geringe Zeit beim Befüllen des Silos
  • Lange Förderwege
  • Verwinkelte Zuleitungen
  • Zu geringer Durchmesser der Rohrleitungen
  • Verschlissene Rohrsysteme

5.2.1.11 Futterwechsel und -management

Futterwechsel und die damit einhergehenden wechselnden Nährstoffzusammensetzungen beeinflussen die Zusammensetzung des Mikrobioms. Um die Belastung für den Magen-Darm-Trakt zu minimieren und Verdauungsprobleme zu vermeiden, sollte der Übergang zwischen zwei Fütterungsphasen langsam erfolgen. Für einen schonenden Übergang von dem proteinreichen Aufzuchtfutter zu einem energiebetonten Mastfutter bietet sich z. B. die Fütterung eines Übergangsfutters (P2-3) bzw. das Verschneiden des Futters an.

Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass längere Unterbrechungen in der Futterversorgung zu erheblichem Stress führen, der unter anderem das Auftreten von dünnflüssigem Kot nach sich ziehen kann. Im Rahmen des Fütterungsmanagements gilt es daher sicherzustellen, dass den Tieren immer ausreichend Futter zur Verfügung steht und mögliche technische Probleme bei der Futterbereitstellung frühzeitig entdeckt und beseitigt werden können.

Zudem sollte die Umstallung, die für die Tiere auch mit Stress verbunden ist, nicht zeitgleich mit einem Futterwechsel erfolgen. Hier gilt es betriebsindividuelle Lösungen zu finden, um die Belastung für die Tiere soweit wie möglich zu minimieren.

5.2.1.12 Getreidebeifütterung

Die Aufnahme von ganzen Weizenkörnern fördert die Magen-Darm-Entwicklung der Tiere. Sie fördert die Entwicklung von Kropf und Muskelmagen. Der Muskelmagen weist eine höhere muskuläre Aktivität auf und die Sekretion von Salzsäure im Drüsenmagen wird stimuliert, so dass der pH-Wert im Drüsenmagen absinkt. Die längere Verweildauer des Futterbreis, sowie der niedrigere pH-Wert im Magen wirkt sich positiv auf den Keimgehalt des Mageninhaltes aus. Zudem kann sich die Gabe von ganzen Weizenkörnern auch positiv auf die Zusammensetzung der Darmflora und damit verbunden die Darmgesundheit auswirken. 

In der konventionellen und ökologischen Putenhaltung können sich die Fütterungskonzepte hinsichtlich der Getreidebeifütterung stark unterscheiden. Es empfiehlt sich daher im Vorfeld die eingesetzten Mengen mit einem Fütterungsberater abzustimmen.

Grundsätzlich sind folgende Punkte bei der Getreidebeifütterung zu beachten:

  • Durch die Zufütterung von Weizen wird die Nährstoffdichte im Futter reduziert. Dies kann sich negativ auf den Vitamin- und Mineralstoffhaushalt und somit auch auf die Leistung der Tiere auswirken.
  • Bei vermehrtem Einsatz von Weizen ist zu empfehlen, dass das Ergänzungsfutter NSP-spaltende Enzyme enthält. Diese sind in der ökologischen Tierhaltung jedoch nicht erlaubt.
  • Den Tieren muss ausreichend Grit zur Verfügung gestellt werden, damit die Getreidekörner im Muskelmagen für den weiteren Verdauungsprozess ausreichend zerkleinert werden können.
  • Es ist zu beachten, dass das eingesetzte Getreide hygienisch einwandfrei ist.

5.2.1.13 Gritfütterung

Die Aufnahme von Gritsteinchen fördert die Zerkleinerung von groben Futterbestandteilen im Muskelmagen und ist daher besonders bei der Beifütterung von Getreide erforderlich. Hierzu werden den Tieren unlösliche Steinchen wie z.B. in Form von Quarzgrit zur Verfügung gestellt. Nicht geeignet ist hingegen Muschelschalengrit. Dieser stellt zwar eine zusätzliche Calcium-Quelle für die Puten dar, löst sich allerdings im Magen auf und verliert somit nach kurzer Zeit seine unterstützende Wirkung für die Verdauung.

Bei der Wahl des Grits muss das Alter der Tiere beachtet werden, so können mit zunehmendem Alter Steinchen mit größerem Durchmesser angeboten werden. Mindestens drei Wochen vor der Schlachtung muss die Gritgabe eingestellt werden, damit die Mägen im Schlachtprozess steinfrei sind.

