GeflügelWohl im Fokus - So bleibt der Darm gesund und stabil
Vorwort | |
1 | Einleitung |
2 | Aufbau und Funktion des Verdauungstraktes |
3 | Entwicklung und Funktion des Darmmikrobioms |
4 | Indikatoren zum Erkennen einer verminderten Darmgesundheit |
4.1 | Verhalten |
4.2 | Verschmutzung |
4.3 | Kotbeschaffenheit |
4.4 | Einstreubeschaffenheit |
4.5 | Nahrungsaufnahme |
4.5.1 | Verminderte Futteraufnahme |
4.5.2 | Akuter Anstieg der Wasseraufnahme |
5 | Ursachen für eine beeinträchtigte Darmgesundheit |
5.1 | Infektionen |
5.1.1 | Bakterielle Infektionen |
5.1.2 | Virale Infektionen |
5.1.3 | Parasitäre Infektionen |
5.1.4 | Infektiöse Darmerkrankungen |
5.2 | Nichtinfektiöse Ursachen |
5.2.1 | Fütterungsaspekte |
5.2.1.1 | Phasenfütterung |
5.2.1.2 | Rationsgestaltung |
5.2.1.3 | Kohlenhydrate |
5.2.1.4 | Fette und Öle |
5.2.1.5 | Protein und Aminosäuren |
5.2.1.6 | Ausgewählte Antinutritive Faktoren |
5.2.1.7 | Phytasen |
5.2.1.8 | Mykotoxine |
5.2.1.9 | Futterstruktur |
5.2.1.10 | Einfluss der Pellet Qualität |
5.2.1.11 | Futterwechsel und -management |
5.2.1.12 | Getreidebeifütterung |
5.2.1.13 | Gritfütterung |
5.2.1.14 | Fütterung in der Aufzucht |
5.2.2 | Tränkwasserqualität |
5.2.2.1 | Tränkwasserhygiene - Reinigung und Desinfektion |
5.2.2.2 | Tränkewasserhygiene - Hygiene im belegten Stall |
5.2.3 | Stallklima |
5.2.4 | Einstreumanagement und –hygiene |
5.2.5 | Auslaufpflege |
6 | Futterzusatzstoffe und Tränkewasserzusätze zur Unterstützung der Darmgesundheit |
6.1 | Prebiotika |
6.2 | Einsatz von Probiotika |
6.3 | Organische Säuren |
6.4 | Phytogene Zusatzstoffe |
7 | Literatur |
- Dr. Henrike Glawatz, Moorgut Kartzfehn Turkey Breeder GmbH
- Franziska Hagen, Deutscher Tierschutzbund e.V.
- Dr. Hartmut Meyer, Moorgut Kartzfehn Turkey Breeder GmbH
- Franziska Müller, Naturland – Verband für ökologischen Landbau e.V.
- Sandra Reidenbach, Deutscher Tierschutzbund e.V.
- Christina Schulte, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
- Dr. Kathrin Toppel, Hochschule Osnabrück
- Jens von Seggern, Landwirt
- Bettina Gräfin von Spee, Verband der Deutschen Putenerzeuger
- Dr. Heinrich Windhaus, Die Praxis für Geflügel GbR
- Dr. Katja Kulke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen
- Marc-Andre Kruse-Friedrich, DLG e.V.
- Marc Schneeweis, medianet elektronische Kommunikation & Marketing GmbH
- Oliver Sahner, medianet elektronische Kommunikation & Marketing GmbH
Dieses Dokument wurde im Rahmen des Verbundprojektes Netzwerk Fokus Tierwohl durch die Arbeitsgruppe „Pute“ des Tierwohl-Kompetenzzentrums Geflügel erarbeitet und durch DLG e.V. und FiBL Deutschland e.V. methodisch-didaktisch aufbereitet.
Alle Informationen und Hinweise ohne jede Gewähr und Haftung.
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DLG e.V.
Fachzentrum Landwirtschaft
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Bereich Tierwohl
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Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder (auch für den Zweck der Unterrichtsgestaltung) sowie Bereitstellung des Leifadens im Ganzen oder in Teilen zur Ansicht oder zum Download durch Dritte nur nach vorheriger Genehmigung durch die fachlich zuständige Geschäftsstelle des Tierwohl-Kompetenzzentrums und DLG e.V., Servicebereich Marketing, Tel. +49 69 24788-209, [email protected]
Das Verbundprojekt ist Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung. Die Förderung erfolgt aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des deutschen Bundestages, Projektträger ist die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 28N419TA06.
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Vorwort
In Hinblick auf die Sicherstellung eines hohen Maßes an Tierwohl spielen drei Kriterien eine entscheidende Rolle: Neben der Möglichkeit Normalverhalten auszuführen und der Vermeidung von Belastungsstress, ist die Tiergesundheit ein zentraler Baustein.
Die Darmgesundheit steht hierbei besonders im Fokus. So ist der Darm nicht nur für die Aufspaltung des Futters in seine einzelnen Bestandteile zuständig. Viel mehr übernimmt er auch einen Teil der Immunabwehr und bildet zusammen mit den im Darm lebenden Mikroorganismen eine Schranke für das Eintreten von Krankheitserregern.
Doch was können Tierhalter1 tun, um die Darmgesundheit in ihren Herden zu fördern? Wie kann man mögliche Probleme frühzeitig erkennen?
Dieser Leitfaden richtet sich an Landwirte, Tierbetreuer und Auszubildende. Er soll die Vielzahl an Einflussfaktoren aufzeigen, die sich negativ auf die Darmstabilität auswirken können. Interessierte erhalten Tipps, wie sie frühzeitig Hinweise für Infektionen, als auch Verschiebungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms erkennen.
Dieser Leitfaden ersetzt jedoch nicht die qualifizierte Beratung durch Tierärzte oder Geflügelfachberater noch die Diagnose und Therapieanweisung durch einen Tierarzt.
Der Leitfaden wurde im Rahmen des Netzwerks Fokus Tierwohl erstellt. Das Projekt „Fokus Tierwohl" wird als Teil des Bundesprogramms Nutztierhaltung vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert. Es handelt sich dabei um ein Verbundprojekt der Landwirtschaftskammern und landwirtschaftlichen Einrichtungen aller Bundesländer mit dem Ziel, den Wissenstransfer in die Praxis zu verbessern, um schweine-, geflügel- und rinderhaltende Betriebe hinsichtlich einer tierwohlgerechten, umweltschonenden und nachhaltigen Nutztierhaltung zukunftsfähig zu machen. Erstmalig wird in diesem Netzwerk fachspezifisches Wissen gebündelt, der Erfahrungsaustausch zwischen Praktikern, Wissenschaftlern, Beratern und anderen Gruppen organisiert und damit die Wissens-Vernetzung innerhalb der Branche ermöglicht und gefördert.
1 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird bei Personenbezeichnungen in diesem Leitfaden die männliche Form verwendet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung grundsätzlich für alle Geschlechter. Die verkürzte Sprachform hat nur redaktionelle Gründe und beinhaltet keine Wertung.
Einleitung
Die hohen Tierleistungen in der Putenmast lassen sich nur mit gesunden Tieren erzielen. Dabei kommt der Darmgesundheit eine entscheidende Rolle zu, denn der Darm ist ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems.
Die Grundlage für einen gesunden Darm bildet ein stabiles Darmmikrobiom, auch als Darmflora bezeichnet. Man versteht darunter Billionen von Mikroorganismen, die auf der Darmschleimhaut leben und zusammen mit dem Darm ein komplexes Mikro-Ökosystem bilden. Dieses Ökosystem bildet eine natürliche Barriere gegen eindringende Schadstoffe oder Erreger.
Ein stabiles Darmmikrobiom entsteht, wenn sich der Darm von Beginn an zügig entwickelt und möglichst wenige Störfaktoren auf das leistungsstarke, aber sensible Ökosystem einwirken. Störfaktoren wie Stress oder eine unausgewogene Fütterung führen zu einer negativ veränderten Zusammensetzung der Darmflora. Die Darmwand wird dadurch durchlässiger für unerwünschte Stoffe, was gesundheitliche Folgen - häufig verbunden mit verändertem Kot - nach sich ziehen kann.
Je feuchter die Ausscheidungen der Tiere sind, umso feuchter wird die Einstreu und umso stärker sind die Auswirkungen auf die Tiergesundheit. So kann ein vermehrtes Auftreten von Fußballen- und Brusthautveränderungen die Folge sein. Zudem wird in Verbindung mit feuchter Einstreu vermehrt Ammoniak freigesetzt, der in zu hohen Konzentrationen die Schleimhaut der Atemwege angreift und somit die Ausbildung von Atemwegsinfektionen begünstig. Zusätzlich ist das Auftreten von Durchfallerkrankungen ein Stressfaktor für die Tiere, der auch das Auftreten von Feder- und Beschädigungspicken auslösen kann.
Im Folgenden soll aufgezeigt werden, welche infektiösen und nicht infektiösen Faktoren Einfluss auf die Darmgesundheit haben, und welche Maßnahmen helfen, die Darmgesundheit aufrechtzuerhalten bzw. zu unterstützen.
Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass nicht alle der hier angeführten Maßnahmen, z.B. das Verabreichen von bestimmten Tränkwasserzusätzen, in der ökologischen Putenhaltung durchgeführt werden dürfen. Vor der Anwendung sollte daher im Vorfeld eine Abstimmung mit der zuständigen Kontrollbehörde und /oder dem Verband erfolgen.
Aufbau und Funktion des Verdauungstraktes
Hauptaufgabe des Darms ist die Aufspaltung der Nahrungsbestandteile in die einzelnen Nährstoffe, um eine Aufnahme aus dem Darm in den Blutkreislauf zu ermöglichen. Die Wand des Darmes ist im Inneren mit Darmzotten ausgekleidet. Es handelt sich hierbei um Ausstülpungen der Darmschleimhaut, die zu einer Oberflächenvergrößerung beitragen und dadurch die Nährstoffaufnahme erleichtern.
Im Dünndarm findet der Hauptteil der Verdauung und der Nährstoffaufnahme statt. Die nötigen Enzyme werden von der Leber und der Bauchspeicheldrüse gebildet. In den Blinddärmen, die bei der Pute paarig angelegt sind, erfolgt die Verdauung von unverdaulichen Pflanzenbestandteilen. Diese werden zum Teil mikrobiell abgebaut und manche der Abbauprodukte können von der Pute genutzt werden. Im kurzen Dickdarm, werden im Anschluss Wasser und Salze resorbiert, sodass der Darminhalt eingedickt wird.
Puten setzen zwei unterschiedliche Formen von Kot ab, Blinddarmkot, der an seiner braunen Farbe leicht zu erkennen ist und Enddarmkot. Bei Hühnern ist bekannt, dass die Abgabe von Blinddarmkot nur einmal auf 7-11 reguläre Kotausscheidungen erfolgt. Man kann davon ausgehen, dass die Ausscheidungshäufigkeit bei Puten vergleichbar ist.
Entwicklung und Funktion des Darmmikrobioms
Beim frisch geschlüpften Küken ist die Darmschleimhaut mit den Darmzotten weder vollständig ausgebildet noch mit Mikroorganismen besiedelt. Ab dem Zeitpunkt der ersten Futteraufnahme aber entwickelt sich die Mikroflora rasant. So nimmt das Küken durch das Handling in der Brüterei, die Aufnahme von Futter und Wasser, aber auch durch den Kontakt zur Einstreu Mikroorganismen auf und die Besiedlung des Darmes mit Bakterien, Pilzen, Viren und Protozoen beginnt.
In den ersten zwei Lebenswochen kommt es im Zuge der Darmentwicklung zu einem vermehrten Wachstum der Darmzotten. Das Wachstum wird auch durch bestimmte Bakterien des Mikrobioms, die Lactobacillen, stimuliert. Je älter die Tiere werden, umso umfang- und artenreicher wird das Mikrobiom. Neben den physiologischen Veränderungen im Darm im Zuge der Entwicklung nehmen auch sich ändernde Umweltbedingungen und Futterumstellungen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms. Daher stabilisiert sich das Darmmikrobiom frühestens ab Mitte der Mast. Dieser Prozess wird auch durch die Futterqualität beeinflusst.
Das Darmmikrobiom fördert die Entwicklung und die Funktion des Darmgewebes und nimmt so Einfluss auf die Futteraufnahme und die Futterverwertung. Daneben hat es aber zahlreiche weitere wichtige Funktionen: So unterstützt es die Bildung vieler Vitamine (z.B. B1, B2, B6, B12 und K) und die Produktion kurzkettiger Fettsäuren als Energiequelle für die Darmschleimhautzellen. Das Darmmikrobiom reguliert das Darmmilieu, fördert die Darmperistaltik und beugt Entzündungen vor. Es stimuliert die Entwicklung und Reifung des Immunsystems und verdrängt Krankheitserreger.
Gerät das Mikrobiom aus dem Gleichgewicht (Dysbiose), kann dies gravierende Folgen haben.
Auswirkungen einer Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmflora)
- Schlechtere Nährstoffaufnahme und Futterverwertung
- Je nach Schweregrad Verschlechterung der Kotkonsistenz ⇒ wässriger Kot mit Gasbläschen und feuchte Einstreu
- Verminderte Leistung >> geringere Tiergewichte und geringere Uniformität
- Vermehrte Besiedelung des Darms durch Krankheitserreger ⇒ kann zu einer Nekrotische Enteritis führen
- Z.T. hohe Krankheits- und Sterblichkeitsraten
Indikatoren für den Zustand der Darmgesundheit
Ob eine Erkrankung des Darms und/oder eine Dysbiose vorliegt, lässt sich anhand verschiedener Indikatoren erkennen. Diese Indikatoren sollen im Folgenden vorgestellt werden.
4.1 Verhalten
Die hier beschriebenen Veränderungen des Verhaltens sind grundsätzlich ein Hinweis dafür, dass die Tiere krank sein könnten. Sie werden somit nicht nur in Verbindung mit schlechter Darmgesundheit beobachtet.
4.2 Verschmutzung
4.3 Kotbeschaffenheit
Nicht nur die Kotbeschaffenheit weist beim Auftreten von Darmerkrankungen Abweichungen auf. Häufig bemerkt man bereits beim Betreten des Stalles einen unangenehmen Geruch.
4.4 Einstreubeschaffenheit
4.5 Futter- und Wasseraufnahme
Verminderte Futteraufnahme und Futterverwertung
Ein Rückgang der Futteraufnahme kann ein weiterer Indikator für eine schlechte Darmgesundheit sein.
Darminfektion führen zu einer verminderten Nährstoffaufnahme im Darm, die sich in einer verschlechterten Futterverwertung widerspiegelt. Dies wird durch das Auseinanderwachsen der Herde, also einer schlechten Uniformität, gut sichtbar.
Akuter Anstieg der Wasseraufnahme
Ein akuter Anstieg der Wasseraufnahme kann auch ein Hinweis für eine mögliche Darminfektion sein. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass Puten nicht nur aufgrund von Infektionsgeschehen vermehrt trinken. Ebenso kann ein Anstieg der Temperatur dazu führen, dass die Tiere verstärkt Wasser aufnehmen. Steigt die Wasseraufnahme also an, gilt es sowohl die Stalltemperatur zu prüfen, aber auch auf weitere Indikatoren für ein mögliches Krankheitsgeschehen zu achten.
Ursachen für eine beeinträchtigte Darmgesundheit
5.1 Infektionen
Es gibt eine Vielzahl von Infektionserregern, die eine Erkrankung des Magen- Darmtraktes bei Puten hervorrufen und meist mit einer veränderten Kotkonsistenz einhergehen. Im Folgenenden sind die hierbei bedeutendsten Infektionserreger dargestellt.
5.1.1 Bakterielle Infektionen
E.coli
Bezeichnung der Erkrankung | E.coli-Infektion |
Vorkommen
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Infektionsweg |
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Klinischer Verlauf |
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Vorbeugende Maßnahmen |
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Behandlung |
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Salmonellen
Bezeichnung der Erkrankung | Unspezifische Samonellose |
Vorkommen |
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Infektionsweg |
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Klinischer Verlauf | Klinischer Verlauf:
Subklinischer Verlauf:
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Vorbeugende Maßnahmen |
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Behandlung |
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Clostridium perfringens
Bezeichnung der Erkrankung | Durch Clostridien ausgelöste Dysbakteriose
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Vorkommen |
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Infektionsweg |
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Klinischer Verlauf |
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Vorbeugende Maßnahmen |
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Behandlung |
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5.1.2 Virale Infektionen
Hämorrhagische Enteritis Virus
Bezeichnung der Erkrankung | Hämorrhagische Enteritis (HE)
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Vorkommen |
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Infektionsweg |
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Klinischer Verlauf |
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Vorbeugende Maßnahmen |
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Behandlung |
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5.1.3 Parasitäre Infektion
Kokzidien
Bezeichnung der Erkrankung
| Kokzidiose |
Vorkommen
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1. Pute nimmt aus der Stallumwelt Kokzidien auf; keine sichtbare Symptome (subklinischer Verlauf)
2. Die infizierte Pute scheidet nichtinfektiöse Eier, sogenannte Oozysten, mit dem Kot aus.
3. In der Einstreu reifen die nicht infektiösen Oozysten bei ausreichender Feuchtigkeit zu infektiösen Oozysten heran. Man spricht von der Sporulation.
4. Sowohl das bereits infizierte Tier als auch weitere Puten aus der Herde, nehmen sporulierte und somit infektiöse Oozysten aus der Einstreu auf.
5. Die Kokzidien vermehren sich in der Darmschleimhaut und durchlaufen verschiedene Entwicklungsstadien, bis hin zu den nicht infektiösen Oozysten. Die Darmschleimhaut wird dadurch geschädigt.
6. Die nicht infektiösen Oozysten werden ausgeschieden und der Zyklus beginnt erneut. (siehe Punkt 2)
Bei wiederholten Zyklen entsteht eine klinische Kokzidiose. Die Tiere haben ein erhöhtes Wärmebedürfnis, sträuben das Gefieder und weisen deutliche Kotveränderungen auf. Bei massivem Befall kommt es zur erhöhter Sterblichkeit.
Infektionsweg |
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Klinischer Verlauf |
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Vorbeugende Maßnahmen |
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Behandlung |
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Histomonas meleagridis
Bezeichnung der Erkrankung | Histomonadose (Schwarzkopfkrankheit) |
Vorkommen |
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Infektionsweg |
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Klinischer Verlauf |
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Vorbeugende Maßnahmen |
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Behandlung |
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Cestoden / Nematoden
Bezeichnung der Erkrankung | Wurmbefall |
Vorkommen |
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Infektionsweg |
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Klinischer Verlauf |
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Vorbeugende Maßnahmen |
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Behandlung |
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5.1.4 Infektiöse Darmerkrankungen
Infektiöse Darmerkrankungen werden besonders häufig bei jungen Puten beobachtet. Unter dem Begriff infektiöse Darmerkrankung wird ein Krankheitsbild zusammengefasst, dass mit einer Vielzahl von
- unterschiedlichen Viren (z.B. Coronaviren, Caliciviren, Reoviren, Rotaviren, Astroviren)
- bakteriellen Erregern wie E.coli, Campylobacter, Clostridien
- Protozoen wie Kokzidien und Cryptosporidien
in Verbindung gebracht wird.
Durch die Infektion mit einem oder mehreren Viren wird zunächst die Darmschleimhaut geschädigt, wodurch es zu einer Entzündung des Darmes kommt. Zudem begünstigt die Virusinfektion die Vermehrung von bakteriellen Erregern und somit eine sekundäre, bakterielle Infektion.
Hierbei kann es zu einer irreversiblen Schädigung der Darmzotten kommen, die sich langfristig negativ auf die Nährstoffaufnahme auswirkt. Als Folge davon kommt es zu:
- einer schlechteren Futterverwertung
- einer verminderten Leistungsfähigkeit der Tiere
- einer schlechteren Uniformität der Herde
Damit sind die Erkrankungen nicht nur aus Sicht des Tierwohls, sondern auch aus ökonomischer Sicht von Bedeutung.
Krankheitsverlauf
Bei infektiösen Darmerkrankungen werden allgemein folgenden Symptome beobachtet:
- Die Tiere sind ruhiger und haben ein erhöhtes Wärmebedürfnis.
- Durchfall
- Mögliches Dehydrieren der Tiere aufgrund von Durchfall
- Vermindertes Wachstum, einhergehend mit einer reduzierten Gewichtsentwicklung
- In manchen Fällen hohe Verluste → Bei Beteiligung von Coronaviren kann die Mortalität bei Jungputen im Alter von der ersten bis vierten Lebenswoche bis zu 50 % betragen.
Behandlung
- Wenn die Tiere vermehrtes Wärmebedürfnis zeigen, sollte die Temperatur um 2 °C erhöht werden. Hierbei gilt es jedoch zu beachten, dass dennoch eine ausreichende Versorgung mit Frischluft sichergestellt wird.
- Faktoren, die für die Tiere mit Stress verbunden sind und somit das Immunsystem weiter schwächen könnten, sind zu vermeiden.
- Bei Hinweisen auf bakterielle Sekundärinfektionen sollte eine antibiotische Behandlung durchgeführt werden.
- Die Gabe von Pre- und Probiotika kann dazu beitragen, das geschädigte Darmmikrobiom wieder aufzubauen.
5.2 Nichtinfektiöse Ursachen
5.2.1 Fütterungsaspekte
5.2.1.1 Phasenfütterung
In der Putenhaltung hat sich eine mehrstufige Phasenfütterung durchgesetzt, um den Nährstoffbedarf der Tiere in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen gerecht zu werden. Dabei sieht das Fütterungsprogramm in der konventionellen Putenmast für Putenhennen in der Regel fünf bis sechs Phasen vor, während bei Putenhähnen sechs oder mehr Phasen eingesetzt werden.
Im Unterschied dazu kommt in der ökologischen Putenhaltung in der Regel eine 3- bzw. 4-Phasenfütterung zum Einsatz. Teilweise werden Hennen und Hähne zusammen gemästet, so dass die Futterzusammensetzung nicht immer speziell auf die Hennen bzw. Hähne zugeschnitten ist, wie es in der konventionellen Mast der Fall ist.
Grundsätzlich sollten Fütterungsprogramme jedoch von den zeitlichen als auch den inhaltlichen Vorgaben als „dynamisches System“ verstanden werden. In Abhängigkeit von Gesundheits- und Leistungsstand der Tiere, aber auch in Hinblick auf die Witterung wie z. B. Hitze kann das Programm angepasst werden. Zwischenphasen ermöglichen dabei eine flexible Anpassung der Versorgung an die Bedürfnisse der Tiere. Voraussetzung für ein dynamisches Fütterungsprogramm ist die tägliche Überwachung des Futterverbrauchs und der Gewichtsentwicklung der Tiere.
5.2.1.2 Rationsgestaltung
Als Basis werden in der Putenfütterung Weizen, Mais und Soja eingesetzt. Bei der Gestaltung der Rationen gilt es zu beachten, dass nicht jede Futterkomponente in unbegrenztem Maße in das Futter eingemischt werden kann. Ebenso variiert die Verdaulichkeit der Futterkomponenten in Abhängigkeit vom Alter der Tiere.
5.2.1.3 Kohlenhydrate
Da Kohlenhydrate einer der Hauptbestandteile von Pflanzen sind, machen diese als Nährstoffe einen großen Anteil des Futters aus. Doch nicht alle pflanzlichen Kohlenhydrate können von der Pute verdaut werden. Während z.B. die Stärke in Getreide ein wichtiger Energielieferant für Puten ist, können andere Kohlenhydrate wie Cellulose oder Nicht-Stärke-Polysaccharide (NSP) von den Tieren nicht durch körpereigene Verdauungsenzyme aufgeschlossen werden. Stattdessen werden diese Kohlenhydrate im Blinddarm mit Hilfe von mikrobiellen Enzymen verdaut.
Hohe Gehalte an NSP führen jedoch dazu, dass die Viskosität des Nahrungsbreis im Darm ansteigt und dieser somit zähflüssiger wird. Die Verdaulichkeit des Futters wird vermindert. Zudem führt der eher klebrige, wasserhaltige Kot häufig zu schlechter Einstreuqualität und damit verbunden auch zu Gefiederverschmutzungen und einem vermehrten Auftreten von Fußballenentzündungen. Daher ist es ratsam NSP-spaltende Enzyme einzusetzen, um die Verdaulichkeit und die Futterverwertung zu verbessern.
5.2.1.4 Fette und Öle
Neben den Kohlenhydraten sind auch Fette und Öle wichtige Energielieferanten. Sie werden im Putenfutter dazu eingesetzt, den Gehalt an umsetzbarer Energie zu regulieren. Sollen Fette und Öle als Energiequelle genutzt werden, gilt es in Hinblick auf die Erhaltung einer guten Darmgesundheit folgende Punkte zu beachten:
Grundsätzlich ist eine hohe Qualität der eingesetzten Fette und Öle ausschlaggebend. Besonders bei Küken und jungen Puten kann die Verfütterung von ranzigen Fetten zu Verdauungsproblemen führen, die sich durch eine veränderte Kotkonsistenz bemerkbar machen. Auch zu hohe Anteile an gesättigten Fettsäuren werden von Küken und Jungtieren nicht gut vertragen.
Endmastmischungen dürfen daher nicht bei jungen Tieren eingesetzt werden!
Aber auch bei älteren Puten können Verdauungsstörungen auftreten, wenn Fette und Öle von unzureichender Qualität im Futter eingesetzt werden.
Die gute Qualität der Fette und Öle muss daher bei der Fütterung der Tiere aller Entwicklungsstufen sichergestellt werden!
Allgemein gilt es bei der Rationsgestaltung darauf zu achten, dass die eingesetzten Fette und Öle von den Tieren möglichst vollständig verdaut werden. Bei unzureichender Fettverdauung erschweren die hohen Fettanteile im Kot die Verdunstung der enthaltenen Wasseranteile.
Die Einstreu wird feucht!
5.2.1.5 Proteine und Aminosäuren
Die Sicherstellung einer bedarfsgerechten Protein- und Aminosäureversorgung ist bei der Gestaltung der Rationen von besonderer Bedeutung. So unterscheiden sich in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen die Ansprüche der Puten an die Protein- und Aminosäuregehalte in der Ration. Jungputen bilden verstärkt Muskel- und Knochensubstanz aus und haben somit einen relativ hohen Bedarf an Proteinen, Aminosäuren und Mineralstoffen. Mit zunehmendem Alter verändert sich jedoch die Körperzusammensetzung der Tiere, so dass die älteren Puten einen vermehrten Fettansatz aufweisen. Der Protein- und Aminosäuregehalt des Futters sollte daher entsprechend angepasst werden.
Zu geringe Protein- und Aminosäuregehalte im Futter können zu vermindertem Muskelzuwachs führen. Auch die Gefiederbildung kann hierdurch negativ beeinträchtigt werden. In der konventionellen Haltung von Mastputen ist es daher üblich, synthetische Aminosäuren zu supplementieren, um eine bedarfsgerechte Versorgung sicherzustellen. In der ökologischen Tierhaltung ist der Einsatz von synthetischen Aminosäuren jedoch nicht erlaubt. Hier muss der Proteinbedarf durch Einsatz unterschiedlichster proteinhaltiger Komponenten sichergestellt werden.
Zu hohe Proteingehalte im Futter sollten aus den folgenden Gründen vermieden werden:
Bei einem Proteinüberschuss müssen die Tiere größere Mengen an Proteinabbauprodukten in Form von Harnsäure ausscheiden. Die Bildung von Harnsäure erfolgt in der Leber und geht mit einem zusätzlichen Energieverbrauch für das Tier einher. Zudem benötigen die Puten mehr Wasser, um die Harnsäure über die Niere abgeben zu können. Als Folge nimmt die Wasseraufnahme zu. Dies spiegelt sich in einem erhöhten Wasser- / Futter-Verhältnis wider und kann die Entstehung von feuchter Einstreu und Ammoniakemissionen fördern.
Zudem können hohe Proteingehalte belastend für den Darm sein. So stellen Proteine eine Nährstoffquelle für Clostridien dar und begünstigen deren Vermehrung. Die Gabe von zu proteinreichem Futter kann somit eine Verschiebung des Darmgleichgewichtes (Dysbiose) nach sich ziehen.
Daher kann es sinnvoll sein, den Proteingehalt des Futters etwas niedriger zu wählen, um den Darm und den Stoffwechsel zu entlasten. Der Erfolg zeigt sich indirekt durch trockeneren Kot und ein verbessertes Stallklima, sowie durch eine bessere Fußballengesundheit.
5.2.1.6 Ausgewählte Antinutritive Faktoren
Antinutritive Faktoren sind im Futtermittel enthaltende Stoffe, die unabhängig vom Gehalt an verfügbaren Hauptnährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen negative Auswirkungen auf die Darmgesundheit haben können.
