Verhalten von Moschusenten
Die Moschusente (Cairina moschata), in ihrer domestizierten Form auch Türken-, Warzen-, Barbarie-, oder Flugente genannt, hat, anders als die Pekingente (Anas platyrhynchos domestica), nicht die Stockente (Anas platyrhynchos) als Stammart.
Moschusenten, aus der Gattung Cairina sind solitär lebende Tiere und treffen sich in der Natur nur zur Paarung. Sie stammen aus Südamerika und weisen einen langgestreckten Körper, mit langen Schwanzfedern und nackter Schnabelwurzel mit warzenartiger Haut beim Erpel auf. Der sogenannte „Karunkel“ tritt während der Paarungszeit noch stärker hervor. Der Schnabel ist stark innerviert und mit Reizrezeptoren versehen3. Am Oberschnabel befindet sich ein Haken und die Zehen enden mit Krallen (Abb. 2, 3 und 4). Es gibt acht verschiedene Farbschläge5, mit reinfarbigen, oder gescheckten Tieren (Abb. 1). Sie ruhen bevorzugt erhöht auf Bäumen (aufbaumende Enten) und nutzen Bademöglichkeiten weniger als Pekingenten6 (Tabelle 1). Weiter besteht ein starker Geschlechtsdimorphismus, sodass die Männchen bei der Schlachtung deutlich größer und schwerer sind als die Weibchen (Erpel: 4,5-5,2 kg bei 12 Wochen; Enten: 2,2-2,5 kg bei 9-10 Wochen). Beide Geschlechter werden gemästet, sind bei der Schlachtung aber noch nicht geschlechtsreif. Sowohl die Männchen, als auch die Weibchen sind stimmlos und geben maximal einen leise hauchenden Laut von sich5.
Eine klare Abgrenzung zwischen Peking- und Moschusente hinsichtlich ihres Verhaltens und ihrer Ansprüche an die Haltungsumwelt ist wichtig (Tabelle 1).
Die Mularde ist Kreuzung aus Moschuserpeln mit Pekingenten und ähnelt in ihrem Verhalten den Moschusenten. Da die Kreuzung artübergreifend ist, sind Mularden immer steril und werden nur zur Mast genutzt. Der Geschlechtsdimorphismus ist weniger ausgeprägt und der Fleischanteil erhöht5.
Verhaltensweise | Pekingente | Moschusente |
Fressen | 2,4% | 3,7% |
Trinken | 8,0% | 6,4% |
Schnattern in Einstreu / Gras | 11,8% | 10,9% |
Putzen | 12,6% | 14,6% |
Sitzen | 58,1% | 58,8% |
Laufen | 4,3% | 4,2% |
Baden | 2,8% | 1,5% |
Aggressionspotential und Kannibalismus
Männliche Moschusenten tragen häufig Kämpfe aus, was das Verletzungsrisiko bei unkupierten Tieren stark erhöht3. Um Problemen mit Kannibalismus und Verletzungen vorzubeugen, wird in der Moschusentenmast die nach unten gebogene Schnabelspitze in der Brüterei kupiert. Die sehr spitzen Krallen werden im Alter von 10-12 Tagen ebenfalls gekürzt.
Seit dem 01.01.2014 ist das Schnabelkürzen in Niedersachsen explizit verboten4. Da sich auch mit reduzierter Besatzdichte das Problem des Kannibalismus aus tierwohl- und ökonomischer Sicht derzeit nicht zufriedenstellend lösen lässt7, wurde in der Folge die Elterntierhaltung in Deutschland vollständig eingestellt. In einigen Teilen Deutschlands werden noch kupierte Tiere aus dem Ausland gemästet, während die Mast in Niedersachsen beispielsweise so gut wie komplett zum Erliegen gekommen ist.
Fortbewegungsverhalten
Moschusenten sind in der Regel gute Läufer3. Das Fortbewegungsverhalten steht im Wesentlichen im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme. Moschusenten können in gemächlichem Tempo erhebliche Strecken zu Fuß zurücklegen. Über kurze Strecken können sie schnell laufen und auch auf niedrige Gegenstände hüpfen. Mit ihren weit hinten am Körper angesetzten, kurzen Beinen verschieben sie den Schwerpunkt abwechselnd über das jeweils belastete Bein und bewegen ihren Kopf dazu synchron zur Seite. Dadurch entsteht der charakteristische watschelnde Gang6.
In den ersten Lebenswochen zeigen die Tiere kein Flugverhalten. Enten beginnen mit neun bis zehn Wochen mit den ersten Flugversuchen; die Erpel der Masttypen sind dafür dann bereits zu schwer und zeigen kein solches Verhalten. Da Moschusenten Wasservögel sind, bewegen sie sich auch problemlos schwimmend auf Wasserflächen fort, sofern diese angeboten werden.
Futter- und Wasseraufnahmeverhalten
Enten wenden für die Futteraufnahme unterschiedliche Techniken zur Nahrungsaufnahme an. Sie nehmen Futter an Land, von der Wasseroberfläche (seihend), oder gründelnd unter Wasser auf.