Tabelle 2: Gabe der Gritsteinchen in Abhängigkeit vom Alter der Tiere (Quelle: Informationen zur Putenmast 2021, Kartzfehn)

Alter der Tiere (Wochen)Größe der Steinchen (mm)Häufigkeit der Gabe 
2-31-21-2 x pro Woche
4-122-41-3 x pro Woche
13-16/17 (Hähne)4-61-3 x pro Woche
3 Wochen vor der SchlachtungGabe von Grit einstelle

Grit sollte nicht zur freien Verfügung angeboten werden. Beobachtungen haben gezeigt, dass Einzeltiere bevorzugt aus mit Grit befüllten Trögen fressen. Stattdessen sollte eine regelmäßige Gabe des Grits in die Futterschale erfolgen. Hierbei wird empfohlen mehrmals pro Woche (siehe Tabelle 2) eine Hand voll Grit in jede Futterschale zu geben.

Ein Indikator für Magen-Darm-Erkrankungen kann das Fressen von Einstreu sein. Bei Aufnahme faseriger Einstreu kann es zur Ausbildung von Einstreuwickeln kommen, die wiederum Magenverstopfungen nach sich ziehen können. Die Gabe von Grit kann der Bildung von Einstreuwickeln entgegenwirken und ist daher auch empfehlenswert, sobald das Fressen von Einstreu beobachtet wird.

5.2.1.14 Fütterung in der Aufzucht

Nach Einstallung benötigen die Küken schnell Zugang zu Futter und Wasser. Denn mit der Aufnahme des ersten Futters beginnt der Aufbau des Darmmikrobioms. Zudem wird durch die Futteraufnahme die weitere Ausbildung des Magen-Darm-Traktes gefördert.

Für eine optimale Entwicklung ist es wichtig, dass die Putenküken in den ersten Tagen besonders viel Futter aufnehmen. Jedoch fressen die Tiere in diesem Zeitfenster direkt nach dem Schlupf eher zögerlich. Daher sollten die Küken zur Futteraufnahme angeregt werden. Hierzu bieten sich z.B. die folgenden Maßnahmen an: 

  • regelmäßiges Nachfüllen der Futtertröge mit frischem Futter
  • Haferflocken anbieten
  • geringe Mengen von Hagelzucker über das Futter streuen
  • häufiges durch den Stall gehen, um die Küken zum Aufstehen und somit auch zur Futteraufnahme zu animieren

Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass die Pellets nicht zu groß oder zu hart sind, da die Küken diese sonst nicht schlucken können. Junge Puten reagieren insgesamt empfindlich auf Veränderungen in der Futterstruktur, eine gleichbleibend gute Pelletqualität ist daher sicherzustellen. Zu feines Futtermehl ist regelmäßig zu entfernen, da die Küken bei zu feiner und staubiger Konsistenz ggf. nicht genügend Futter aufnehmen.

Wie bereits in Kapitel 5.2.1.11 Futterwechsel und -management angeführt, sollte ein Futterwechsel nicht gleichzeitig mit der Umstallung in den Maststall erfolgen, da der Stress der Umstallung sich bereits negativ auf die Darmstabilität auswirken kann.

5.2.1.15 Futtermittelhygiene

Hygienemängel im Futter können Verdauungsprobleme auslösen und insgesamt die Tiergesundheit negativ beeinflussen. Sie können mit einer verminderter Futterakzeptanz einhergehen, aber auch zu Infektionen und Intoxikationen führen. Eine regelmäßige Beurteilung des Hygienestatus des Futters ist daher sinnvoll. Grundsätzlich sollte eine Eingangskontrolle bei der Futterlieferung durchgeführt werden. Es empfiehlt sich hierzu eine visuelle und sensorische Sinnesprüfung durchzuführen (siehe Tabelle 3).   

