Zum Hauptinhalt springen

Tierwohlgerechtes Auslaufmanagement in der Mobilstallhaltung von Legehennen

Die Haltung von Legehennen in Mobilställen erfährt gegenwärtig einen Aufschwung. Auch viele Endverbraucher sehen dieses Haltungsverfahren als sehr tierwohlgerecht an, da den Tieren meist viel frische Grünfläche zur Verfügung steht. Dadurch lässt sich oftmals eine höhere Wertschätzung und damit auch Zahlungsbereitschaft für die produzierten Lebensmittel erzielen. Den Ansprüchen an eine artgerechte Haltung der Legehennen gerecht zu werden, verliert aber auch bei diesem Haltungsverfahren nicht an Bedeutung. Wie sich die Grundbedürfnisse der Legehennen am besten erfüllen lassen, ist auch für viele, die derzeit in die Mobilstallhaltung einsteigen, eine wichtige Fragestellung. Wie beispielsweise ist das tierwohlgerechte Auslaufmanagement in der Mobilstallhaltung zu gestalten und was gibt es dabei zu beachten? Um auf diese Frage erste Antworten zu geben, luden die Tierwohlmultiplikatoren der Bundesländer Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern zu einem Onlineseminar ein.

Flächenbedarf einer artgerechten Auslaufgestaltung

Jutta van der Linde, Mobilstallexpertin der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und Beraterin des Bundesverbandes Mobile Geflügelhaltung, informierte dabei über Möglichkeiten einer artgerechten Auslaufgestaltung in der Mobilstallhaltung. Dabei sollten je Legehenne circa 15 qm Auslauffläche einkalkuliert werden, um bei der Fläche eine solide Grasnarbe zu garantieren. Empfehlenswert ist es auch, den Mobilstall in 14-tägigem Rhythmus zu versetzen und die von den Legehennen beim Scharren verursachten Löcher zu begradigen. Danach benötigt der genutzte Auslauf ausreichend Zeit für die Regeneration und Wiederbegrünung, unter Umständen auch durch Nachsaat mit einer geeigneten Saatmischung. Sowohl der Flächenbedarf als auch die Flächeneignung sind wegen der starken Beanspruchung vor Anschaffung eines Mobilstalles zu überprüfen und als Entscheidungskriterien bei der Wahl eines geeigneten Mobilstalles mit einzubeziehen. Als zusätzliches Gestaltungselement für einen artgerechten Auslauf bevorzugen Legehennen Abdeckungen, durch die sie schemenhaft den Himmel beobachten können. So wird künstlich geschaffenen Unterständen - wie beispielsweise einer Baustahlmatte bespannt mit Windschutznetz - von den Tieren der Vorzug vor blickdichten Materialien gegeben. Auch unter natürlichen Bedingungen nutzen sie häufig Gebüschstrukturen am Waldrand, um Schutz- und Unterschlupfmöglichkeiten aufzusuchen. Walnuss-, Pappel- oder Miskantusplantagen können den Tieren dabei helfen, dem Ausleben ihrer natürlichen Verhaltensweisen nachzukommen. Zu beachten ist aber, dass diese Reihenelemente häufig vor Fressfeinden wie Fuchs oder Habicht nicht ausreichend schützen und dadurch auch zur Gefahrenquelle für die Legehennen werden können.

Pflanzenbauliche Aspekte des Auslaufes 

Im zweiten Teil des Seminars ging es um die pflanzenbaulichen Aspekte, die bei der Gestaltung eines Auslaufes für Legehennen zu beachten sind. Andreas Titze, Mitarbeiter der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei in Mecklenburg-Vorpommern, berichtete dabei über Versuche, die er selbst in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführt hat. In einem Betrieb mit 6.000 Legehennen in 6 Mobilställen und auf einer Ackerfläche mit 45 Bodenpunkten wurden verschiedene Saatmischungen getestet. Mit einem Jahresniederschlag von 790 mm und einer Durchschnittstemperatur von 9,8 Grad Celsius im Versuchsjahr 2017 bestanden für das Deutsche Weidelgras und den Weißklee besonders günstige Wachstumsbedingungen. Dadurch konnten sich diese Arten gut regenerieren und auch bei intensiver Nutzung Lücken schnell wieder schließen. Bei einem Jahresniederschlag im Folgejahr von nur 360 mm und einer durchschnittlichen Temperatur von 10,8 Grad Celsius war dagegen ein deutlicher Rückgang des Deutschen Weidelgrases zu beobachten und die Leguminosen verschwanden nahezu gänzlich aus dem Bestand. Mit zunehmender Trockenheit nahmen Rohr- und Rotschwingel sowie auch Wiesenrispe höhere Anteile ein. Bei Wassermangel und/oder intensiver Nutzung mit kurzen Ruhezeiten erreichten deshalb die Mischungen mit hohen Anteilen Rohrschwingel oder Rotschwingel wesentlich höhere Deckungsgrade. Zudem war zu beobachten, dass die Hühner aufgrund ihres ausgeprägten Selektionsvermögens vor allem feinblättrige Pflanzen sehr intensiv zerpickten und aufnahmen. Deutlich wurde auch, dass unvermeidbare partielle Nährstoffanreicherungen durch einen rechtzeitigen Flächenwechsel sowie geeignete Fruchtfolgen abgebaut werden müssen.

Praxiserfahrungen von Mobilställen in Agroforstsystem

Abschließend referierte Sebastian Frey über die Probleme bei der Auslaufgestaltung, die sich für einen Praxisbetrieb im Alltag ergeben können. Er und seine Familie halten in Nordbayern 4.000 Legehennen in drei Mobilställen. Schwierigkeiten gab es früher oft mit schwarzen Flächen, bei denen die Begrünung im stallnahen Bereich durch starkes Picken und Scharren der Legehennen beschädigt wurde und mit einem intensiven Stickstoffeintrag einherging. Ein nicht ganz einfach zu behebendes Problem unter Berücksichtigung, dass seine 1.000er oder 2.000er Mobilställe nicht so leicht verzogen werden können und stets ein Wasser- und Stromanschluss benötigt wird. Unebene oder vernässte Flächen erschweren das Versetzen der Mobilställe zusätzlich. Gelöst hat der Familienbetrieb Frey diese Probleme mit einem Agroforstsystem, bei dem Hecken und Obstbäume auf dem gesamten verfügbaren Terrain angepflanzt und die Tiere damit auch in stallfernere Regionen gelockt werden. Diese Bewirtschaftungsart hat für den Betrieb viele Probleme gelöst, geht aber auch mit einem erhöhten Arbeitsaufwand einher, der letztlich durch höhere Preise für die Eier ausgeglichen werden muss. Zu erwähnen ist aber, dass diese Bewirtschaftungsart nicht in jedem Bundesland erlaubt ist und sich interessierte Tierhalter vorab diesbezüglich mit den zuständigen Behörden oder Beratern auseinandersetzen sollten. Um eine höhere Wertschöpfung zu erlangen setzt Familie Frey auf Öffentlichkeitsarbeit, will mit den Verbrauchern ins Gespräch kommen und die Bedeutung dieses für die Legehennen sehr naturnahen Haltungssystems kommunizieren.

Autorin: Patricia Lößner, Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern