Kälber kuhgebunden aufziehen – ammengebundene Aufzucht
In der Milchviehhaltung ist es unüblich, dass die Kälber in der Tränkephase direkt von den Kühen versorgt werden. Normalerweise findet die Trennung von Kuh und Kalb unmittelbar nach der Geburt, aber spätestens nach dem Ende der Biestmilchphase statt. Die Milchtränke erfolgt dann entweder am Tränekautomaten oder z.B. mit Eimern. Während der gesamten Aufzuchtphase haben die Kälber dann in der Regel keinen Kontakt zu erwachsenen Tiere und verbringen ihre Zeit meist nur mit gleichaltrigen Artgenossen.
Seit vielen Jahren gibt es Betriebe, die ihre Kühe melken und den Kälbern trotzdem die Möglichkeit geben, am Euter zu saugen und das normale Mutter-Kind Verhalten ausleben zu können. Die Kälber lernen so das natürliche Sozialverhalten und die Abläufe im Stall von klein auf.
„Kuhgebundene Aufzucht“ nennt sich diese Aufzuchtmethode. Dabei dürfen die Kälber mehr Zeit mit der Mutter oder eine Amme verbringen und die Milch stets am Euter der Kühe aufzunehmen. Es ist aber kein festgelegtes, starres Schema nach dem der Kontakt zwischen Kuh und Kalb abläuft. Die Umsetzung kann auf jedem Betrieb anders aussehen. Grundsätzlich wird zwischen der muttergebundenen und der ammengebundenen Aufzucht unterschieden. Bei der muttergebundenen Aufzucht darf jedes Kalb an der eigenen Mutter saugen. Bei der ammengebundenen Aufzucht säugt eine Kuh ihr eigenes Kalb und üblicherweise noch ein bis drei weitere Kälber. Die Anzahl der Kälber pro Amme hängt davon ab, wieviel Milch die Kuh hat und wieviel Milch die Kälber an der Amme bekommen sollen.
Wann und wie lange die Kälber an der Mutter oder einer Amme saugen können und wie das Absetzen erfolgt, ist ebenfalls sehr betriebsindividuell. Das stufenweise Absetzen, also z.B. erst die Entwöhnung von der Milch und dann die Trennung vom erwachsenen Tier (also der Amme oder der Mutter) reduziert den Stress in dieser sensiblen Phase. Die mit der kuhgebundenen Aufzucht verbundenen Vorteile aber auch die Herausforderungen mit Blick auf das Tierverhalten, die Tiergesundheit, die Arbeitswirtschaft und die Ökonomie werden dabei gegeneinander abgewogen. Wie kuhgebundene Aufzucht an der Amme auf einem sehr großen Betrieb in der Praxis aussehen kann, wir hier an Hand des Beispiels Hofgut Eichigt (sächsisches Vogtland) gezeigt.