Tabelle 3: Beurteilung des Hygienestatus von Pellets (angepasst nach Kamphues et al. 2009)

 1 farbliche Abweichungen können aber auch in Verbindung mit dem Ausgangsrohstoff stehen oder auf Schwankungen im Herstellungsprozess zurückzuführen sein

2 auf versehentliche Beimischung von Pellets für andere Tierarten zurückzuführen

ParameterEinwandfreies FutterHygienisch bedenkliches Futter
Griff 
  • Trocken
 
 
  • Feucht
  • Warm
  • Verbackungen
 
Geruch 
  • Unspezifisch aromatisch
 
 
  • Schimmelig-hefig (Hefeverderb)
  • Süßlich (Milbenverderb)
  • Ranzig (Fettverderb)
  • Faulig / kadaverös (Proteinverderb)
 
Geschmack 
  • Mehlig aromatisch
 
 
  • Kratzig, brenzlig (Futterverderb)
 
Aussehen

 

 

Struktur 
  • Geschlossenes, homogen geformtes Pellet
 
 
  • Gasbildung in der Verpackung der Futterprobe
  • Strukturverlust der Pellets
  • Risse im Pellet
 
Farbe 
  • Einheitliche Farbe (beige - braun)
 
 
  • Grau, dunkelbraun und schwarz gefleckt (Schwärzepilz)1
 
Verunreinigung 
  • Keine
 
 
  • Unterschiedlich große Pellets2
  • Pelletgröße passt nicht zur Phase
  • Insekten und Nagerkot
 
Pelletabrieb 
  • Geringe, grobe Struktur beim Einweichen
 
 
  • Hoher Staubanteil, sehr feine Struktur beim Einweichen
 

Grundvoraussetzung zur Vermeidung von Futterverderb ist eine saubere, trockene Lagerung des Futters. Wichtig hierbei ist, durch eine ausreichende Belüftung die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden. Zusätzlich kann die Behandlung des Futters mit Stabilisatoren wie Propionsäuren die Vermehrung von Keimen im Futter verringern und somit zu einer guten Futtermittelhygiene beitragen.

Im Hinblick auf die Reinigung und Desinfektion der Fütterungsanlage sind folgende Punkte zu berücksichtigen:

  • Eine Reinigung und Desinfektion der Futtersilos sollte mindestens 1x im Jahr erfolgen. Dabei müssen nicht nur die Siloinnenwände, sondern auch Abluftrohre, Befüllrohre und Futteraufnahmetechnik berücksichtigt werden. (Zugangsöffnungen an den Silos ermöglichen eine optische Kontrolle, so dass der Tierhalter leichter erkennen kann, wann eine erneute Siloreinigung zu erfolgen hat.)
  • Vor der erneuten Befüllung muss der Silo vollständig abgetrocknet sein.
  •  Förderanlagen und Antriebsstationen sollten mindestens 1x pro Jahr gereinigt werden, da alte Futterreste auch schnell verschimmeln können oder Schädlinge anlocken.
  • Bei Reinigung und Desinfektion in der Serviceperiode sollten zudem die Futterschalen generell geöffnet sein, um Futterreste und Schmutz vollständig zu entfernen.

Hinweis

Durch eine regelmäßige Reinigung und Desinfektion wird der Entstehung von hartnäckigen Ablagerungen und der daraus resultierenden Schimmelbildung entgegengewirkt.

5.2.2 Tränkwasserqualität

Wasser ist nahezu an allen physiologischen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt und hat daher eine sehr große Bedeutung für die Tiergesundheit. Darum ist ein ausreichendes Wasserangebot in geeigneter Qualität ein wichtiger Faktor, für das Wohl der Pute. Besonders junge Puten reagieren empfindlich auf eine schlechte Wasserqualität, da sie noch über kein stabiles Darmmikrobiom verfügen.

Die Wasseraufnahme ist am Anfang der Mast etwa doppelt so hoch wie die Futteraufnahme und weist im Mastverlauf eine abnehmende Tendenz auf. Allerdings gibt es mehrere Faktoren, die die Höhe des Wasserverbrauchs beeinflussen:

  • Futtermischung
  • Leistungsstand (Alter) der Tiere
  • Umgebungstemperatur
  • Luftfeuchtigkeit
  • Gesundheitszustand

 

Ein über mehrere Tage verschobenes Futter-Wasser-Verhältnis kann ein Indikator für gesundheitliche Probleme einer Herde sein. Daher ist es unabdingbar den Wasserverbrauch, die Höhe der Tränken und Tränkelinien, sowie deren einwandfreie Funktionsfähigkeit täglich zu kontrollieren.