Auswahl an Antinutritiven Faktoren
Tannine Tannine kommen z.B. in Ackerbohnen und Erbsen, aber auch in Getreidekörnen vor. Hinsichtlich der Höhe des Tanningehaltes zeigt sich hierbei ein ausgeprägter Sorteneinfluss. Sie beeinträchtigen verstärkt die Proteinverdauung und nehmen zusätzlich Einfluss auf die Stärkeverdauung. Zudem schmecken Tannine in erhöhten Konzentrationen bitter. Aufgrund dieser Gegebenheiten können erhöhte Tanningehalte sowohl zu einer Veränderung der Kotkonsistenz führen, als auch eine verminderte Futteraufnahme nach sich ziehen. Der Anteil an Leguminosen an der Gesamtration ist daher zu begrenzen. | Trypsininhibitoren Das Enzym Trypsin hat die Funktion Proteine aus dem Futter aufzuspalten. Dieser Verdauungsvorgang kann durch sogenannte Trypsininhibitoren gehemmt werden. Trypsininhibitoren sind z.B. in Sojabohnen enthalten. Durch Erhitzen können diese jedoch inaktiviert werden. Sojabohnen werden vor dem Einsatz im Futtermittel daher einem Prozess unterzogen, der als Toasten bezeichnet wird. Werden beim Toasten die erforderlichen Temperaturen nicht eingehalten, bleibt ein Teil der Trypsininhibitoren aktiv. In diesem Fall kann es trotz bedarfsgerechter und korrekter Deklaration des Protein- und Aminosäuregehaltes zu Durchfall in der Herde kommen. Aber auch zu hohe Temperaturen sind beim Toasten zu vermeiden, da bei einer Überhitzung die Aminosäurenverdaulichkeit abnimmt und damit die N-Ausscheidung steigt (vgl. 5.2.1.5). |
Durch die Limitierung von antinutritiven Stoffen in der Ration, kann das Risiko für Darmstörungen verringert werden (Tabelle 1).
Futterphase | P1 | P2 | P3 | P4 | P5 | P6 |
Komponenten | % | % | % | % | % | % |
Weizen | 5 - 40 | 25 - 50 | 25 - 55 | 25 - 60 | 30 - 65 | 35 - 70 |
Weizennebenerzeugnisse | 0 - 5 | 0 - 10 | 0 - 15 | 0 - 15 | 0 - 15 | 0 - 15 |
Mais | 10 - 35 | 10 - 35 | 10 - 35 | 10 - 35 | 10 - 35 | 10 - 35 |
Maisnebenerzeugnisse | - | - | - | - | 0 - 15 | 0 - 15 |
Triticale | - | - | 0 - 10 | 0 - 10 | 0 - 15 | 0 - 15 |
Gerste | - | - | - | 0 - 5 | 0 - 10 | 0 - 10 |
pflanzliche Öle und Fette | 1 - 4 | 1 - 4 | 2 - 6 | 2 - 7 | 2 - 7,5 | 2 - 8,5 |
Sojaextraktionsschrot dampferh. | 30 - 55 | 25 - 50 | 20 - 45 | 10 - 40 | 5 - 30 | 2 - 25 |
Sojabohnen dampferh. | 0 - 20 | 0 - 18 | 0 - 10 | 0 - 10 | 0 - 5 | 0 - 5 |
Leguminosen (Erbsen u. Bohnen) | - | - | 0 - 5 | 0 - 8 | 0 - 10 | 0 - 15 |
Raps- und Sonnenblumenprodukte | - | - | 0 - 5 | 0 - 5 | 0 - 7 | 0 - 10 |
5.2.1.7 Phytasen
Exkurs
Aus Umweltschutzgründen ist es erklärtes Ziel, den Stickstoff- und Phosphoreintrag über die Ausscheidungen von Nutztieren, und somit auch Puten, so gering wie möglich zu halten. Zudem ist mineralischer Phosphor eine endliche Rersource, weshalb der Einssatz in der Fütterung minimiert werden sollte. Zur Steigerung der Phosphor-Verdaulichkeit werden daher sogenannte Phytasen eingesetzt.
Ca. 50-80 % des in Getreide und Leguminosen enthaltenen Phosphors liegt als Phytin-P vor. Dieser kann vom Geflügel nur bedingt verwertet werden und wird daher zum Großteil wieder ausgeschieden. Auch wenn Phytin-P grundsätzlich keine negativen Auswirkungen auf die Darmgesundheit hat, ist es dennoch sinnvoll, dem Futter Enzyme zum Abbau von Phytin-P, sogenannte Phytasen, zuzusetzen. Diese ermöglichen die Nutzung des im Phytin-P enthaltenen Phosphors.
Zudem bildet Phytin-P im Darm schwerlösliche Verbindungen mit wichtigen im Futter enthaltenden Nährstoffen wie u.a. Calcium, Magnesium, Eisen und Zink. Auch Proteine bzw. Aminosäuren können gebunden werden, wodurch deren Verdaulichkeit sinkt. Durch den Einsatz von Phytasen wird Phytat gespalten, die Verdaulichkeit von Phosphor und weiteren Nährstoffen erhöht und somit die Verfügbarkeit für das Tier gesteigert. Dies ermöglicht eine Reduktion von mineralischem Phosphor in der Ration bei bedarfsgerechter Versorgung der Tiere. Die Ausscheidungen und der Anteil an mineralischem Phosphor in der Ration kann reduziert werden.
Dies sollte bei der Rationsgestaltung hinsichtlich der einzusetzenden Calcium- und Phosphormengen berücksichtigt werden.
Durch den Einsatz von Phytasen kann die Phosphorausscheidung um 25-50 % reduziert werden. Der Einsatz von Phytasen bietet somit sowohl aus Sicht der Tierernährung als auch des Umweltschutzes Vorteile. Jedoch ist der Einsatz von Phytasen in der ökologischen Tierhaltung derzeit nicht erlaubt.
5.2.1.8 Mykotoxine
Mykotoxine sind sekundäre Stoffwechselprodukte, die von Pilzen gebildet werden. Pilze vermehren sich besonders gut bei warmen und feuchten Bedingungen. Zudem spielt bei der Vermehrung eine Rolle, wieviel Pilzsporen sich in der Umgebungsluft befinden.
Es gibt unterschiedliche Arten von Pilzen, die im Hinblick auf die Belastung mit Mykotoxinen eine Rolle spielen. Je nach Art befallen die Pilze das Getreide bereits auf dem Feld oder zu einem späteren Zeitpunkt im Lager.
Das Verfüttern von mit Mykotoxinen belasteten Futtermitteln stellt im Hinblick auf die Tiergesundheit ein Risiko dar. Aus diesem Grund werden Futtermittel im Rahmen der Qualitätskontrolle schon im Futtermittelwerk auf mögliche Belastungen durch Mykotoxine untersucht.
Bei einer Getreide-Beifütterung sollte der Feuchtigkeitsgehalt des gelagerten Weizens kontrolliert werden, um einen Befall mit Pilzen zu vermeiden. Zudem kann der Einsatz von organischen Säuren dazu beitragen, der Vermehrung von Pilzen entgegenzuwirken.
Weitere Hinweise für eine gute Futterhygiene werden im Kapitel Futtermittelhygiene gegeben.
5.2.1.9 Futterstruktur
Unter dem Begriff Futterstruktur werden die Eigenschaften eines Futtermittels hinsichtlich seiner physikalischen Form und seinem Gehalt an Strukturstoffen zusammengefasst.
Im Hinblick auf die physikalische Form werden Aspekte wie die Vermahlungsintensität und damit die Partikelgrößenverteilung berücksichtigt. Dazu zählen aber z.B. auch die Darreichungsform als Pellet oder grobgeschrotetes Futtermittel.
Unter Strukturstoffen versteht man pflanzliche Gerüstsubstanzen wie z.B. Cellulose oder Lignin, die nicht von der Pute verdaut, von Mikroorganismen aber im Blinddarm verstoffwechselt werden können.
Eine grobe Futterstruktur stimuliert die Entwicklung des Magen-Darm-Traktes. Ein Mangel an strukturreichem Futter hingegen führt zu einer verlangsamten Darmperistaltik. Dadurch wird das Futter weniger stark mit den Verdauungssäften vermischt.
5.2.1.10 Einfluss der Pelletqualität
Die Fütterung von Pellets beugt einem Entmischen vor und stellt somit sicher, dass die einzelnen Futterinhaltsstoffe bei jeder Futteraufnahme im richtigen Verhältnis aufgenommen werden.
Bei schlechter Qualität der Pellets bildet sich jedoch ein Mehlanteil, der sich in der Zusammensetzung der Nährstoffe vom eigentlichen Pellet unterscheidet. Hierbei besteht nicht nur das Risiko einer nicht bedarfsgerechten Nährstoffversorgung, in dem Mehlanteil können sich auch Zusatzstoffe wie Kokzidiostatika anreichern.
Puten reagieren empfindlich auf Veränderungen der Futterstruktur. Bei hohem Mehlanteil können reduziertes Wachstum, Darmstörungen und eine schlechtere Uniformität die Folge sein.
Faktoren, die vermehrten Abrieb und damit die Ausbildung eines höheren Mehlanteils im Futter begünstigen, sind unter anderem:
- Die Qualität der Pelletpressung
- Zu hoher Ausblasdruck
- Zu geringe Zeit beim Befüllen des Silos
- Lange Förderwege
- Verwinkelte Zuleitungen
- Zu geringer Durchmesser der Rohrleitungen
- Verschlissene Rohrsysteme
5.2.1.11 Futterwechsel und -management
Futterwechsel und die damit einhergehenden wechselnden Nährstoffzusammensetzungen beeinflussen die Zusammensetzung des Mikrobioms. Um die Belastung für den Magen-Darm-Trakt zu minimieren und Verdauungsprobleme zu vermeiden, sollte der Übergang zwischen zwei Fütterungsphasen langsam erfolgen. Für einen schonenden Übergang von dem proteinreichen Aufzuchtfutter zu einem energiebetonten Mastfutter bietet sich z. B. die Fütterung eines Übergangsfutters (P2-3) bzw. das Verschneiden des Futters an.
Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass längere Unterbrechungen in der Futterversorgung zu erheblichem Stress führen, der unter anderem das Auftreten von dünnflüssigem Kot nach sich ziehen kann. Im Rahmen des Fütterungsmanagements gilt es daher sicherzustellen, dass den Tieren immer ausreichend Futter zur Verfügung steht und mögliche technische Probleme bei der Futterbereitstellung frühzeitig entdeckt und beseitigt werden können.
Zudem sollte die Umstallung, die für die Tiere auch mit Stress verbunden ist, nicht zeitgleich mit einem Futterwechsel erfolgen. Hier gilt es betriebsindividuelle Lösungen zu finden, um die Belastung für die Tiere soweit wie möglich zu minimieren.
5.2.1.12 Getreidebeifütterung
Die Aufnahme von ganzen Weizenkörnern fördert die Magen-Darm-Entwicklung der Tiere. Sie fördert die Entwicklung von Kropf und Muskelmagen. Der Muskelmagen weist eine höhere muskuläre Aktivität auf und die Sekretion von Salzsäure im Drüsenmagen wird stimuliert, so dass der pH-Wert im Drüsenmagen absinkt. Die längere Verweildauer des Futterbreis, sowie der niedrigere pH-Wert im Magen wirkt sich positiv auf den Keimgehalt des Mageninhaltes aus. Zudem kann sich die Gabe von ganzen Weizenkörnern auch positiv auf die Zusammensetzung der Darmflora und damit verbunden die Darmgesundheit auswirken.
In der konventionellen und ökologischen Putenhaltung können sich die Fütterungskonzepte hinsichtlich der Getreidebeifütterung stark unterscheiden. Es empfiehlt sich daher im Vorfeld die eingesetzten Mengen mit einem Fütterungsberater abzustimmen.
Grundsätzlich sind folgende Punkte bei der Getreidebeifütterung zu beachten:
- Durch die Zufütterung von Weizen wird die Nährstoffdichte im Futter reduziert. Dies kann sich negativ auf den Vitamin- und Mineralstoffhaushalt und somit auch auf die Leistung der Tiere auswirken.
- Bei vermehrtem Einsatz von Weizen ist zu empfehlen, dass das Ergänzungsfutter NSP-spaltende Enzyme enthält. Diese sind in der ökologischen Tierhaltung jedoch nicht erlaubt.
- Den Tieren muss ausreichend Grit zur Verfügung gestellt werden, damit die Getreidekörner im Muskelmagen für den weiteren Verdauungsprozess ausreichend zerkleinert werden können.
- Es ist zu beachten, dass das eingesetzte Getreide hygienisch einwandfrei ist.
5.2.1.13 Gritfütterung
Die Aufnahme von Gritsteinchen fördert die Zerkleinerung von groben Futterbestandteilen im Muskelmagen und ist daher besonders bei der Beifütterung von Getreide erforderlich. Hierzu werden den Tieren unlösliche Steinchen wie z.B. in Form von Quarzgrit zur Verfügung gestellt. Nicht geeignet ist hingegen Muschelschalengrit. Dieser stellt zwar eine zusätzliche Calcium-Quelle für die Puten dar, löst sich allerdings im Magen auf und verliert somit nach kurzer Zeit seine unterstützende Wirkung für die Verdauung.
Bei der Wahl des Grits muss das Alter der Tiere beachtet werden, so können mit zunehmendem Alter Steinchen mit größerem Durchmesser angeboten werden. Mindestens drei Wochen vor der Schlachtung muss die Gritgabe eingestellt werden, damit die Mägen im Schlachtprozess steinfrei sind.
Alter der Tiere (Wochen) | Größe der Steinchen (mm) | Häufigkeit der Gabe |
2-3 | 1-2 | 1-2 x pro Woche |
4-12 | 2-4 | 1-3 x pro Woche |
13-16/17 (Hähne) | 4-6 | 1-3 x pro Woche |
3 Wochen vor der Schlachtung | Gabe von Grit einstelle |
Grit sollte nicht zur freien Verfügung angeboten werden. Beobachtungen haben gezeigt, dass Einzeltiere bevorzugt aus mit Grit befüllten Trögen fressen. Stattdessen sollte eine regelmäßige Gabe des Grits in die Futterschale erfolgen. Hierbei wird empfohlen mehrmals pro Woche (siehe Tabelle 2) eine Hand voll Grit in jede Futterschale zu geben.
Ein Indikator für Magen-Darm-Erkrankungen kann das Fressen von Einstreu sein. Bei Aufnahme faseriger Einstreu kann es zur Ausbildung von Einstreuwickeln kommen, die wiederum Magenverstopfungen nach sich ziehen können. Die Gabe von Grit kann der Bildung von Einstreuwickeln entgegenwirken und ist daher auch empfehlenswert, sobald das Fressen von Einstreu beobachtet wird.
5.2.1.14 Fütterung in der Aufzucht
Nach Einstallung benötigen die Küken schnell Zugang zu Futter und Wasser. Denn mit der Aufnahme des ersten Futters beginnt der Aufbau des Darmmikrobioms. Zudem wird durch die Futteraufnahme die weitere Ausbildung des Magen-Darm-Traktes gefördert.
Für eine optimale Entwicklung ist es wichtig, dass die Putenküken in den ersten Tagen besonders viel Futter aufnehmen. Jedoch fressen die Tiere in diesem Zeitfenster direkt nach dem Schlupf eher zögerlich. Daher sollten die Küken zur Futteraufnahme angeregt werden. Hierzu bieten sich z.B. die folgenden Maßnahmen an:
- regelmäßiges Nachfüllen der Futtertröge mit frischem Futter
- Haferflocken anbieten
- geringe Mengen von Hagelzucker über das Futter streuen
- häufiges durch den Stall gehen, um die Küken zum Aufstehen und somit auch zur Futteraufnahme zu animieren
Grundsätzlich ist darauf zu achten, dass die Pellets nicht zu groß oder zu hart sind, da die Küken diese sonst nicht schlucken können. Junge Puten reagieren insgesamt empfindlich auf Veränderungen in der Futterstruktur, eine gleichbleibend gute Pelletqualität ist daher sicherzustellen. Zu feines Futtermehl ist regelmäßig zu entfernen, da die Küken bei zu feiner und staubiger Konsistenz ggf. nicht genügend Futter aufnehmen.
Wie bereits in Kapitel 5.2.1.11 Futterwechsel und -management angeführt, sollte ein Futterwechsel nicht gleichzeitig mit der Umstallung in den Maststall erfolgen, da der Stress der Umstallung sich bereits negativ auf die Darmstabilität auswirken kann.
5.2.1.15 Futtermittelhygiene
Hygienemängel im Futter können Verdauungsprobleme auslösen und insgesamt die Tiergesundheit negativ beeinflussen. Sie können mit einer verminderter Futterakzeptanz einhergehen, aber auch zu Infektionen und Intoxikationen führen. Eine regelmäßige Beurteilung des Hygienestatus des Futters ist daher sinnvoll. Grundsätzlich sollte eine Eingangskontrolle bei der Futterlieferung durchgeführt werden. Es empfiehlt sich hierzu eine visuelle und sensorische Sinnesprüfung durchzuführen (siehe Tabelle 3).
Parameter | Einwandfreies Futter | Hygienisch bedenkliches Futter |
Griff |
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Geruch |
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Geschmack |
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Aussehen |
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Struktur |
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Farbe |
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Verunreinigung |
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Pelletabrieb |
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Grundvoraussetzung zur Vermeidung von Futterverderb ist eine saubere, trockene Lagerung des Futters. Wichtig hierbei ist, durch eine ausreichende Belüftung die Bildung von Kondenswasser zu vermeiden. Zusätzlich kann die Behandlung des Futters mit Stabilisatoren wie Propionsäuren die Vermehrung von Keimen im Futter verringern und somit zu einer guten Futtermittelhygiene beitragen.
Im Hinblick auf die Reinigung und Desinfektion der Fütterungsanlage sind folgende Punkte zu berücksichtigen:
- Eine Reinigung und Desinfektion der Futtersilos sollte mindestens 1x im Jahr erfolgen. Dabei müssen nicht nur die Siloinnenwände, sondern auch Abluftrohre, Befüllrohre und Futteraufnahmetechnik berücksichtigt werden. (Zugangsöffnungen an den Silos ermöglichen eine optische Kontrolle, so dass der Tierhalter leichter erkennen kann, wann eine erneute Siloreinigung zu erfolgen hat.)
- Vor der erneuten Befüllung muss der Silo vollständig abgetrocknet sein.
- Förderanlagen und Antriebsstationen sollten mindestens 1x pro Jahr gereinigt werden, da alte Futterreste auch schnell verschimmeln können oder Schädlinge anlocken.
- Bei Reinigung und Desinfektion in der Serviceperiode sollten zudem die Futterschalen generell geöffnet sein, um Futterreste und Schmutz vollständig zu entfernen.
5.2.2 Tränkwasserqualität
Wasser ist nahezu an allen physiologischen Stoffwechselprozessen im Körper beteiligt und hat daher eine sehr große Bedeutung für die Tiergesundheit. Darum ist ein ausreichendes Wasserangebot in geeigneter Qualität ein wichtiger Faktor, für das Wohl der Pute. Besonders junge Puten reagieren empfindlich auf eine schlechte Wasserqualität, da sie noch über kein stabiles Darmmikrobiom verfügen.
