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Reduktion von Emissionen über die nährstoffreduzierte Fütterung bei Schweinen

Überschüssig über Futtermittel zugeführte Nährstoffe werden vom Schwein wieder ausgeschieden.1 Daher ist eine stickstoff-(N-) und phosphor-(P-)reduzierte (N-/P-reduzierte) Fütterung eine geeignete Methode zur Minderung von Emissionen in der Schweinehaltung.3 Die meisten Stickstoffemissionen entstehen durch einen zu hohen Anteil an Rohprotein (XP) in der Ration.4

Da Schweine keinen Bedarf an Rohprotein, sondern an essentiellen Aminosäuren haben, steht die Versorgung mit essentiellen Aminosäuren im Mittelpunkt moderner Fütterungskonzepte. Dabei ist relevant zu wissen, dass Aminosäuren die kleinsten Untereinheiten der Proteine sind. Essentielle Aminosäuren sind lebensnotwendig, können aber nicht selbstständig vom Tier hergestellt werden und müssen daher über die Nahrung zugeführt werden.5 Demnach ist eine Reduktion von Rohprotein in der Gesamtration bis zu dem Punkt möglich, an dem die erste essentielle Aminosäure bei geringeren Gaben in einen Mangel geraten würde. Durch die Zugabe dieser essentiellen Aminosäuren über die Futtermittel ist auch bei geringem Rohproteingehalt eine ausreichende Versorgung mit Aminosäuren gewährleistet.6 Die nährstoffreduzierten Fütterungsverfahren (DLG: sehr stark N-/P-reduziert) mit dem verstärkten Einsatz freier Aminosäuren können die N-Ausscheidungen und Ammoniakemissionen um mehr als 20 % reduzieren.7

Der größte emissionsmindernde Fütterungseffekt wird erzielt, wenn freie Aminosäuren und hochwertige bzw. behandelte Proteine eingesetzt werden. Je nach eingesetzten Zusätzen können die Futtermittelkosten variieren. Eine Unterversorgung der Tiere ist zu vermeiden, da dies gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich bringen kann. Ein Überangebot durch Sicherheitszuschläge sollte vermieden werden, da sonst erneut ein Überangebot an Proteinen entstehen kann, welches der Emissionsminderung entgegenwirken würde. Um die Tiere bedarfsgerecht, aber ohne Überschüsse zu ernähren, sollte der Tierhaltende oder Tierbetreuende die Leistung der Tiere sowie die genaue Zusammensetzung seines Futtermittels kennen.1

Unterschieden wird die Fütterung bei Zuchtsauen, Mastschweinen und in der Ferkelaufzucht hinsichtlich der N-/P-Reduktion in vier Gruppen. Diese sind:

1) Universalmast bzw. Standardfütterung ohne Maßnahmen zur Minderung,

2) N-/P-reduzierte,

3) stark N-/P-reduzierte,

4) sehr stark N-/P-reduzierte Fütterung.
 

Tabelle 2 stellt DLG-Empfehlungen zur nährstoffreduzierten Fütterung in der Schweinemast für Gruppe 3 und 4 dar.

Tabelle 2: DLG-Vorgaben zur nährstoffreduzierten Fütterung in der Schweinemast für die Gruppen 3 und 47
 Lebendmasse (kg)Rohprotein (g/kg)Phosphor (g/kg)
Stark N-/P-reduziert
Vormastfutterab 281754,7
Anfangsmastfutterab 401654,5
Mittel-/Endmastfutterab 651554,2
Endmastfutterab 901404,2
Sehr stark N-/P-reduziert
Vormastfutterab 281654,4
Anfangsmastfutterab 401554,2
Mittel-/Endmastfutterab 651404,0
Endmastfutterab 901354,0

Je geringer die N- und P-Gehalte sind, desto relevanter ist es, Mängel, Fehlversorgungen sowie Leistungseinbußen bei den Tieren durch ein angepasstes Fütterungsmanagement zu vermeiden, da durch die Reduktion von N und P in den Rationen auch ein reduziertes Proteinangebot entsteht. Die sehr stark nährstoffreduzierte Fütterung sowie der Einsatz freier Aminosäuren können die N-Ausscheidungen um bis zu 20 % reduzieren. Regelmäßige Leistungskontrollen und die Beachtung aktueller Versorgungsempfehlungen sind zu berücksichtigen. Sowohl bei selbst erzeugten als auch bei zugekauften Futtermitteln sollten Futtermitteluntersuchungen stattfinden.7
Bereits durch 1 % weniger Protein in der Ration können 10 - 11 % der NH3-Emissionen beim Schwein reduziert werden.8 Ob die Reduzierung von Nährstoffen auch ökonomisch Vorteile bietet, muss einzelbetrieblich geprüft werden, da die Kosten für freie Aminosäuren sowie Proteinträger stark variieren.1