Ein Tränkwassercheck, wie er vergleichbar von der Initiative Tierwohl (ITW) gefordert wird, sollte 1x pro Jahr durchgeführt werden. Nähere Informationen erhalten Sie unter: 2021-07-21_Handbuch-Kriterienkatalog-ITW-Gefluegel-1.pdf 

Allgemeine Anforderungen an die Tränkewasserqualität

Für die Sicherstellung einer ausreichenden Wasseraufnahme und der Tiergesundheit sollte das Tränkewasser die in Tabelle 4 angeführten Anforderungen erfüllen.

implizieren allgemein auch eine entsprechende sensorische Qualität (z.B. Trübung, Fremdgeruch)

2 z.B. auch bei Applikationen von Arzneimitteln, bestimmte Futtermittelzusatzstoffen, etc. 

Tabelle 4: Allgemeine Anforderungen an die Qualität von Tränkwasser (Quelle: Orientierungsrahmen des BMEL)

Anforderungen¹Erläuterungen/Bedeutung
Schmackhaftigkeit

Voraussetzung für eine ausreichende Wasseraufnahme (=Voraussetzung für adäquate Trockensubstanz-Aufnahme)

Verträglichkeit

Inhaltsstoffe und/oder unerwünschte Stoffe nur in einer für die Tiere bzw. die von ihnen gewonnenen Lebensmittel nicht schädlichen bzw. nachteiligen Konzentration

Verwendbarkeit

Keine nachteiligen Effekte auf die bauliche Substanz (z.B. Verstopfungsgefahr im Tränkesystem durch hohe Calcium- oder Eisen-Gehalte) sowie bei Nutzung² des Wassers zur Zubereitung des Futters

 

Biologische Qualität

In Hinblick auf die Biologische Qualität des Wassers gilt es die folgenden Kriterien zu beachten:

  • Das Wasser sollte frei von Krankheitserregern (z.B. Salmonellen, Campylobacter, E.coli) sein
  • Die ideale Gesamtkeimzahl an aeroben Keimen liegt im Bereich 1.000 KBE/ml bei 37°C und 10.000 KBE/ml bei 20 °C.

Auch wenn die Gesamtkeimzahl keine Information über die Art der Bakterien gibt, ist sie als Hinweis zu verstehen, dass das Wasser verschmutzt ist und somit ein höheres Infektionsrisiko für die Tiere besteht. In Hinblick auf die Sicherstellung der Tiergesundheit ist daher eine möglichst geringe Gesamtkeimzahl im Tränkewasser anzustreben.

Chemisch und physiko-chemische Qualität

In der folgenden Auflistung wird nur ein Teil der chemischen und physiko-chemischen Qualitätskriterien vorgestellt, eine vollständige Übersicht erhalten Sie beim BMEL.

 
pH-Wert 
  • Der pH-Wert sollte in unbehandeltem Tränkwasser bei > 5 und < 9 liegen.
  • Werte, die sich außerhalb des Orientierungsrahmens befinden, können sich negativ auf die Wasseraufnahme auswirken.
  • Die Wirksamkeit von eingesetzten Medikamenten und Chlorierungen können durch abweichende pH-Werte negativ beeinflusst werden.
  • Bei pH-Werten < 5 besteht das Risiko, dass die Metallteile der Tränketechnik schneller korrodieren.
  • Eine Ansäuerung des Wassers kann dennoch in Hinblick auf die Förderung der Darmgesundheit sinnvoll sein, siehe Kapitel 6.3 Organische Säuren.
 
Elektrische Leitfähigkeit 
  • Die elektrische Leitfähigkeit des Wassers wird durch die Anzahl der gelösten Ionen im Wasser bestimmt.
  • Eine hohe elektrische Leitfähigkeit kann ein Hinweis für hohe Natrium-, Kalium- und Chlorid- Einträge sein, die z.B. durch Verschmutzungen des Wassers mit Kot und Harn entstehen können.
  • Die elektrische Leitfähigkeit sollte bei einem Wert von < 3000 µS/cm liegen.
  • Höhere Werte können zu einer veränderten Kotkonsistenz führen. Zudem verändert sich die Schmackhaftigkeit des Wassers.
 
Wasserhärte 
  • Die Wasserhärte (°dH) gibt den Gehalt von Calcium- und Magnesiumionen im Tränkewasser an.
  • Ein hoher Mineralstoffgehalt im Wasser begünstigt die Entstehung von Kalkablagerungen in den Leitungen, ebenso wie die Entstehung von Biofilmen.
  • Die Wirkung von Medikamenten kann bei einem hohen Mineralstoffgehalt negativ beeinflusst werden.
  • Bei zu hohen Mineralstoffgehalten ist daher zu empfehlen eine Enthärtungsanlage vorzuschalten.
  • Laut Orientierungsrahmen des BMEL sollte der Calciumgehalt im Wasser < 500 mg/l betragen, um Kalkablagerungen in den Rohrleitungen zu vermeiden. Für eine vollständige Betrachtung sollte jedoch auch immer die Konzentration an Magnesiumionen berücksichtigt werden. Hierzu werden seitens des BMEL jedoch keine Angaben im Orientierungsrahmen gemacht.
 

