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Zweinutzungshühner als Alternative zum Kükentöten?

Online Seminar der Landwirtschaftskammer Niedersachsen informiert über Zucht und Legeleistung von Zweinutzungshühnern

Mit der Frage, ob Zweinutzungshühner eine Alternative zum Kükentöten sind, beschäftigte sich ein Onlineseminar der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Zunächst erklärte Prof. Dr. Bernhard Hörning (Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde) den 62 Teilnehmern, dass die bisherige Züchtung von Hühnern entweder in Richtung Legehybriden oder in Richtung Masthybriden ging. Lediglich die Rassegeflügelzucht stellt eine Ausnahme dar. Bei Zweinutzungshühnern werden die weiblichen Tiere als Legehennen eingesetzt und die männlichen Tiere für die Mast. Somit sind diese Tiere für die Eierzeugung und für die Fleischproduktion geeignet. Allerdings stehen die Zuchtmerkmale „Fleischansatz“ und „Legeleistung“ in einer negativen Korrelation zueinander. Daher können die Zweinutzungshühner nicht das gleiche Leistungsniveau erreichen wie die Hybriden, die speziell auf eines dieser Merkmale gezüchtet wurden. Als Zweinutzungshühner kommen Rassehühner, Einfachkreuzungen oder Hybridhühner in Frage.

Legeleistung und tägliche Zunahmen 

Herr Prof. Hörning berichtet, dass klassische Legehennen etwa 300 Eier im Jahr legen und Zweinutzungshühner nur 200-250 Eier pro Jahr erreichen. Auch bei den täglichen Zunahmen lassen sich Unterschiede erkennen. Bei den Zweinutzungshühnern liegen die täglichen Zunahmen zwischen 20-35 g, während die Masthybriden über 60 g tägliche Zunahmen erreichen; auch der Brustanteil ist geringer. Im Gegensatz dazu liegen die täglichen Zunahmen bei den Bruderhähnen der Legelinien jedoch nur bei etwa 15-20 g, erläuterte der Experte.

Als Fazit seines Vortrages fasst Bernhard Hörning zusammen: Die Zweinutzungshühner haben verglichen mit den Hybriden zwar einige Nachteile, wie eine geringere Leistung und einen höheren Futteraufwand; aber auch Vorteile, wie die Nutzung der männlichen Küken, den Erhalt alter Rassen und damit einen regionalen Bezug. Zudem erzielen Zweinutzungshühner mit protein- und energiereduziertem Futter gute Leistungen und können eine Chance für die Fütterung mit heimischen Leguminosen darstellen. Ein weiterer Vorteil der Zweinutzungshühner ist, dass eine eigene Nachzucht möglich ist. Dementsprechend eignen sich Zweinutzungshühner seiner Meinung nach besonders für die kleinere bäuerliche Erzeugung oder für den Ökolandbau. Allerdings ist für die erfolgreiche Vermarktung von Zweinutzungshühnern die Aufklärung der Verbraucher bezüglich der besonderen Produkte (z.B. andere Fleischqualität) und der Mehrkosten von hoher Bedeutung, betont der Experte zum Abschluss.

Erfahrungen aus Impulsbetrieb Tierwohl

Im zweiten Vortrag berichtete die Landwirtschaftsmeisterin Christine Bremer von ihren Erfahrungen mit den Zweinutzungshühnern im Biobereich. Sie ist Impulsbetrieb im Projekt Netzwerk Impulsbetriebe Tierwohl. Frau Bremer züchtet selbst Zweinutzungshühner und zieht Elterntiere auf ihrem Biohof in Suhlendorf (Landkreis Uelzen) auf. Besonders begeistert ist sie von den Coffee-Hühnern der Ökologischen Tierzucht gGmbH (ÖTZ), welche sie auf ihrem Betrieb hält.

Bei der Aufzucht dieser Tiere werden die weiblichen und männlichen Küken bis zur 5. oder 6. Woche gemeinsam aufgezogen, erklärte die Landwirtin. Ab diesem Zeitpunkt können weibliche und männliche Tiere bereits gut voneinander unterschieden und dementsprechend separiert werden.

Das Einstall-Gewicht der ÖTZ-Legehennen liegt bei etwa 2,1 kg (18./19. Lebenswoche). Beim Ausstallen (70. Lebenswoche) sollten die Hühner dann maximal 2,8 kg wiegen. Denn setzen die Hennen zu viel Bauchfett an, beginnen diese zu glucken, erklärt die Geflügelhalterin. Aber auch Untergewicht kann Glucken begünstigen. Durch das Glucken stellen die Hühner das Legen ein und zehren ihre Reserven auf. Daher ist ein Glucken-Management unerlässlich, und zwar noch bevor die Tiere eingestallt werden, so die Züchterin. Sie empfiehlt, die Nester möglichst unattraktiv für das Brüten zu gestalten, damit die Tiere dort keine Küken aufziehen wollen.

Auch zur Zubereitung der Schlachttiere teilt Christine Bremer ihre Erfahrungen. Denn hierbei ist in der Küche zu beachten, dass das Kochen mehr Zeit in Anspruch nimmt, damit das Fleisch nicht zäh wird. Außerdem hat das Fleisch der Zweinutzungstiere einen etwas nussigen Geschmack, berichten beide Referenten.

Zum Abschluss ihres Vortrages weist Christine Bremer noch einmal darauf hin, dass die Zweinutzungshühner keine hochleistungsbedingten Krankheiten aufweisen und die Mägen dieser Tiere größer und die Tiere dadurch auch toleranter gegenüber schwankenden Nährstoffdichten im Futter sind. Außerdem hebt sie hervor, dass die Zweinutzungstiere hervorragende Resteverwerter sind.

Alles in allem hat dieses Seminar gezeigt, dass die Haltung von Zweinutzungshühnern unter Berücksichtigung des passenden Betriebskonzeptes, eine gute Alternative zum Töten der männlichen Küken in den Legelinien darstellt. Allerdings sind die Haltung und Vermarktung dieser Tiere mit neuen Herausforderungen verbunden. Es bleibt abzuwarten, ob die Zweinutzungshühner in der Zukunft eine größere Rolle spielen werden.

Autorin: Regine Revermann, Landwirtschaftskammer Niedersachsen