Zum Hauptinhalt springen

Empfehlungen für Neubauten

Gruppengröße

Bezüglich der Gruppengröße gibt es bei Schweinen je nach Tierzahl, Betriebsstruktur sowie Präferenz der Landwirt:innen verschiedene Möglichkeiten zur Strukturierung. Gruppen von bis zu 30 Tieren sind übersichtlicher als größere Gruppen. Eine klare Buchtenstruktur ist bei kleineren Gruppen jedoch schwieriger möglich, da insgesamt weniger Platz zur Verfügung steht als bei großen Gruppen. Bei mehr als 30 Tieren kann eine klare Buchtenstrukturierung mit Ausweichmöglichkeiten vor anderen Tieren aufgrund des gesamten Platzangebotes besser umgesetzt werden. Weitere Vor- und Nachteile sind Tabelle 1 zu entnehmen.2
Größere Gruppen ab einer Tierzahl von ca. 80 Schweinen erreichen langsam den „Großstadteffekt“. Die Tiere kennen sich untereinander nicht mehr so gut und die Gruppen sind anonymer. Durch den Großstadteffekt kommen Auseinandersetzungen seltener vor, da der Gruppenverband lockerer ist.3  

Tabelle 1: Vor- und Nachteile verschiedener Gruppengrößen2
 VorteileNachteile
Gruppen bis 30 Tieregute Übersichtklare Buchtenstrukturierung schwierig
 geringere Ausweichmöglichkeiten
Gruppen ab 30 Tiereklare Buchtenstrukturierunganspruchsvollere Übersicht 
AusweichmöglichkeitenAuseinanderwachsen der Tiergruppe
gleiche Funktionsbereiche mehrfach verteilt möglich 
kurzfristige Funktionsausfälle können besser abgepuffert werden 

Die AG empfiehlt mindestens 30 Tiere in der Gruppe, damit sich bei ausreichender Buchtengröße eine gute Buchtenstrukturierung ergibt. Bei über 80 Tieren tritt der „Großstadteffekt“ ein: der Gruppenverband wird lockerer und Rangordnungen treten vermindert auf.

Platzangebot je Tier

Ferkelaufzucht

Empfohlen werden von der AG „Buchtenstruktur“ 0,35 m² pro Tier bis 20 kg Körpergewicht und 0,5 m² pro Tier für Tiere mit über 20 kg Körpergewicht. Dies sind 40 % mehr als in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) gefordert sind.

Mast

Es gibt verschiedene Vorgaben für das Platzangebot von Mastschweinen. Ohne Auslauf sind nach der TierSchNutztV mindestens 0,75 m² für Tiere von 50 – 110 kg Lebendgewicht sowie 1,0 m² Fläche für Tiere mit mehr als 110 kg Lebendgewicht vorgeschrieben.

Weiterhin gibt es die verschiedenen Haltungsformen, die derzeit auf verschiedenen tierischen Produkten im Lebensmitteleinzelhandel vorzufinden sind. Diese schreiben, je nach Haltungsform, unter anderem ein vergrößertes Platzangebot für die Tiere vor.4 Ein Entwurf für die verpflichtende staatliche Tierhaltungskennzeichnung, der derzeit noch keine Gültigkeit besitzt, weicht von den derzeit bestehenden vier Haltungsformen im Lebensmitteleinzelhandel ab.5 Es sollen fünf verschiedene Haltungsformen gekennzeichnet werden. Details können Tabelle 2 entnommen werden.