 

Tabelle 5: Chemische Orientierungswerte zur Sicherstellung einer guten Tränkewasserqualität und ihr Einfluss auf die Tiergesundheit
ParameterOrientierungswert für die Eignung als TränkwasserMögliche negative Einflüsse auf die Tiergesundheit und / oder Tränketechnik
Natrium und Chlorid 
  • <250 mg/l 
 
 
  • Zu hohe Konzentrationen im Tränkwasser führen zu feuchtem Kot.
 

Nitrat und Nitrit

 
  • Nitrit < 30 mg/l
  • Nitrat < 200 mg/l
 
 
  • Bereits geringere Nitrit-Konzentrationen von ca. 10 mg/l können sich negativ auf die Leistung durch vermindertes Wachstum und eine geringere Futteraufnahme auswirken.
 
Eisen und Mangan 
  • Eisen < 3 mg/l
  • Mangan < 4 mg/l
 
 
  • Erhöhte Eisen- und Mangangehalte können zu schlechteren Leistungen führen.
  • Bei hohen Eisen- und Mangankonzentrationen erhält das Wasser einen bitteren und metallischen Geschmack.
  • Hohe Eisen- und Mangangehalte führen zu vermehrten Ablagerungen in den Rohrsystemen und fördern die Entstehung von Biofilm.
  • Bei zu hohen Eisengehalten ist zu empfehlen eine Wasserenteisungsanlage vorzuschalten.
 

Sulfat

 
  • < 500 mg/l 
 
 
  • Höhere Konzentration wirkt sich negativ auf die Verdauung der Tiere aus
 

 

5.2.2.1 Tränkewasserhygiene - Reinigung und Desinfektion

Für eine optimale Reinigung des Tränkewassersystems empfiehlt es sich, mechanische und chemische Reinigungsverfahren miteinander zu kombinieren.

Bei der mechanischen Reinigung können z. B. die im Folgenden angeführten Verfahren zum Einsatz kommen:

  • Spüleinrichtungen
  • Spülschwämme
  • Ultraschall und Luftdruck

Bei der sich anschließenden chemischen Reinigung sollten saure und alkalische Reiniger nacheinander eingesetzt werden.   

Die beiden Reiniger haben unterschiedliche Funktionen:

  • Alkalische Reiniger, wie sie z.B. auch bei Melkmaschinen eingesetzt werden, entfernen Fette und Eiweiße.
  • Saure Reiniger hingegen lösen Calcium- und Eisenablagerungen im Rohrsystem.

Da sich die erforderlichen Einwirkzeiten von Produkt zu Produkt unterscheiden, muss die Durchführung in Abhängigkeit von der Produktbeschreibung erfolgen.

Nach erfolgter Reinigung sollte der Reinigungserfolg visuell kontrolliert werden. Bei ausreichender Spülung sollte das Wasser klar sein und keine Schwebteile aus Ablagerungen (Biofilmen) mehr enthalten. Zusätzlich kann der Reinigungserfolg auch mit Hilfe eines Endoskops beurteilt werden.

Grundsätzlich muss das gesamte System auf Sauberkeit kontrolliert werden. Dazu zählt auch die Kontrolle von:

  • Nebenleitungen
  • Abzweigungen
  • Ventilen
  • Filtersystemen

Ist ein Reinigungserfolg nicht mehr zu gewährleisten, ist der komplette Austausch des Systems ratsam.

Selbst bei gründlicher Reinigung ist nicht sichergestellt, dass ein in der Leitung befindlicher Biofilm vollständig entfernt wurde. Daher muss an die Reinigung eine zusätzliche Desinfektion angeschlossen werden.

Hierbei ist die gründliche Reinigung im Vorfeld jedoch eine wichtige Voraussetzung für die sich anschließende Desinfektion. So gilt der Grundsatz: „Schmutz lässt sich nicht desinfizieren!“ Bei unzureichender Reinigung führen verbleibende Schmutzpartikel in der Leitung dazu, dass sich das Desinfektionsmittel schneller verbraucht und nicht ausreichend wirken kann. Man spricht hierbei vom sogenannten Eiweißfehler.  