Die Wasseraufnahme ist am Anfang der Mast etwa doppelt so hoch wie die Futteraufnahme und weist im Mastverlauf eine abnehmende Tendenz auf. Allerdings gibt es mehrere Faktoren, die die Höhe des Wasserverbrauchs beeinflussen:
- Futtermischung
- Leistungsstand (Alter) der Tiere
- Umgebungstemperatur
- Luftfeuchtigkeit
- Gesundheitszustand
Ein über mehrere Tage verschobenes Futter-Wasser-Verhältnis kann ein Indikator für gesundheitliche Probleme einer Herde sein. Daher ist es unabdingbar den Wasserverbrauch, die Höhe der Tränken und Tränkelinien, sowie deren einwandfreie Funktionsfähigkeit täglich zu kontrollieren.
Ein Tränkwassercheck, wie er vergleichbar von der Initiative Tierwohl (ITW) gefordert wird, sollte 1x pro Jahr durchgeführt werden. Nähere Informationen erhalten Sie unter: 2021-07-21_Handbuch-Kriterienkatalog-ITW-Gefluegel-1.pdf
Allgemeine Anforderungen an die Tränkewasserqualität
Für die Sicherstellung einer ausreichenden Wasseraufnahme und der Tiergesundheit sollte das Tränkewasser die in Tabelle 4 angeführten Anforderungen erfüllen.
Anforderungen¹ | Erläuterungen/Bedeutung |
Schmackhaftigkeit | Voraussetzung für eine ausreichende Wasseraufnahme (=Voraussetzung für adäquate Trockensubstanz-Aufnahme) |
Verträglichkeit | Inhaltsstoffe und/oder unerwünschte Stoffe nur in einer für die Tiere bzw. die von ihnen gewonnenen Lebensmittel nicht schädlichen bzw. nachteiligen Konzentration |
Verwendbarkeit | Keine nachteiligen Effekte auf die bauliche Substanz (z.B. Verstopfungsgefahr im Tränkesystem durch hohe Calcium- oder Eisen-Gehalte) sowie bei Nutzung² des Wassers zur Zubereitung des Futters |
Biologische Qualität
In Hinblick auf die Biologische Qualität des Wassers gilt es die folgenden Kriterien zu beachten:
- Das Wasser sollte frei von Krankheitserregern (z.B. Salmonellen, Campylobacter, E.coli) sein
- Die ideale Gesamtkeimzahl an aeroben Keimen liegt im Bereich 1.000 KBE/ml bei 37°C und 10.000 KBE/ml bei 20 °C.
Auch wenn die Gesamtkeimzahl keine Information über die Art der Bakterien gibt, ist sie als Hinweis zu verstehen, dass das Wasser verschmutzt ist und somit ein höheres Infektionsrisiko für die Tiere besteht. In Hinblick auf die Sicherstellung der Tiergesundheit ist daher eine möglichst geringe Gesamtkeimzahl im Tränkewasser anzustreben.
Chemisch und physiko-chemische Qualität
In der folgenden Auflistung wird nur ein Teil der chemischen und physiko-chemischen Qualitätskriterien vorgestellt, eine vollständige Übersicht erhalten Sie beim BMEL.
pH-Wert |
|
Elektrische Leitfähigkeit |
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Wasserhärte |
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Parameter | Orientierungswert für die Eignung als Tränkwasser | Mögliche negative Einflüsse auf die Tiergesundheit und / oder Tränketechnik |
Natrium und Chlorid |
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Nitrat und Nitrit |
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Eisen und Mangan |
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Sulfat |
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5.2.2.1 Tränkewasserhygiene - Reinigung und Desinfektion
Für eine optimale Reinigung des Tränkewassersystems empfiehlt es sich, mechanische und chemische Reinigungsverfahren miteinander zu kombinieren.
Bei der mechanischen Reinigung können z. B. die im Folgenden angeführten Verfahren zum Einsatz kommen:
- Spüleinrichtungen
- Spülschwämme
- Ultraschall und Luftdruck
Bei der sich anschließenden chemischen Reinigung sollten saure und alkalische Reiniger nacheinander eingesetzt werden.
Die beiden Reiniger haben unterschiedliche Funktionen:
- Alkalische Reiniger, wie sie z.B. auch bei Melkmaschinen eingesetzt werden, entfernen Fette und Eiweiße.
- Saure Reiniger hingegen lösen Calcium- und Eisenablagerungen im Rohrsystem.
Da sich die erforderlichen Einwirkzeiten von Produkt zu Produkt unterscheiden, muss die Durchführung in Abhängigkeit von der Produktbeschreibung erfolgen.
Nach erfolgter Reinigung sollte der Reinigungserfolg visuell kontrolliert werden. Bei ausreichender Spülung sollte das Wasser klar sein und keine Schwebteile aus Ablagerungen (Biofilmen) mehr enthalten. Zusätzlich kann der Reinigungserfolg auch mit Hilfe eines Endoskops beurteilt werden.
Grundsätzlich muss das gesamte System auf Sauberkeit kontrolliert werden. Dazu zählt auch die Kontrolle von:
- Nebenleitungen
- Abzweigungen
- Ventilen
- Filtersystemen
Ist ein Reinigungserfolg nicht mehr zu gewährleisten, ist der komplette Austausch des Systems ratsam.
Selbst bei gründlicher Reinigung ist nicht sichergestellt, dass ein in der Leitung befindlicher Biofilm vollständig entfernt wurde. Daher muss an die Reinigung eine zusätzliche Desinfektion angeschlossen werden.
Hierbei ist die gründliche Reinigung im Vorfeld jedoch eine wichtige Voraussetzung für die sich anschließende Desinfektion. So gilt der Grundsatz: „Schmutz lässt sich nicht desinfizieren!“ Bei unzureichender Reinigung führen verbleibende Schmutzpartikel in der Leitung dazu, dass sich das Desinfektionsmittel schneller verbraucht und nicht ausreichend wirken kann. Man spricht hierbei vom sogenannten Eiweißfehler.
Bei der Wahl des Desinfektionsmittels ist darauf zu achten, dass das Produkt in der DVG-Desinfektionsmittelliste für den Einsatz in der Tierhaltung gelistet ist.
Exkurs: Einfluss der Wassertemperatur
Die Temperatur hat einen großen Einfluss auf den Bakteriengehalt des Tränkewassers. Mit steigender Wassertemperatur nimmt auch die Vermehrung von Bakterien wie E. coli im Tränkewasser zu. Bereits innerhalb eines Zeitraums von mehreren Stunden können sich Biofilme in den Leitungen ausbilden. Grundsätzlich gilt es daher, stehendes Wasser und einen damit verbundenen Anstieg der Wassertemperatur in den Leitungen zu vermeiden.
Auch in toten Leitungsenden steht das Wasser. Sie stellen somit eine stetige Kontaminationsquelle dar und sollten vermieden werden.
Besonders in den ersten Lebenswochen wird empfohlen, die Wasserleitungen mehrmals täglich zu spülen, da die Stalltemperatur in dieser Lebensphase hoch ist und die Küken verhältnismäßig wenig Wasser aufnehmen.
5.2.2.2 Tränkewasserhygiene - Hygiene im belegten Stall
Spülung
Durch einen erhöhten Durchfluss kann die Wassertemperatur in dem Leitungssystem niedrig gehalten werden. Die Vermehrung von Bakterien wird dadurch verlangsamt. Ein mehrmals täglich durchzuführendes Spülen der Leitungen ist daher zu empfehlen.
Hilfreich sind hierbei vollautomatische Spülsysteme, die die Tränken in Abständen von 1-3 Stunden spülen und überschüssiges Wasser in Tanks überführen.
Beim Spülen ist zu beachten, dass das Futter-Wasserverhältnis sich aufgrund des erhöhten Wasserverbrauchs stark verändert. Um die Wasseraufnahme zu ermitteln und als Indikator nutzen zu können, sollte daher auch immer die Menge des Spülwassers, wenn möglich, erfasst oder abgeschätzt werden.
Chlorierung des Wassers
Natriumhypochlorid kann dem Wasser auch im laufenden Durchgang als Desinfektionsmittel zugesetzt werden. Es weist bei saurem pH-Wert eine bessere Wirksamkeit auf und wird daher in Kombination mit organischen Säuren eingesetzt.
Jedoch kann beim Einsatz von Natriumhypochlorid in Verbindung mit Säuren Chlorgas freigesetzt werden, das strak schleimhautreizend ist. Aus arbeitsschutzrechtlichen Gründen sind Tierhalter daher angehalten, sich im Vorfeld genau über die sachgemäße Anwendung zu informieren.
Die Wirksamkeit der Desinfektion kann über die Bestimmung des Oxidations-Reduktionspotentials (ORP) im Wasser überprüft werden. Hierfür kommen preiswerte Handmessgeräte zum Einsatz.
Die Messungen sollten sowohl vorne wie auch hinten im Stall durchgeführt werden, um die Wirkung im gesamten Stall zu überprüfen.
Niedrige ORP-Werte von 250 mV weisen auf eine hohe organische Belastung des Wassers hin. Ziel ist es, einen Wert zwischen 650 und 800 mV zu erreichen.
Bei einem ORP-Wert von 650 mV werden Bakterien effektiv abgetötet und somit der Keimansammlung im Tränkewassersystem entgegengewirkt.
Das System bedarf jedoch einer ständigen Überwachung. Vollautomatische Dosierungssysteme können den Einsatz daher vereinfachen und eine regelmäßige Anwendung sicherstellen.
Waschen der Tränke
Durch regelmäßiges Waschen der Tränken kann zudem sichergestellt werden, dass das Wasser nach Verlassen der Leitung nicht verschmutzt. Wichtig ist, zu beachten, dass das Waschwasser hierbei nicht in die Einstreu gelangt, um die Entstehung von feuchter Einstreu zu vermeiden.