Tabelle 2: Das Platzangebot von Mastschweinen je nach Haltungsform
Gesetzlicher Standard nach TierSchNutztVAktuelle Haltungsformen4Entwurf der staatlich verpflichtenden Tierhaltungskennzeichnung5
0,75 m²10,75 m²Stall0,75 m²
 20,85 m² (+ 10 %)Stall + Platz0,9 m² (+ 20 %)
 31,05 m² (+ 40 %)Frischluftstall1,095 m² (+ 46 %)
 41,50 m² (+ 100 %)Auslauf/Freiland1,40 m² (+ 86 %)
   Bio2,3 m²

Vor allem in der Ferkelaufzucht, aber grundsätzlich auch in der Mast kann das über den gesetzlichen Standard hinausgehende Platzangebot baulich durch erhöhte Ebenen geschaffen werden.6 Eine zweite Ebene bietet oben einen erweiterten Aktivitätsbereich, unten dagegen einen geschützten Rückzugsbereich, der dunkler ist und dadurch gerne als Liegebereich genutzt wird. Im Gegensatz zur Mast, bei der zur Konfliktvermeidung zwei Rampen für den Auf- und Abstieg der erhöhten Ebene benötigt werden, ist in der Ferkelaufzucht eine Rampe ausreichend. Auf einen dem Alter und Gewicht der Tiere angepassten Aufstiegswinkel im jeweiligen Haltungsabschnitt sollte dabei geachtet werden.7 Zentrale Elemente wie Futter und Wasser dürfen den Tieren nicht ausschließlich auf den Ebenen angeboten werden, da nicht alle Tiere die zweite Ebene nutzen. Nachteilig ist bei den erhöhten Ebenen, dass zusätzlicher Reinigungsaufwand anfällt. Die Böden der Ebenen sollten nicht perforiert sein, da ansonsten darunter stehende Tiere verschmutzt werden.
Ob die erhöhte Ebene bei Neubauten integriert werden oder lieber in Bestandsbauten ergänzt werden sollte, um die vorhandenen Stallungen besser nutzen zu können, muss von Betrieb zu Betrieb individuell abgewogen werden. Die erhöhten Ebenen werden nicht als zusätzliche Stallgrundfläche anerkannt.

Die AG empfiehlt, Mastschweinen ohne Auslauf mindestens 1,1 m² und mit Auslauf 1,5 m² zur Verfügung zu stellen. Dies sind Untergrenzen der Haltungsform 3.

Bodengestaltung

Ferkelaufzucht

Im Ferkelaufzuchtstall sollte die Liegefläche planbefestigt, beheizbar und mit einem Gefälle von 3 – 4 % zum Kotbereich versehen sein. Eine leichte Einstreu der Liegefläche erhöht den Komfort und kommt dem Wärmebedürfnis und dem Erkundungsdrang junger Tiere entgegen.3 In der zweiten Hälfte der Ferkelaufzucht bevorzugen die Tiere durch das Wachstum und die Futteraufnahme bereits kühlere Liegeflächen wie Betonboden, den sie dem Kunststoffboden vorziehen. Daher sollte die Wärmezufuhr zu Beginn über eine Abdeckung oder Kiste im Liegebereich erfolgen, um den Tieren bei Bedarf im Nachhinein auch kühlere Liegemöglichkeiten zur Verfügung stellen zu können. Durch die Abdeckungen oder Kisten kann zusätzlich Energie gespart werden, da die Wärme gezielt gespeichert und die Raumtemperatur abgesenkt werden kann.
Der Kotbereich ist mit Spaltenboden ausgestattet, dessen Schlitzweite gemäß der TierSchNutztV höchstens 14 mm betragen darf, da sonst eine erhöhte Verletzungsgefahr besteht. Es empfiehlt sich, im Kotbereich Böden mit einem hohen Perforationsanteil zu verwenden. Es eignen sich beispielsweise Dreikantstahlroste oder Gussroste, die einen guten Kotdurchlass gewährleisten.7  Bei den Gussrosten und Betonspalten ist je nach Herstellungsverfahren darauf zu achten, dass sie entgratet sind.