Bei der Wahl des Desinfektionsmittels ist darauf zu achten, dass das Produkt in der DVG-Desinfektionsmittelliste für den Einsatz in der Tierhaltung gelistet ist.

Hinweis

Vor Neubelegung gilt es, dass Tränkesystem ausreichend zu spülen, um die Gesundheit der Tiere nicht durch Rückstände zu gefährden.

Exkurs: Einfluss der Wassertemperatur

Die Temperatur hat einen großen Einfluss auf den Bakteriengehalt des Tränkewassers. Mit steigender Wassertemperatur nimmt auch die Vermehrung von Bakterien wie E. coli im Tränkewasser zu. Bereits innerhalb eines Zeitraums von mehreren Stunden können sich Biofilme in den Leitungen ausbilden. Grundsätzlich gilt es daher, stehendes Wasser und einen damit verbundenen Anstieg der Wassertemperatur in den Leitungen zu vermeiden. 

Auch in toten Leitungsenden steht das Wasser. Sie stellen somit eine stetige Kontaminationsquelle dar und sollten vermieden werden.

Besonders in den ersten Lebenswochen wird empfohlen, die Wasserleitungen mehrmals täglich zu spülen, da die Stalltemperatur in dieser Lebensphase hoch ist und die Küken verhältnismäßig wenig Wasser aufnehmen. 

5.2.2.2 Tränkewasserhygiene - Hygiene im belegten Stall

Spülung

Durch einen erhöhten Durchfluss kann die Wassertemperatur in dem Leitungssystem niedrig gehalten werden. Die Vermehrung von Bakterien wird dadurch verlangsamt. Ein mehrmals täglich durchzuführendes Spülen der Leitungen ist daher zu empfehlen.

Hilfreich sind hierbei vollautomatische Spülsysteme, die die Tränken in Abständen von 1-3 Stunden spülen und überschüssiges Wasser in Tanks überführen.

Beim Spülen ist zu beachten, dass das Futter-Wasserverhältnis sich aufgrund des erhöhten Wasserverbrauchs stark verändert. Um die Wasseraufnahme zu ermitteln und als Indikator nutzen zu können, sollte daher auch immer die Menge des Spülwassers, wenn möglich, erfasst oder abgeschätzt werden.

Chlorierung des Wassers

Natriumhypochlorid kann dem Wasser auch im laufenden Durchgang als Desinfektionsmittel zugesetzt werden. Es weist bei saurem pH-Wert eine bessere Wirksamkeit auf und wird daher in Kombination mit organischen Säuren eingesetzt.

Jedoch kann beim Einsatz von Natriumhypochlorid in Verbindung mit Säuren Chlorgas freigesetzt werden, das strak schleimhautreizend ist. Aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen sind Tierhalter daher angehalten, sich im Vorfeld genau über die sachgemäße Anwendung zu informieren.

Die Wirksamkeit der Desinfektion kann über die Bestimmung des Oxidations-Reduktionspotentials (ORP) im Wasser überprüft werden. Hierfür kommen preiswerte Handmessgeräte zum Einsatz.

Die Messungen sollten sowohl vorne wie auch hinten im Stall durchgeführt werden, um die Wirkung im gesamten Stall zu überprüfen.

Niedrige ORP-Werte von 250 mV weisen auf eine hohe organische Belastung des Wassers hin. Ziel ist es, einen Wert zwischen 650 und 800 mV zu erreichen.

Bei einem ORP-Wert von 650 mV werden Bakterien effektiv abgetötet und somit der Keimansammlung im Tränkewassersystem entgegengewirkt.

Das System bedarf jedoch einer ständigen Überwachung. Vollautomatische Dosierungssysteme können den Einsatz daher vereinfachen und eine regelmäßige Anwendung sicherstellen.

Hinweis

Bei Verabreichung von Impfungen und Medikamenten muss die Wasser-Hygienisierung für mindestens 24 Stunden ausgesetzt werden!

Waschen der Tränke 

Durch regelmäßiges Waschen der Tränken kann zudem sichergestellt werden, dass das Wasser nach Verlassen der Leitung nicht verschmutzt. Wichtig ist, zu beachten, dass das Waschwasser hierbei nicht in die Einstreu gelangt, um die Entstehung von feuchter Einstreu zu vermeiden.