In zahlreichen Versuchen zeigte sich keine Verschlechterung der biologischen Leistungen und Schlachtleistungen bei stark und sehr stark N-/P-reduzierten Fütterungsverfahren.9,10,11 In einem Versuch des Versuchs- und Bildungszentrums Schwarzenau mit Zuchtsauen waren trotz deutlicher Absenkung der Nährstoffgehalte unter das Niveau der sehr stark N-/P-reduzierten Fütterung im Trage- und Säugebereich keine negativen Auswirkungen auf die biologischen Leistungen und die Tiergesundheit ersichtlich.12 Eine Reduktion des Rohproteingehaltes von bis zu 4 % ist in der Mast möglich, ohne dass die Qualität des Schlachtkörpers vermindert wird.13 Bei der Absenkung der Nährstoffgehalte unter das Niveau der sehr stark N-/P-reduzierten Fütterungsverfahren kommt es laut DLG teilweise in der Mast zu einem signifikanten Anstieg des Futteraufwandes (kg Futter pro kg Zuwachs).14
Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen fand in einem Versuch heraus, dass der Futterverbrauch bei Tieren sinkt, die eine N-/P-reduzierte Ration erhalten. Eine Folge daraus ist ein reduzierter Anfall von Gülle.15

In Versuchen der LUFA Nord-West zur Emissionsmessung im „transparenten Stall“ in Quakenbrück wurden drei Fütterungsversuche durchgeführt, bei denen die Rohproteingehalte unterhalb der Vorgaben der DLG für sehr stark N-/P-reduziert lagen (16,5 % XP bis 60 kg LM, 14,0 % XP bis 80 kg LM, 12,0 % XP ab 80 kg LM). Die Kontrollgruppe erhielt ein Universalfutter mit 16,5 % XP. Die Ammoniakfrachten konnten um Ø 0,65 kg pro Mastplatz und Jahr (22 % im Vergleich zur Kontrollgruppe) reduziert werden. In diesen Versuchen war der Futteraufwand in der Versuchsgruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe.10
 

Die Reduktion von N und P in der Ration kann über die Phasenfütterung umgesetzt werden. Dabei erhalten die Tiere in der Ferkelerzeugung und Mast an ihre Lebendmasse und das Leistungsniveau angepasste Rationen.1 Diese Maßnahme dient der Einsparung von Rohprotein in der Futterration. Mit mehr Fütterungsphasen können Emissionen vermindert werden, jedoch muss mit der Phasenfütterung auch eine entsprechende Rohproteinreduzierung in den einzelnen Futterphasen einhergehen. In der Mastschweinehaltung ist ab 1.500 Mastschweineplätzen mindestens eine dreiphasige Fütterung nach der TA Luft vorgeschrieben. Je höher die Futteraufnahme ist, desto mehr Proteinfuttermittel können eingespart werden, weshalb sich die Phasenfütterung insbesondere in der Endmast empfiehlt.1

Beachtet werden muss bei der Reduktion des Nährstoffgehaltes, dass eine erhöhte Futteraufnahme durch reduzierte Inhaltsstoffe keinen Effekt erzielt. Detaillierte Informationen sind dem DLG-Merkblatt 418 zu entnehmen. Ergänzend dazu existiert ein Excel-Tool, welches eine Kalkulationshilfe zur Berechnung einzelbetrieblicher Fütterungsverfahren hinsichtlich der einzuhaltenden maximalen Rohprotein- und Phosphorgehalte bei der N-/P-reduzierten Fütterung bietet.

Excel-Tool für die N-/P-reduzierte Fütterung

Die N-/P-reduzierte Fütterung ist für Ökobetriebe nicht realisierbar, da freie Aminosäuren und Phytasen dort derzeit nicht eingesetzt werden dürfen.16

Die Reduktion von Emissionen durch die nährstoffreduzierte Fütterung ist begrenzt, kann jedoch durch andere technische Verfahren zur Emissionsminderung ergänzt werden. Neben den Inhaltsstoffen der Futtermittel sollte auch auf die Fütterungstechnik geachtet werden. Beispielsweise fördern in die Gülle fallende Futterreste Emissionen.

Das Verfahren der nährstoffreduzierten Fütterung entspricht bei Zuchtsauen und Mastschweinen der BVT sowie dem Stand der Technik nach der TA Luft und kann eine Reduktion von bis zu 40 % erzielen.17 Für die Multiphasenfütterung sind teilweise Förderungen über das Agrarinvestitionsförderungsprogramm möglich. Mehr Informationen dazu sowie zu weiteren förderfähigen Maßnahmen sind der KTBL-Broschüre „Förderfähige Techniken zur Emissionsminderung in Stallbauten“ zu entnehmen.