5.2.3 Stallklima
Auch Abweichungen beim Stallklima können sich negativ auf die Tiergesundheit auswirken und zu einer verminderten Leistung führen. In Hinblick auf das Stallklima können z.B. die im Folgenden aufgeführten Faktoren eine Belastung für die Tiere darstellen:
- zu hohe Schadgaskonzentrationen
- zu niedrige als auch zu hohe Umgebungstemperaturen
- eine zu niedrige oder zu hohe Durchlüftungsrate
- eine zu hohe Luftfeuchtigkeit, die eine effiziente Thermoregulation erschwert
- eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit, die zu vermehrter Staubbelastung im Stall führt
Jegliche Form der Belastung, die einen Stressfaktor für die Tiere darstellt, kann zu einer erhöhten Ausscheidungsfrequenz und Veränderungen der Kotkonsistenz führen. Als Folge kann es zur Ausbildung einer Dysbakteriose kommen. Zudem können auch die Atemwege durch ein ungünstiges Stallklima angegriffen werden.
Temperatur
Küken sind in den ersten Lebenstagen sehr empfindlich, so dass die Sicherstellung der richtigen Umgebungstemperatur in diesem Zeitfenster von besonderer Bedeutung ist. Sowohl eine zu geringe als auch eine zu hohe Temperatur im Stall stellen eine Belastung für die Küken dar, wirken sich auf deren Futteraufnahme aus und können somit auch die Darmgesundheit beeinflussen. Zumal Küken zunächst nicht in der Lage sind, ihre Körpertemperatur selber zu regulieren. Daher muss bei Einstallung für eine warme Umgebung gesorgt werden, damit ein Auskühlen der Küken verhindert wird (Tab. 6).
Weiterhin gilt es zu beachten, dass auch Zugluft zum Auskühlen der Küken beiträgt. Daher muss diese ebenso in Höhe der Küken vermieden werden. Die empfohlene Luftgeschwindigkeit im Tierbereich beträgt < 0,1 m/sec.
Die Tierverteilung (siehe Abb. 9) ist ein guter Indikator für die richtige Temperatureinstellung im Stall. Dabei ist die Haufenbildung ein Hinweis für Kälte und Zugluft. Zudem können im Stall häufig auch klagende Lautäußerungen vernommen werden, wenn das Stallklima den Bedürfnissen der Tiere nicht gerecht wird.
Puten können im Gegensatz zu anderen Tieren nicht schwitzen. Die Wärmeabgabe erfolgt stattdessen unter anderem über das Hecheln. Zu hohe Temperaturen sind zum einen dadurch zu erkennen, dass die Küken stark hecheln. Zudem bewegen sich die Küken bei zu hohen Temperaturen im Stall deutlich weniger.
Weitere Informationen zur Sicherstellung der richtigen Temperatur in der Aufzucht in Abhängigkeit vom gewählten Aufzuchtsystem:
Alter | Unter dem Aufzuchtstrahler [°C] | Umgebungstemperatur [°C] | In ringfreier Aufzucht [°C] |
---|---|---|---|
Tag 1 | 40 | 36 - 37 | |
Tag 2 | 40 | 35 - 36 | |
Tag 3 | 39 - 40 | 34 - 35 | |
Tag 4 - 7 | 38 - 40 | Täglich Temperatur um 1 °C senken | |
Woche 2 | 27 - 28 | 27 - 28 | |
Woche 3 | 25 - 26 | 25 - 26 | |
Woche 4 | 23 - 24 | 23 - 24 | |
Woche 5 | 21 - 22 | 21 - 22 |
Auch in der Mast gilt es sowohl ein Auskühlen durch Zugluft, als auch das Auftreten von Hitzestress zu vermeiden, um die Gesundheit der Tiere sicherzustellen.
Dabei kommt dem Thema Hitzestress in der Mast mehr Bedeutung zu. So steigt die Stoffwechselaktivität des Körpers bei Puten mit zunehmendem Alter an. Die Tiere produzieren dadurch mehr Wärme, die abgegeben werden muss.
Hitzestress allein ist schon ein Faktor, der zu Veränderungen der Kotkonsistenz führen kann. Zusätzlich nehmen die Tiere durch den Hitzestress weniger Futter auf. Bei zu hohen Temperaturen im Stall kann es daher in Verbindung mit Hitzestress zur Ausbildung einer Dysbakteriose kommen.
Um besonders in warmen Sommermonaten Hitzestress zu vermeiden, können unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden, um den Tieren die Thermoregulation zu erleichtern. Einen Überblick hierzu bietet z.B. das niedersächsische Merkblatt zur Vermeidung von Hitzestress.
Auch in der Mast kann man anhand des Tierverhaltens erkennen, ob die Umgebungstemperatur im Stall den Bedürfnissen der Tiere entspricht. Bei zu hohen Temperaturen, sieht man bei den Tieren, wie bereits für die Aufzucht angeführt, vermehrtes Hecheln. Zusätzlich spreizen die Tiere die Flügel vom Körper ab, um die überschüssige Wärme besser über die Körperoberfläche abgeben zu können (siehe Abbildung 10).
Die Richtwerte für die Stalltemperatur variieren in Abhängigkeit vom Alter der Tiere und können der Tabelle 7 entnommen werden.
Alter | Umgebungstemperatur (°C) |
Woche 6 | 20-21 |
Woche 7 | 19-20 |
Woche 8 | 18-19 |
Woche 9 | 17-18 |
Woche 10 bis zur Ausstallung | 10-17 |
Licht
Auch der Faktor Licht ist in der Aufzucht von Bedeutung, um von Beginn an optimale Bedingungen für eine gute Darmentwicklung und Darmgesundheit zu schaffen.
Durch eine gute Ausleuchtung kann sichergestellt werden, dass die Küken das Futter- und Wasserangebot leicht finden. Die frühzeitige und ausreichende Futteraufnahme stimuliert die Entwicklung und Besiedlung des Darms.
Zudem wird durch eine gute Ausleuchtung in den ersten Lebenstagen eine starke Schattenbildung vermieden. Schattenplätze werden sonst von den Tieren bevorzugt als Ruhezonen aufgesucht, bergen aber die Gefahr, dass die Küken dort auskühlen.
Die Wahl des richtigen Lichtprogramms kann des Weiteren dazu beitragen, den Stress für die Küken kurz nach Einstallung zu reduzieren. So helfen intermittierende Lichtprogramme dabei, die Ruhe- und Aktivitätsphasen der Küken zu synchronisieren, so dass alle Tiere gleichzeitig ruhen.
Der Einsatz von fließenden Übergängen von der Hell- zur Dunkelphase kann zusätzlich den Stress für die Tiere vermindern. Daher sollten Kunstlichtquellen dimmbar sein. Um flackerfreies Licht zu gewährleisten, sollten zudem künstlichen Lichtquellen mit einer Frequenz von mindestens 160 Hz zum Einsatz kommen.
Weitere Informationen zur Beleuchtungstechnik im Geflügelstall (DLG Merkblatt 438)
5.2.4 Einstreumanagement und -hygiene
Ziel eines guten Einstreumanagements ist es grundsätzlich, die Einstreu trocken zu halten. Auch bei erhöhtem Feuchtigkeitseintrag, der in Verbindung mit schlechter Darmgesundheit eintritt, ist es erklärtes Ziel, die Einstreu trocken zu halten, da feuchte Einstreu sich aus mehreren Gründen negativ auf die Tiergesundheit auswirkt:
- Sie bietet Keimen einen guten Nährboden.
- Feuchte Einstreu begünstigt das Auskühlen der Tiere.
- Sie erhöht das Risiko für das Auftreten von Fußballenveränderungen.
- Durch die vermehrte Freisetzung von Ammoniak steigt das Risiko für die Ausbildung von Atemwegserkrankungen.
Im Krankheitsfall ist die Erhöhung der Einstreuintensität daher ein sehr wirkungsvoller Ansatz, um sowohl den Keimdruck zu reduzieren, als auch dem Auskühlen der Tiere entgegenzuwirken. Es sollte sowohl die Einstreufrequenz als auch die Menge des Einstreumaterials angepasst werden.
Im Verlauf der Mast empfiehlt es sich, durch ausreichendes Nachstreuen die Einstreu trocken und sauber zu halten.
Bei der Auswahl des Einstreumaterials ist ein saugfähiges Grundmaterial zu wählen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Saugfähigkeit durch eine kleinere Partikelgröße erhöht wird. Genauso ist das Durcharbeiten der Einstreu sinnvoll. Sehr nasse und verdichtete Stellen sollten aus dem Stall entfernt werden.
Bei Erwartung feuchter Exkremente zum Beispiel bei Salzgabe, Futterwechsel von P3 auf P4 oder Impfmaßnahmen sollte frühzeitig und mehrere Tage hintereinander frisch nachgestreut werden.
5.2.5 Auslaufpflege
In der ökologischen Haltung von Puten muss den Tieren mindestens ein Drittel ihres Lebens Zugang zu einem Auslauf ermöglicht werden.
Damit die Tiere kein verunreinigtes Wasser aus Pfützen aufnehmen und sich ggf. mit Krankheitserregern infizieren, sind Maßnahmen zu treffen, um Pfützenbildung weitestgehend zu vermeiden.
Besonders stark wird der stallnahe Bereich des Auslaufs beansprucht. Sobald dieser Bereich feucht und matschig wird, tragen die Tiere auch vermehrt Schmutz und Feuchtigkeit in den Stall mit ein. Dies zeigt sich durch feuchte Einstreu im Bereich der Auslaufklappen.
Der stallnahe Bereich sollte daher so gestaltete sein, dass dieser gut sauber gehalten werden kann. Ein befestigter Bereich bietet den Vorteil, dass dieser leicht abgeschoben und im Anschluss gereinigt und desinfiziert werden kann.
