Klauenpflege bei Schweinen
Tiergesundheit und Tierwohl – jeder Mitarbeiter zählt
Einen großen Einfluss auf das Wohlergehen der Schweine hat eine motivierte, sach- und fachgerechte Betreuung durch die Mitarbeiter. Dazu führt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter in Thüringen e.V. gemeinsam mit dem Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum sowie der Landvolkbildung Thüringen e.V. seit nunmehr sieben Jahren eine Weiterbildungsveranstaltung durch. In diesem Jahr unterstützte zum zweiten Mal das Netzwerk Fokus Tierwohl diese Veranstaltung, in der die Teilnehmer zur Klauenpflege und zum Umgang mit moribunden Tieren geschult wurden.
Klauenpflege beim Schwein
Im ersten Teil ging Dr. Eckard Meyer (Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG), Köllitsch) auf die Klauenpflege beim Schwein ein. Die Gesundheit der Klauen ist ein guter Tierschutzindikator für den Betrieb und sollte Teil der regelmäßigen Tierkontrolle sein. Zunächst ging Dr. Meyer auf den Unterschied zwischen Wildschweinen und Hausschweinen in Bezug auf das Fundament ein. So erreichen unsere Hausschweine teilweise das Vierfache an Körpergewicht im Vergleich zu ihren wilden Artgenossen, ohne dass sich die Anatomie der Klauen entsprechend verändert hat. Werden dazu noch die Unterschiede in den Umweltbedingungen berücksichtigt, wird verständlich, woher gesundheitliche Probleme rühren. Dr. Meyer zeigte anhand von Daten aus dem Lehr- und Versuchsgut Köllitsch den Einfluss von Bewegungsaktivität, Körpergewicht, Alter und Haltungsform der Tiere auf die Klauengesundheit auf. Die Klauen wurden in Köllitsch anhand der Checktafel der Animal Sciences Group bonitiert. Mit Hilfe dieser Checkliste, mit etwas Ruhe und Geduld könne jeder Mitarbeiter in seinem Bestand diese Bonitur vornehmen. Dr. Meyer motivierte die Tierhalter, dies in den Betriebsablauf aufzunehmen und empfahl, dass jeder Betrieb seine eigenen Präferenzen festlegen sollte. Dabei müssten insbesondere alle Prozesse, die Entzündungen verursachen, mitberücksichtigt werden.
Des Weiteren sprach er die Einflüsse der Fütterung, der Genetik sowie der Stallbodenbeschaffenheit an. So ist die Dribbelfütterung mit einem Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1 einer Automatenfütterung (ad-libitum, mehrere Sauen teilen sich einen Fressplatz) vorzuziehen. Bei der Fütterung am Automaten gibt es mehr Bewegung in den Gruppen, sodass die Belastung der Klauen höher ist. In Bezug auf die Stallböden zeigte Dr. Meyer weiter auf, dass besonders der Spaltenboden Verletzungspotenzial für die Klauen birgt. Gerade in neugebauten Abteilungen sollte dieser vor Belegung noch einmal nachgearbeitet werden, um das Verletzungsrisiko beispielsweise durch scharfe Kanten zu senken. Anschließend ging der Referent auf das Thema Klauenpflege ein. Im Vergleich zur Klauenpflege beim Rind, gestaltet diese sich beim Schwein um einiges schwieriger, ist aber möglich. Er empfahl, die Klauen im Abferkelbereich zu begutachten und wo nötig, Klauenpflege durchzuführen. Wichtig bei einer Bearbeitung der Klauen ist, dass die Aufstandsfläche an der Klaue vorsichtig und zielgerichtet bearbeitet wird.
Umgang mit kranken und verletzten Tieren
Im zweiten Teil der Veranstaltung ging Prof. Dr. Elisabeth große Beilage (Stiftung Tierärztliche Hochschule (TiHo) Hannover) auf das schwierige Thema des Umgangs mit moribunden Tieren ein. Sie sensibilisierte die Teilnehmer dafür, dass es bei jedem Tier einer Einzelfallentscheidung bedarf. Als Entscheidungshilfe empfahl sie den Landwirten einerseits zu überlegen, wie das Tier vor Leid bewahrt werden kann, andererseits aber auch die Chancen für einen Behandlungserfolg sowie die zur erwartenden Behandlungskosten zu berücksichtigen und sie einem Verlust des Tieres gegenüberzustellen. Allein die anfallenden Behandlungskosten sind jedoch kein vernünftiger Grund für eine Nottötung. Steht diese im Raum, sollte die Entscheidung in Zusammenarbeit mit dem betreuenden Tierarzt getroffen werden.
Frau Prof. Dr. große Beilage zeigte anhand von vielen Beispielbildern und Videos, wann die Tötung zum richtigen Zeitpunkt erfolgte und wann sie zu spät war. Dazu ging die Referentin auf Symptome wie Abmagerung, Lahmheit, Festliegen sowie pumpende Atmung ein. Sie zeigte den Teilnehmern die Kriterien, die zur Entscheidung mit herangezogen werden können, auf. Schlussendlich gilt in erster Linie der Grundsatz, die Tiere vor weiterem Leid zu bewahren.
Autorin: Sophie Klinkhart, Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum