Das Angebot von Beschäftigungsmaterial wird als ein wichtiger Schlüssel zur Sicherstellung des Tierwohls in der Haltung von Mastputen angesehen. Doch warum brauchen Puten ausreichend Möglichkeiten zur Beschäftigung?
Puten verbringen einen Großteil des Tages mit der Futtersuche und -aufnahme. Die Tiere sind während der Futteraufnahme kontinuierlich in Bewegung und weisen eine hohe Pickaktivität auf.
In der Putenaufzucht und -mast wird den Tieren kontinuierlich Futter über Futtertröge angeboten. Somit wenden die Puten weniger Zeit für die eigentliche Futtersuche auf. Trotzdem haben auch Mastputen das Bedürfnis Erkundungsverhalten zu zeigen und der für Wildputen beschriebenen hohen Pickaktivität nachzukommen.
Daher ist es wichtig, mit Hilfe von attraktiven Beschäftigungsmaterialien den Tieren eine Möglichkeit anzubieten, Erkundungsverhalten in Verbindung mit vermehrtem Picken auszuleben. Positive Effekte, die in Verbindung mit dem Einsatz von Beschäftigungsmaterial gesehen werden, können sich dann zum Beispiel in Form eines Rückganges an Gefiederschäden und Verletzungen zeigen. Dieser Zusammenhang konnte auch bereits durch mehrere wissenschaftlichen Studien belegt werden.
In Hinblick auf die Sicherstellung eines hohen Maßes an Tierwohl spielen drei Kriterien eine entscheidende Rolle: Neben der Möglichkeit Normalverhalten auszuführen und der Vermeidung von Belastungsstress, ist die Tiergesundheit ein zentraler Baustein.
Die Darmgesundheit steht hierbei besonders im Fokus. So ist der Darm nicht nur für die Aufspaltung des Futters in seine einzelnen Bestandteile zuständig. Viel mehr übernimmt er auch einen Teil der Immunabwehr und bildet zusammen mit den im Darm lebenden Mikroorganismen eine Schranke für das Eintreten von Krankheitserregern.
Doch was können Putenhalter tun, um die Darmgesundheit in ihren Herden zu fördern? Wie kann man mögliche Probleme frühzeitig erkennen?
Ein Leitfaden des Tierwohl-Kompetenzzentrums Geflügel gibt hierauf Antworten und richtet sich an Landwirte, Tierbetreuer und Auszubildende. Er soll die Vielzahl an Einflussfaktoren aufzeigen, die sich negativ auf die Darmstabilität auswirken können. Interessierte erhalten Tipps, wie sie frühzeitig Hinweise für Infektionen, als auch Verschiebungen in der Zusammensetzung des Darmmikrobioms erkennen.
Die Leber ist ein Organ, das bei Säugetieren und Vögeln an einer Vielzahl von Stoffwechselprozessen beteiligt ist. Im Vergleich zu Säugetieren erfolgt die Fettsynthese beim Vogel jedoch zu einem Großteil in der Leber und nur zu einem relativ geringen Anteil im Fettgewebe. Dies ist begründet in anatomischen Unterschieden zwischen Säugetieren und Vögeln und begünstigt beim Vogel, und somit auch bei der Pute, die Fettanreicherung in der Leber.
Eine vermehrte Anreicherung von Fett in der Leber kann zur Schädigung des Lebergewebes führen. Man spricht in diesem Fall von einer Fettleber oder auch von der Hepatischen Lipidose.
EIP-Projekt PumaZu – Neues Lüftungskonzept und Tränkebars für Puten
Interview mit Dr. Stephanie Schäfers vom Institut für Tierhygiene, Tierschutz und Nutztierethologie (ITTN) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Bei der Haltung von Puten in Offenställen stehen Putenmäster jedes Jahr von neuem vor der gleichen Herausforderung: Besonders an feucht-kalten Tagen im Winter und Herbst gelangt nass-kalte Frischluft an den Stalllängsseiten nahezu direkt in den Tierbereich, ohne sich vorher ausreichend zu erwärmen - das Risiko für feuchte Einstreu und Atemwegserkrankungen steigt.
In dem dreijährigen Projekt PumaZu erprobte ein Team bestehend aus drei Putenmästern, der PAL Stalleinrichtungen GmbH, der Landwirtschaftskammer Niedersachsen und der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover die Kombination einer klassischen natürlichen Schwerkraftlüftung mit einem Unterdrucksystem. Lässt sich hierdurch eine Verbesserung des Stallklimas und der Tiergesundheit erzielen? In diesem Vodcast berichtet Dr. Stephanie Schäfers über die Untersuchungen und Erfahrungen des Projektteams.
EiKoTiGer – Erhebung von Tierschutzindikatoren leicht gemacht?
Interview mit Dr. Daniel Gieseke vom Fachbereich Nutztierethologie und Tierhaltung, Universität Kassel
Nach Tierschutzgesetz § 11 (8) sind Geflügelhalter*innen angehalten, regelmäßig tierbezogene Merkmale in ihren Herden zu erheben und auszuwerten. Doch welche Indikatoren geben im Stall Auskunft über Tiergesundheit und Verhalten?
Als Hilfestellung veröffentlichte das KTBL 2016 einen Leitfaden zur Indikatorerhebung für Halter*innen von Jung- und Legehennen, Masthühnern und Mastputen. Fragen wie „Ist das System in der Praxis anwendbar?“ und „Wann sind Ergebnisse als gut oder schlecht einzuordnen?“ blieben jedoch zunächst offen.
Diesen Fragestellungen widmete sich nun das Projekt EikoTiGer (Eigenkontrolle Tiergerechtheit). Im Interview gibt Dr. Daniel Gieseke (Fachbereich Nutztierethologie und Tierhaltung, Universität Kassel) Auskunft über seine Arbeit im Projekt. Dabei berichtet er über Praxistauglichkeit, Auswertungsverfahren so wie Vor- und Nachteile des Systems und gewährt Einblicke in seine Zusammenarbeit mit Geflügelhaltern und -halterinnen.
Auf Bundesebene wird das langfristige Ziel verfolgt, auch bei Puten auf das Schnabelkürzen zu verzichten. Während in der Jung- und Legehennenhaltung bereits wie beschrieben viele erfolgreiche Ansätze vorhanden sind, sind zur Haltung von Puten mit einem intakten Schnabel die wissenschaftlichen Erkenntnisse noch nicht ausreichend.
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