Mast

In der Mastbucht gelten prinzipiell vergleichbare Empfehlungen wie in der Ferkelaufzucht im Hinblick auf die Bodengestaltung. Die Liegefläche sollte planbefestigt und im Idealfall beheizbar bzw. kühlbar sein.8 Besonders in der Mast ist eine Abkühlung der Fläche hilfreich, um den schnell wachsenden Tieren die Möglichkeit zu geben, ihren Wärmeüberschuss loszuwerden.7 Diese sind jedoch in der Praxis noch nicht gängig. Abgesehen von kühlbaren Liegeflächen eignen sich auch Metallböden gut zur Abgabe von Körperwärme, die jedoch meist im Kotbereich vorhanden sind. Für den Kotbereich haben sich auch in der Mast entweder Betonspalten mit einer Schlitzweite von höchstens 18 mm (TierSchNutztV), Dreikantstahl oder Gussroste bewährt.

Die AG empfiehlt in der Ferkelaufzucht planbefestigte, leicht eingestreute Liegeflächen mit leichtem Gefälle
(3 – 4 %) und Spalten im Kotbereich.

Die AG empfiehlt, Mastschweinen planbefestigte, kühl- und heizbare Liegeflächen sowie Spaltenboden (u. U. auch Dreikantroste) im Kotbereich zur Verfügung zu stellen.

Fütterung

Eine ad libitum-Trockenfütterung über Trockenfütterungsautomaten ist eine mögliche Fütterungsform bei Neubauten. Ein enges Tier-Fressplatz-Verhältnis, im Idealfall von 1:1, ist zu empfehlen. Es kann auf bis zu 3:1 erweitert werden, wenn parallel in einem anderen Teil der Bucht Beschäftigungsfutter angeboten wird. Ein enges Tier-Fressplatz-Verhältnis und ein ad libitum-Angebot, auch bei Beschäftigungsfutter, helfen, Stress durch Konkurrenzverhalten zu minimieren.1 Bei den hauptsächlich verwendeten Langtrögen muss darauf geachtet werden, dass das Futter im Trog gleichmäßig verteilt ist.

Alternativ zur Trockenfütterung kann auch die Breifütterung angeboten werden. Sie stellt deutlich höhere Anforderungen an das Management und die Sauberhaltung der Futterflächen. Bezüglich der Hygiene hat die Trogfütterung Vorteile gegenüber der Bodenfütterung.

Weitere Informationen zur Fütterung gibt es im DLG-Merkblatt 463 sowie in den Gesamtbetrieblichen Haltungskonzepten Schwein – Mast sowie Sauen und Ferkel.

Die AG empfiehlt eine Trockenfütterung mit kleinem Tier-Fressplatz-Verhältnis (max. 3:1) oder optional eine Bodenfütterung, bei der allerdings ein besonderes Augenmerk auf Management und Hygiene liegen muss.

Luftführung

Die Luftführung ist mit dem Stallklima zusammen von großer Bedeutung für die Strukturierung von Buchten.7 Schweine reagieren sensibel auf Zugluft und weichen den für sie ungünstigen Klimabereichen aus. Sowohl in der Aufzucht als auch in der Mast ist es wichtig, dass der Liegebereich frei von Zugluft ist. Dies sollte durch Ausnebeln, insbesondere auch im Wechsel der Jahreszeiten, überprüft werden. Ist im Liegebereich Zugluft vorhanden, kann sie beispielsweise durch einen Deckel reduziert werden.

Dagegen kann Zugluft zur Steuerung des Absetzens von Kot und Harn im Kotbereich sogar vorteilhaft sein. Wichtig ist, dass die Luftführung in der Bucht möglichst konstant ist und dass jedes Tier den ihm unangenehmen Verhältnissen ausweichen kann.

In der Mast ist insbesondere bei sommerlichen Bedingungen eine Zuluftkühlung, also die Einleitung nach Anfeuchtung vorgekühlter Luft in den Stall, gut geeignet, um Temperaturen im Stall zu senken und den Tieren die Wärmeabgabe zu erleichtern.3 Ein bewährtes und energiesparendes System ist die Zuluftkonditionierung mit beispielsweise einem Wärmetauscher.

Generell ist für die warme Jahreszeit die Einrichtung von Kühlmöglichkeiten, wie z. B. Mikrosuhlen, Suhlen, Sprühkühlung und/oder Fußbodenkühlung, empfehlenswert.1

Bei Offenställen muss auf eine ausreichende Querlüftung geachtet werden. Der entscheidende Faktor ist die Ausrichtung und Anströmung der Ställe (Hauptwindrichtung beachten).

