Aufbau und Funktion des Verdauungstraktes
Hauptaufgabe des Darms ist die Aufspaltung der Nahrungsbestandteile in die einzelnen Nährstoffe, um eine Aufnahme aus dem Darm in den Blutkreislauf zu ermöglichen. Die Wand des Darmes ist im Inneren mit Darmzotten ausgekleidet. Es handelt sich hierbei um Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die zu einer Oberflächenvergrößerung beitragen und dadurch die Nährstoffaufnahme erleichtern.
Im Dünndarm findet der Hauptteil der Verdauung und der Nährstoffaufnahme statt. Die nötigen Enzyme werden von der Leber und der Bauchspeicheldrüse gebildet. In den Blinddärmen, die bei der Pute paarig angelegt sind, erfolgt die Verdauung von unverdaulichen Pflanzenbestandteilen. Diese werden zum Teil mikrobiell abgebaut und manche der Abbauprodukte können von der Pute genutzt werden. Im kurzen Dickdarm, werden im Anschluss Wasser und Salze resorbiert, sodass der Darminhalt eingedickt wird.
Puten setzen zwei unterschiedliche Formen von Kot ab, Blinddarmkot, der an seiner braunen Farbe leicht zu erkennen ist und Enddarmkot. Bei Hühnern ist bekannt, dass die Abgabe von Blinddarmkot nur einmal auf 7-11 reguläre Kotausscheidungen erfolgt. Man kann davon ausgehen, dass die Ausscheidungshäufigkeit bei Puten vergleichbar ist.
Entwicklung und Funktion des Darmmikrobioms
Beim frisch geschlüpften Küken ist die Darmschleimhaut mit den Darmzotten weder vollständig ausgebildet noch mit Mikroorganismen besiedelt. Ab dem Zeitpunkt der ersten Futteraufnahme aber entwickelt sich die Mikroflora rasant. So nimmt das Küken durch das Handling in der Brüterei, die Aufnahme von Futter und Wasser, aber auch durch den Kontakt zur Einstreu Mikroorganismen auf und die Besiedlung des Darmes mit Bakterien, Pilzen, Viren und Protozoen beginnt.
In den ersten zwei Lebenswochen kommt es im Zuge der Darmentwicklung zu einem vermehrten Wachstum der Darmzotten. Das Wachstum wird auch durch bestimmte Bakterien des Mikrobioms, die Lactobacillen, stimuliert. Je älter die Tiere werden, umso umfang- und artenreicher wird das Mikrobiom. Neben den physiologischen Veränderungen im Darm im Zuge der Entwicklung nehmen auch sich ändernde Umweltbedingungen und Futterumstellungen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms. Daher stabilisiert sich das Darmmikrobiom frühestens ab Mitte der Mast. Dieser Prozess wird auch durch die Futterqualität beeinflusst.
Das Darmmikrobiom fördert die Entwicklung und die Funktion des Darmgewebes und nimmt so Einfluss auf die Futteraufnahme und die Futterverwertung. Daneben hat es aber zahlreiche weitere wichtige Funktionen: So unterstützt es die Bildung vieler Vitamine (z.B. B1, B2, B6, B12 und K) und die Produktion kurzkettiger Fettsäuren als Energiequelle für die Darmschleimhautzellen. Das Darmmikrobiom reguliert das Darmmilieu, fördert die Darmperistaltik und beugt Entzündungen vor. Es stimuliert die Entwicklung und Reifung des Immunsystems und verdrängt Krankheitserreger.
Gerät das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht (Dysbiose), kann dies gravierende Folgen haben.
Auswirkungen einer Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmflora)
- Schlechtere Nährstoffaufnahme und Futterverwertung
- Je nach Schweregrad Verschlechterung der Kotkonsistenz ⇒ wässriger Kot mit Gasbläschen und feuchte Einstreu
- Verminderte Leistung >> geringere Tiergewichte und geringere Uniformität
- Vermehrte Besiedelung des Darms durch Krankheitserreger ⇒ kann zu einer Nekrotische Enteritis führen
- Z.T. hohe Krankheits- und Sterblichkeitsraten