Zur Nahrungsaufnahme ist der Entenschnabel mit seitlichen Hornlamellen ausgestattet, welche es ihr ermöglichen, harte Gräser abzuzupfen und feinste Nahrungspartikel aus dem Wasser zu sieben. Moschusenten können dank ihrer scharfen Schnabelkanten gut Gras und Pflanzenmaterial an Land aufnehmen. Auch Insekten werden gerne gefressen und wenn möglich sogar gejagt.
Das Seihen kann als indirektes Trinken zum Futteraufnahmeverhalten gezählt werden. Das Futter wird mit Hilfe der Lamellen aus dem seitlich austretenden Wasser gefiltert, im Schnabel weitertransportiert und im oberen Bereich gesammelt und abgeschluckt.
Das Gründeln ist eine ebenfalls häufig gezeigte Technik der Nahrungsaufnahme, bei dem im flachen Gewässer der Kopf und Hals unter Wasser getaucht wird und die Nahrung vom Gewässergrund aufgenommen wird. Diese Art der Nahrungsaufnahme ist zumeist bei auf dem Wasser schwimmenden, wilden, Moschusenten zu beobachten3. In der Mast sollte kein Futter im Wasser angeboten werden, um die Entstehung von Krankheiten zu vermeiden.
Zur Wasseraufnahme tauchen die Tiere ihren Schnabel in das Wasser. Mit Schnabel- und Zungenbewegungen wird das Wasser angesaugt. Durch das Anheben des Kopfes fließt das Wasser durch den Schnabel und wird abgeschluckt.
Die Wasseraufnahme über Nippeltränken entspricht bei Enten nicht dem natürlichen Verhalten, bietet aber hygienische Vorteile. Mit gestrecktem Hals und Kopf beknabbern die Enten mit geöffnetem Schnabel den Trinknippel und schlucken das austretende Wasser ab. Bei offenen Tränken bzw. Bademöglichkeiten, bei denen die Tiere ihren Kopf eintauchen bzw. Badeverhalten zeigen können, muss besonders auf die Hygiene geachtet werden.
Komfortverhalten
Schnabelwaschen
Ausprägung
- Durch das Eintauchen des Kopfes ins Wasser werden Schnabel, Nasenlöcher und Augen gereinigt.
- Die Tiere tauchen den Schnabel ins Wasser und blasen Wasser durch die Nasenlöcher.
Badeverhalten
- Das mehrmals tägliche Baden gehört ebenfalls zum Komfortverhalten von Enten.
- Der arttypische Ablauf wird von Knierim et al. (2004) wie folgt beschrieben: „Die Ente befindet sich auf einer Wasserfläche und leitet das Baden mit dem schnellen Schütteln des Schwanzes ein. Anschließend taucht sie den Kopf bis über die Augen ins Wasser, richtet sich auf und lässt Wasser über den Körper laufen, wobei sie den Körper und die abgehobenen Flügel schüttelt. Diese Bewegung wird in rascher Abfolge mehrmals hintereinander ausgeführt. Danach wird an Land mit dem Schnabel ausführliche Gefiederpflege betrieben8.“
Putzen mit Tränke- / Badewasser
- Enten benetzen durch schnelles Eintauchen von Kopf und Hals und anschließendes ruckartiges Aufrichten das Gefieder mit Wasser. Danach werden die Federn mit dem Schnabel geglättet und geordnet sowie mit dem Sekret der Bürzeldrüse eingefettet.
Putzbewegungen
- Das Putzen des Gefieders erfolgt bevorzugt nach dem Baden und in Kombination mit dem Einfetten durch die Bürzeldrüse. Dieser Bewegungsablauf ist genetisch fixiert. Die Enten fahren mit dem Schnabel, dem Hals, den seitlichen Kopfpartien und der Kehle glättend über ganze Federbezirke oder bearbeiten einzelne Federn3.
- Flügelschlagen, Körper- und Kopfschütteln, Kratzen und Beinstrecken können ebenfalls beobachtet werden.
Ruhe-/ Schlafverhalten
Im Gegensatz zu Pekingenten ruhen ausgewachsene Moschusenten bevorzugt erhöht6 (Abb. 5). Sie ruhen und schlafen nach jeder Mahlzeit. Dazu wird der Kopf zum Ruhen in das Schultergefieder gesteckt oder der Hals in Richtung Rücken gezogen und der Schnabel auf die Brust gelegt. Im Gegensatz zu Hühnern sind Enten auch nachts aktiv. Es sollte dennoch eine zusammenhängende Dunkelphase von acht Stunden im Lichtprogramm eingestellt sein6.
Sozialverhalten
Als Sozialverhalten gelten alle Verhaltensweisen, die Funktionen der Verständigung zwischen den Tieren erfüllen. In freier Natur leben Moschusenten solitär oder in kleinen getrenntgeschlechtlichen Gruppen und kommen nur zur Paarung zusammen. Bei der Masttierhaltung werden die Tiere in größeren Herden, jedoch getrenntgeschlechtlich gehalten. Moschuserpel bilden im Stall eine Rangordnung und sind territorial6.