Die AG empfiehlt zugluftfreie Liegebereiche. Im Kotbereich kann Zugluft vorteilhaft für das Anlegen des Kotbereiches sein. In der Mast ist eine Zuluftkühlung empfehlenswert, im Offenstall eine Querlüftung.

Einstreu

Auf Einstreu wird in der Schweinehaltung zukünftig nicht mehr verzichtet werden können. Daher sollte jeder Neubau so strukturiert werden, dass das Einstreuen der Liegeflächen/Buchten möglich und das Entmistungssystem dafür geeignet ist. In Offenställen muss dabei mehr Stroh eingeplant werden als in geschlossenen Ställen.

Stroheinstreu auf der planbefestigten Fläche des Liege- und Aktivitätsbereichs in der Ferkelaufzucht dient vor allem der Wärmeisolierung und ermöglicht es den Tieren, das Erkundungsverhalten (Wühlen, Scharren) auszuleben.3 Das Stroh wird entweder manuell oder mechanisiert in den Buchten ausgebracht. Bei der Kombination aus Einstreu und Güllekanälen ist der Einsatz eines Unterflurschiebers notwendig.

Um den Tieren in der Mast ausreichend Kühlmöglichkeiten zu bieten, ist es eine Option, in eingestreuten Ställen nur die Liegeflächen einzustreuen und andere Bereiche bzw. einen Teil davon frei zu lassen.9 Dadurch stehen den Tieren weiterhin ausreichend Kontaktflächen zur Wärmeabgabe zur Verfügung und die Strohmenge in der Gülle kann begrenzt werden. Im Sommer sowie zum Mastende sollte die Einstreu reduziert werden, da die Schweine bereits ab 15 °C das Bedürfnis zur Wärmeabgabe haben.7

Bei der Einstreu ist stets auf eine gute Qualität zu achten. Wird sie mit der Hand eingebracht, kann gleichzeitig auch die Tierkontrolle erfolgen. Bei geschlossenen Ställen sollten geringere Mengen Stroh von kurzer Länge als Einstreu eingebracht werden. Als Beschäftigungsmaterial ist langes Stroh geeigneter, da die Tiere sich mit diesem intensiver beschäftigen als mit kurzem.

Temperatur

Um dem sich mit dem Wachstum verändernden Wärmebedürfnis gerecht zu werden, ist in der Ferkelaufzucht die Einrichtung verschiedener Klimazonen in der Bucht sinnvoll. Entscheidend sind nach der AG „Buchtenstruktur“ für das Liegen Fußbodentemperaturen von über 21 – 22 °C. Dazu empfiehlt die AG im Liegebereich Raumtemperaturen oder bei Außenklimaställen ein Mikroklima von ca. 29 °C zu Beginn der Aufzucht. Diese Temperaturen werden sukzessive verringert, weil heute auch die hohen Zunahmen in der Ferkelaufzucht Hitzestress für die Tiere bedeuten können. Sofern eine Zonenheizung eingerichtet ist, kann der Rest der Bucht kühler gefahren werden, idealerweise mit 20 – 22 °C. Dadurch wird die Annahme der anderen Funktionsbereiche unterstützt.

Schweine können nicht schwitzen und somit nur erschwert Wärme abgeben.1 Da Mastschweine viel Körperwärme produzieren und ein hohes Bedürfnis zur Wärmeabgabe haben, sind bei Mastschweinen geringere Stalltemperaturen erforderlich als bei Ferkeln. Das Bedürfnis zur Wärmeabgabe haben sie zum Teil bereits ab 15 °C Umgebungstemperatur.7 Weitere Informationen bezüglich des Temperaturempfindens und Hitzestresses beim Mastschwein finden Sie hier.

Die AG empfiehlt für die Ferkelaufzucht im Liegebereich ein Mikroklima mit ca. 29 °C und 20 – 22 °C im Rest der Bucht.