Alternativ sollte der stallnahe Bereich in regelmäßigen Abständen ausgebaggert und neu mit frischem Sand befüllt werden. Manche Betriebe setzen zusätzlich Branntkalk ein, um den Infektionsdruck zu mindern. Allerdings ist die Zulassung für den Einsatz von Branntkalk in den einzelnen Bundesländern unterschiedlich geregelt. Hier gilt es im Vorfeld sowohl Erkundigungen bei der Kontrollbehörde bezüglich des Einsatzes von Branntkalk einzuholen und die rechtlichen Vorgaben auf Landesebene zu prüfen.
Teilweise werden auch Schottersteine und Holzhackschnitzel eingesetzt, um den stallnahen Bereich möglichst trocken zu halten.
Leerstehphasen sollten zudem genutzt werden, um besonders im stallnahen Bereich, der stärker beansprucht wird, nachzusäen.
Futterzusatzstoffe
Pre- und Probiotika werden eingesetzt, um den Aufbau einer stabilen Darmflora zu unterstützen. Sie können die Besiedlung des Darms mit Infektionserregern verhindern. Ebenso kann der Einsatz nach einer antibiotischen Behandlung den erneuten Aufbau des Darmmikrobioms fördern.
6.1 Prebiotika
Bei Prebiotika handelt es sich meist um nicht verdauliche Pflanzenbestandteile, die dem Futter zugesetzt werden. Sie dienen dazu, das Wachstum gewünschter Darmbakterien anzuregen. Diese setzen die Prebiotika in organische Säuren um, die wiederum zur Stabilisierung des Darmmilieus beitragen.
In der Putenhaltung werden Prebiotika über den gesamten Produktionszyklus eingesetzt, da sie dazu beitragen können, die Krankheitsanfälligkeit der Tiere zu vermindern und somit die Höhe der Verlustraten zu reduzieren.
Neben den klassischen Prebiotika auf pflanzlicher Basis werden auch häufig Produkte aus Hefen eingesetzt. Hierzu zählen die Mannanoligosaccharide (MOS) und die ß-1.3-1.6-Glukane. Beide Prebiotika verfügen noch über zusätzliche Wirkmechanismen, die sich positiv auf die Zusammensetzung der Darmflora auswirken.
So besitzen MOS die Fähigkeit, potentielle Infektionserreger wie z.B. Salmonellen und E. coli im Darm zu binden. Diese werden dann über den Kot ausgeschieden. Zudem liefern erste Untersuchungen Hinweise dafür, dass es durch den Einsatz von MOS zu einer Reduzierung von Clostridien im Darm kommen kann.
ß-1.3-1.6-Glukane hingegen stimulieren das unspezifische Immunsystem, indem sie Abwehrzellen aktivieren. Krankheitserreger werden dadurch schneller und effektiver bekämpft.
Allerdings gibt es hinsichtlich der Bindungsfähigkeit zwischen einzelnen MOS-Präparaten große Unterschiede. Es empfiehlt sich daher, den Einsatz im Vorfeld mit einem Berater oder dem bestandsbetreuenden Tierarzt abzustimmen.
6.2 Einsatz von Probiotika
Probiotika sind laut Futtermittelrecht mikrobielle Zusatzstoffe zur Stabilisierung der Darmflora. Sie bestehen aus lebenden Mikroorganismen wie Milchsäurebakterien, Bacillussporen und Lebendhefen.
Die Wirkungsweisen von unterschiedlichen Probiotika sind vielfältig. Sie können auf sehr unterschiedliche Weise zur Ausbildung und Aufrechterhaltung eines gesunden Darmmikrobioms beitragen. Je nach Art des eingesetzten Probiotikums kann dieses
- das Risiko für eine Besiedlung des Darmes mit Krankheitserregern, z.B. mit Salmonellen, Campylobacter und Clostridien, reduzieren.
- durch Produktion und Abgabe von Stoffen das Wachstum von Krankheitserregern hemmen.
- durch das Besetzen von Bindungsstellen an der Darmwand die Besiedlung mit Krankheitserregern verhindern.
- Entzündungsreaktionen an der Darmwand vermindern.
- eine pH-Wert-Änderung im Darm herbeiführen und damit das Wachstum von potentiellen Krankheitserregern hemmen.
Neben der Abwehr von Infektionen werden Probiotika weitere positive Effekte zugeschrieben. So kann die Gabe von Probiotika bereits bei jungen Tieren die Entwicklung des Verdauungstraktes fördern. Zusätzlich können manche Probiotika durch die Abgabe von Enzymen die Nährstoffverdaulichkeit steigern. Somit kann die Gabe von Probiotika zu einer besseren Futterverwertung und Gewichtsentwicklung beitragen. Dies kann sich in einer positiven Bilanz der Produktionskosten widerspiegeln.
Besonders nach einer erfolgten Antibiotikatherapie, z.B. in Verbindung mit einer durch Clostridien verursachten Nekrotischen Enteritis, tragen Probiotika dazu bei, erneut ein gesundes Darmmikrobiom aufzubauen.
Bei der Gabe von Probiotika gilt es jedoch zu beachten, dass verschiedene Faktoren Einfluss auf deren Wirkungsweise haben, von denen hier einige exemplarisch genannt werden:
- Art, Spezies, Stamm → spezifische Wirkmechanismen
- Stabilität im Futter und Verdauungstrakt
- Dosierung (KBE pro kg Futter)
- Zeitpunkt und Anwendungsdauer (Applikationsdauer)
Auch die Darreichungsform unterscheidet sich je nach Probiotikum:
So bieten Bacillus-Stämme den Vorteil, dass die Bakterien Sporen als stabile Stadien ausbilden. Sporen sind hitzeresistent und auch unempfindlich gegenüber niedrigen pH-Werten. Dies bietet den Vorteil, dass Präparate aus Bacillussporen häufig auch in Verbindung mit anderen Futtermittelinhaltsstoffen wie z.B. organischen Säuren eingesetzt werden können. Außerdem können Bacillus-Stämme über pelletiertes Futter verabreicht werden, da die Sporen durch die hohen Temperaturen beim Pelletierprozess nicht geschädigt werden.
Milchsäurebakterien oder Lebendhefen sind hingegen deutlich empfindlicher gegenüber Außenreizen wie z.B. Hitze. Sie werden in der Regel über das Tränkwasser verabreicht
6.3 Organische Säuren
Organische Säuren dienen grundsätzlich der Hygienisierung von Futter und Wasser. Durch das Absenken des pH-Wertes wird ein Milieu geschaffen, in dem sich Mikroorganismen schlechter vermehren können.
Die Gabe von organischen Säuren wirkt sich aber auch direkt positiv auf die Darmgesundheit aus. So werden organische Säuren z.B. in Verbindung mit Futterwechseln verabreicht, um der Entstehung einer Dysbakteriose entgegenzuwirken, denn der pH-Wert im Magen-Darm-Trakt kannn durch die Gabe von Säuren abgesenkt werden. Häufig werden zu diesem Zwecke auch gecodete / geschützte Säuren eingesetzt, die erst im Darm ihre Wirkung entfalten.
Allerdings muss der pH-Wert bei der Gabe von organischen Säuren über das Tränkwasser genau eingestellt und regelmäßig kontrolliert werden. Ein zu niedriger pH-Wert kann sowohl zur Verweigerung der Wasseraufnahme als auch zur Reizung der Schleimhäute führen.
Bei Dauergaben ist ein pH-Wert von 5,5 bis 6,5 optimal. Bei Darmerkrankungen kann der pH-Wert nach Absprache mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt im Wasser auf 4,0 bis 4,5 abgesenkt werden. Dies wird in der Regel gut von den Tieren toleriert, auch wenn es einer mehrtägigen Gewöhnungsphase bedarf.
Wichtig ist: Bei Putenküken ist das Ansäuern des Tränkewassers frühestens ab dem 3. bis 5. Lebenstag zu empfehlen. Zudem sollte die Konzentration der organischen Säuren nur langsam über mehrere Tage gesteigert werden, da die Tiere sonst die Wasseraufnahme verweigern.
Säure | Effekte | pH-Reduzierung | Wirkung gegen |
Ameisensäure |
| ++ |
|
Essigsäure |
| + |
|
Propionsäure |
| + |
|
Milchsäure |
| ++ |
|
Zitronensäure |
| +++ |
|
Laurinsäure |
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6.4 Phytogene Zusatzstoffe
Phytogene Zusatzstoffe können in kritischen Phasen wie z.B. Futterwechseln und Impfungen gegeben werden, um die Aufrechterhaltung der Darmstabilität zu unterstützen.
Unter phytogenen Zusatzstoffen fallen Produkte, die folgende Ausgangmaterialien enthalten können:
- verarbeitete ganze Pflanzen von Kräutern oder Gewürzpflanzen
- verarbeitete Pflanzenteile wie Samen, Früchte, Wurzeln, Rhizome von Kräutern oder Gewürzpflanzen
- Extrakte aus Ganzpflanzen oder Pflanzenteilen
Phytogenen Zusatzstoffen werden unterschiedliche Wirkungsweisen zugeschrieben. So können diese je nach eingesetzter Pflanze eine antimikrobielle Wirkung aufweisen, aber auch bei parasitären (siehe Beispiel Schwarzkopf-Krankheit) oder virale Infektionen unterstützend eingesetzt werden. Ebenso können phytogene Zusatzstoffe dazu beitragen, den Appetit der Tiere anzuregen und sich verdauungsfördernd auswirken. Klassisch eingesetzte phytogene Zusatzstoffe sind neben Präparaten auf Oreganobasis z.B. auch Zimt- und Nelkenpräparate.
Phytogene Zusatzstoffe können jedoch nicht nur erwünschte, sondern auch unerwünschte Nebenwirkungen haben.
Auf dem Markt sind viele Produkte erhältlich, die sich aus unterschiedlichen Inhaltsstoffen zusammensetzen und deutliche Unterschiede in ihrer Wirksamkeit aufweisen. Es ist daher empfehlenswert die Gabe von phytogenen Zusatzstoffen mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt / Berater abzustimmen.
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