
Verhalten von Pekingenten
Das natürliche und artspezifische Verhalten von Pekingenten hat sich trotz Domestizierung und intensiver Leistungszucht kaum verändert.
Veränderungen treten jedoch bei der Flugfähigkeit auf, Auflösung bei der Paarbindung, teilweiser Verlust der Brutfähigkeit sowie Verringerung der Aggressivität und des Fluchtverhaltens gegenüber dem Menschen.
Die Pekingente hat als Stammart die Stockente (Anas platyrhynchos). Im Gegensatz zur Moschusente (Cairina moschata) weist sie bzgl. Körperbau und Verhalten eine große Anpassung an Wasser auf. Moschusenten hingegen ruhen beispielsweise erhöht auf Bäumen und nutzen Bademöglichkeiten eher weniger. Eine klare Abgrenzung beider Arten hinsichtlich ihres Verhaltens und ihrer Ansprüche an die Haltungsumwelt muss entsprechend vorgenommen werden.
Abb. 2 zeigt die Verteilung des Verhaltens der Tiere über den Tag. Das Ruhen und Putzen nehmen die meiste Zeit in Anspruch. Die Tiere sind auch nachts aktiv, die Hauptaktivitätszeiten liegen jedoch in der Morgen- und Abenddämmerung. Die Pekingente unterscheidet sich damit im Verhalten grundsätzlich vom Huhn.
Die Verhaltensweisen lassen sich in sog. Funktionskreise einteilen (z. B. Fortbewegungsverhalten), die im jeweiligen Funktionsbereich (z. B. eingestreuter Bereich) ausgeübt werden.
Funktionskreis vs. Funktionsbereich
- Funktionskreis: Ein nach funktionellen, zielführenden Gesichtspunkten ausgerichtetes Verhaltenssystem mit entsprechender Bewegungskoordination
- Funktionsbereich: Der räumliche Bereich des Haltungssystems, in dem ein (oder mehrere) Funktionskreis(e) ausgelebt werden
Im Folgenden wird auf das Verhalten der Ursprungs-/Wildform eingegangen. Auf Abweichungen oder Besonderheiten, die sich aufgrund der modernen Haltung der Pekingenten ergeben, wird ergänzend hingewiesen.
Auf das Fortpflanzungsverhalten von Pekingenten wird nicht näher eingegangen, da in der Pekingentenmast die Tiere vor Erreichen der Geschlechtsreife geschlachtet werden.
Fortbewegungsverhalten
Funktionsbereich
- Laufflächen
- Eingestreuter Bereich
Das Fortbewegungsverhalten steht im Wesentlichen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. Pekingenten können im gemächlichen Tempo erhebliche Strecken zu Fuß zurücklegen. Über kurze Strecken können sie schnell laufen und auch auf niedrige Gegenstände hüpfen. Im Mittel erreichen sie Laufgeschwindigkeiten von 0,3-0,6 m pro Sekunde. Mit ihren weit hinten am Körper angesetzten, kurzen Beinen verschieben sie den Schwerpunkt abwechselnd über das jeweils belastete Bein und bewegen ihren Kopf dazu synchron zur Seite. Dadurch entsteht der charakteristische watschelnde Gang.
- Die meisten Hausenten haben ihre Flugfähigkeit durch das gestiegene Körpergewicht verloren.
Futter- und Wasseraufnahmeverhalten
Funktionsbereiche
- Fressplatz/Tränke
- Offene Wasserangebote
Futteraufnahme
Pekingenten haben einen langen, flachen Schnabel, der ca. 7 cm lang und 2,7 cm breit ist. Zur Nahrungsaufnahme ist der Entenschnabel mit seitlichen Hornlamellen ausgestattet, welche es ihr ermöglichen, harte Gräser abzuzupfen und feinste Nahrungspartikel aus dem Wasser zu sieben.
Enten weisen unterschiedliche Techniken zur Nahrungsaufnahme auf. Dazu gehören u. a. das Seihen, Gründeln und Picken.
Das Seihen kann als indirektes Trinken zum Futteraufnahmeverhalten gezählt werden. Das Futter wird mit Hilfe der Lamellen aus dem seitlich austretenden Wasser gefiltert, im Schnabel weitertransportiert und im oberen Bereich gesammelt und abgeschluckt.
Das Gründeln ist eine ebenfalls häufig gezeigte Technik der Nahrungsaufnahme, bei dem im flachen Gewässer der Kopf und Hals unter Wasser getaucht wird und die Nahrung vom Gewässergrund aufgenommen wird.
- Bei Stallhaltung mit offener Wasserfläche als zusätzliches Wasserangebot ist häufig zu beobachten, dass die Tiere ihr Futter zum Wasser tragen und es seihend wieder aufnehmen.
- Beim Schnattern in der Einstreu wird die Einstreu mit dem Schnabel „durchgepflügt“ und nach Futter gesucht.
Wasseraufnahme
Zur Wasseraufnahme tauchen die Tiere ihren Schnabel 2-5 mm in das Wasser. Mit Schnabel- und Zungenbewegungen wird das Wasser angesaugt. Durch das Anheben des Kopfes fließt das Wasser durch den Schnabel und wird abgeschluckt.
- Die Wasseraufnahme über Nippeltränken entspricht bei Enten nicht dem natürlichen Verhalten, bietet aber hygienische Vorteile.
- Mit gestrecktem Hals und Kopf beknabbern die Enten mit geöffnetem Schnabel den Trinknippel und schlucken das austretende Wasser ab.
- Offene Tränken bzw. Bademöglichkeiten, bei denen die Tiere ihren Kopf eintauchen bzw. Badeverhalten zeigen können, bergen bei unzureichendem Sauberhalten ein hygienisches Risiko.
Komfortverhalten
Funktionsbereiche
- Offene Wasserangebote
- Eingestreuter Bereich
Komfortverhalten bezeichnet die vielfältigen Verhaltensweisen, die zur Reinigung und Pflege des Gefieders sowie zur Thermoregulation beitragen und das Wohlbefinden der Tiere steigern. Die Gefiederpflege bzw. das Putzen werden sowohl auf dem Land als auch auf dem Wasser durchgeführt.
Typische Bestandteile der Körper- und Gefiederpflege sind:
Putzen mit Tränke-/Badewasser
- Das mehrmals tägliche Baden gehört zum Komfortverhalten von Enten.
- Enten benetzen durch schnelles Eintauchen von Kopf und Hals und anschließendes ruckartiges Aufrichten das Gefieder mit Wasser. Danach werden die Federn mit dem Schnabel geglättet und geordnet sowie mit dem Sekret der Bürzeldrüse eingefettet.
- Der arttypische Ablauf wird von Knierim et al. (2004) wie folgt beschrieben:
„Die Ente befindet sich auf einer Wasserfläche und leitet das Baden mit dem schnellen Schütteln des Schwanzes ein. Anschließend taucht sie den Kopf bis über die Augen ins Wasser, richtet sich auf und lässt Wasser über den Körper laufen, wobei sie den Körper und die abgehobenen Flügel schüttelt. Diese Bewegung wird in rascher Abfolge mehrmals hintereinander ausgeführt. Danach wird an Land mit dem Schnabel ausführliche Gefiederpflege betrieben.“
Schnabelwaschen
- Durch das Eintauchen des Kopfes ins Wasser werden Schnabel, Nasenlöcher und Augen gereinigt.
- Die Tiere tauchen den Schnabel ins Wasser und blasen Wasser durch die Nasenlöcher.
Putzbewegungen
- Das Putzen des Gefieders erfolgt bevorzugt nach dem Baden und in Kombination mit dem Einfetten durch die Bürzeldrüse. Die Enten fahren mit dem Schnabel, dem Hals, den seitlichen Kopfpartien und der Kehle glättend über ganze Federbezirke oder bearbeiten einzelne Federn.
- Flügelschlagen, Körper- und Kopfschütteln, Kratzen und Beinstrecken können ebenfalls beobachtet werden.
Ruhe-/Schlafverhalten
Funktionsbereiche
- Eingestreuter Bereich
Enten ruhen und schlafen in der Natur entweder geschützt am Land oder auf dem Wasser treibend. Sie ruhen und schlafen nach jeder Mahlzeit. Dazu wird der Kopf zum Ruhen in das Schultergefieder gesteckt oder der Hals in Richtung Rücken gezogen und der Schnabel auf die Brust gelegt. Das Ruhen erfolgt gemeinsam in Gruppen (Synchronisation).
Sozialverhalten
Funktionsbereiche
- Eingestreuter Bereich
- Fressplatz / Tränke
Als Sozialverhalten gelten alle Verhaltensweisen, die Funktionen der Verständigung zwischen den Tieren erfüllen. In freier Natur bilden Enten lockere Sozialverbände ohne Rangordnung. Die Tiere ruhen und fressen gemeinsam in Gruppen. Ab dem dritten Tag erkennen sich die Tiere in kleinen Gruppen, in größeren Gruppen können sich die Tiere jedoch nicht individuell erkennen. Entenküken haben die Neigung, beweglichen Objekten zu- bzw. hinterherzulaufen. Über dieses angeborene Verhalten entwickelt sich die Bindung zur Mutter und den Geschwistern. In der modernen Pekingentenhaltung werden die Tiere entsprechend auf die bestandsbetreuende Person geprägt.